Seit 1945 war Amerikas soziale Not noch nie so groß

Obdachloser / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/menschen-obdachlose-homeless-usa-4606605/ Obdachloser / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/menschen-obdachlose-homeless-usa-4606605/

 

Die wirtschaftlichen Folgen von Corona werden härter als die meisten Ökonomen voraussagen. Investoren Warren Buffet und Druckenmiller stoßen ihre Aktien ab.

Im April haben 20,5 Millionen Amerikaner ihre Jobs verloren, die offizielle Arbeitslosenquote schoss auf 14,7% nach oben. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Statistik nach dem Zweiten Weltkrieg. Dennoch schreibt das Bureau of Labor Statistics, das für die Erhebung dieser Daten zuständig ist, dass diese Zahl das wahre Ausmaß der Arbeitslosigkeit deutlich unterzeichne. Das Ministerium sieht die tatsächliche Arbeitslosenquote rund 5%-Punkte höher, das heißt bei rund 20%. Wie die Neuanmeldungen zum Bezug von Arbeitslosenunterstützung zeigen, wurden bis Mitte Mai weitere 2,5 Millionen Arbeitsplätze abgebaut.

Hinter diesen Zahlen verbirgt sich die Vernichtung vieler Existenzen. Der Schaden, der durch die Stilllegung der Wirtschaft angerichtet wurde, kann nicht innerhalb weniger Wochen repariert werden, er wird Spuren hinterlassen. Das zeigt sich jetzt bereits in China. Dort erholt sich der Konsum sehr viel langsamer, als die Optimisten an der Wall Street für Amerika erwarten. Eine schnelle Erholung der Wirtschaft erscheint immer deutlicher als Wunschdenken.

Fed soll Geld drucken

Wir befinden uns erst am Anfang dieser Krise, die mit großer Härte auf eine hochverschuldete Welt trifft. Die sich abzeichnende Schuldenkrise hat noch gar nicht begonnen, sie läuft erst langsam an. Aber sie wird kommen. Deshalb hat die IWF-Präsidentin gerade öffentlich dazu aufgerufen, allen Banken den Rückkauf eigener Aktien und die Zahlung von Dividenden zu verbieten.

Im Moment gibt es an der Wall Street aber nur ein alles beherrschendes Thema: Die Gelddruckmaschine der Fed. Sie soll das Unmögliche möglich machen. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für groß, dass die harsche ökonomische Realität bald für Ernüchterung und fallende Aktienkurse sorgen wird.

Im Moment deutet jedenfalls alles darauf hin, dass der jüngste Kursanstieg an den Aktienmärkten nur eine Bearmarketrally ist, befeuert durch die neu geschaffenen Billionen der Fed und anderer Zentralbanken. Die Markttechnik hat sich nicht in einem Ausmaß verbessert, das für den Beginn einer neuen Hausse typisch wäre, sondern zeigt ein Bild, das klar für eine Bearmarketrally spricht.

Buffet stößt Aktien ab

Der S&P 500 ist extrem überbewertet. Alle bewährten Kennzahlen der fundamentalen Bewertung kommen zu diesem Ergebnis. Sie befinden sich auf einem Niveau, das historisch gesehen nur 1929 und 2000 erreicht wurde, das heißt am Vorabend schwerer Aktienbaissen. Kein Wunder also, dass die allseits bekannten Investoren Warren Buffet und Stanley Druckenmiller keine Aktien kaufen, sondern ihre Bestände reduzieren.

Die Kombination aus krasser Überbewertung, drastisch rückläufigen Unternehmensgewinnen und einer beginnenden Schuldenkrise ist höchst brisant. Deshalb rechne ich im Lauf der Baisse, die Ende Februar 2020 begonnen hat, weiterhin mindestens mit einer Kursdrittelung des S&P 500, also mit einem Rückgang in den Bereich von 1.000 Punkten.

Bei einem wichtigen Indikator, der die Marktbreite misst, hat sich inzwischen eine negative Divergenz gebildet. Das deutet darauf hin, dass die Bearmarketrally der vergangenen Wochen bald zu Ende gehen wird.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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waltomax
waltomax
3 Jahre her

Zur Entstehung einer nachindustriellen Gesellschaft in den USA Amerika, letztlich wirst Du es besser haben. Der Grund ist die größere Freude am Experiment und am Risiko. Wer scheitert, wird nicht stigmatisiert, sondern ermuntert, weiterzumachen. Deutschland hingegen ist ein Land der Bedenkenträger und der Bremser. Bevor man hier etwas auf die Reihe bekommt, ist man entweder pleite, tot oder beides. Nehmen man als Beispiel die Autostadt Detroit, die alle natürlichen Entwicklungsphasen durchgemacht hat. Beginn, Aufstieg, Blüte, Niedergang und Verfall. So ist das Leben! Eine schwarze Aktivistin hat dort eine Bewegung gegründet, die Brachflächen zum Anbau von Gemüse nutzt. Stichwort „urban gardening“.… Read more »

Martina Grundig
Martina Grundig
Reply to  waltomax
3 Jahre her

Ich glaube, dass die Technologie eines Wasserstoffgenerators oder ein Generator der freien Tesla-Energie schon seit langem in den Schubladen der Energieerzeuger schlummert. Man wartet nur darauf, diese Technologien einzusetzen, indem man die herkömmlichen zerstört. Bisher war die Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen das Alpha der Industrialisierung, da die Lobby der heute erdölproduzierenden Staaten größer und „billiger“ war. Die Montanunion der Stein- und Braunkohle der 50-60iger Jahren ist schon seit Jahrzehnten ohne Not beerdigt worden. Diese Lobby kämpft heute um ihr Überleben und wird es nicht. Die erdölfördernden Staaten werden in naher Zukunft auch nicht überleben. Aber welche Alternativen bleiben uns hier… Read more »

Wolfgang Rosner
Wolfgang Rosner
Reply to  waltomax
3 Jahre her

Das finde ich auch immer sehr bezeichnend bei den Ami’s: die Kultur der Ermutigung aller, auch und gerade nach einem Scheitern. Das wird die USA auch wieder aufstehen lassen. Für Europa sehe ich rabenschwarz: man ist auf dem direkten Weg in die Planwirtschaft. Europa wird zum pitoresken Freilichtmuseum für Asiaten und Amerikaner – mehr ist nicht mehr drin.

dragaoNordestino
3 Jahre her

Die sich abzeichnende Schuldenkrise hat noch gar nicht begonnen, sie läuft erst langsam an. Aber sie wird kommen.

Hmmmm … Ein netter Claus Vogt Pessimismus Artikel …. jedoch muss das alles ja nicht unbedingt in den alten ausgelatschten Schuhen stattfinden ….

und überhaupt, was haben wir da eigentlich.? Eine Schuldenkrise.? Vermutlich wäre es besser / genauer diese Guthabenkrise zu nennen…..

Ich vermute viel mehr, dass in einer Zukunft wo Arbeit eher knapp zu werden droht, die Erkenntnisse von MMT (Modern Monetary Theory) immer mehr ins Blickfeld geraten und auch umgesetzt werden

https://oxiblog.de/alle-reden-ueber-mmt-worueber-ein-ueberblick-zur-modern-monetary-theory/

waltomax
waltomax
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

@Dragao
Inzwischen versuchen die Zombies in Starre zu verweilen, weil ihnen bei jeder Bewegung mehr Subtanz von den Knochen fällt. Die Zombies merken mehr und mehr, dass sie tot sind und trauen sich kaum noch zu atmen. Die MMT kommt vielleicht als Grabrede in Frage. Bei Grabreden wird ja bekanntlich am meisten gelogen und die Selbstäuschung treibt besonders bunte Blüten.

dragaoNordestino
Reply to  waltomax
3 Jahre her

@waltomax …. Die MMT kommt vielleicht als Grabrede in Frage. Bei Grabreden wird ja bekanntlich am meisten gelogen und die Selbstäuschung treibt besonders bunte Blüten.

Vielleicht sollten Sie sich genauer mit den Erkenntnissen des MMT beschäftigen…. so absolut irre sind diese nicht

Gerolf
Gerolf
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

Die Erkenntnisse der MMT sind nicht neu, die Reichsbank der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte diese Erkenntnisse auch schon. Hat dann zur Vernichtung der Guthaben der kleinen Leute geführt, während die Reichen in die Sachwerte flüchten konnten.
Unschön, oder? Aber warum sollten wir aus der Geschichte etwas lernen wollen, das ist doch uncool.

dragaoNordestino
Reply to  Gerolf
3 Jahre her

@Gerolf ….. Die Erkenntnisse der MMT sind nicht neu, die Reichsbank der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte diese Erkenntnisse auch schon. Hat dann zur Vernichtung der Guthaben der kleinen Leute geführt, während die Reichen in die Sachwerte flüchten konnten.

Solche Behauptungen sollte man mit Beweisen / Fakten belegen…..

….. ansonsten sind diese einfach nur ….. na ja

dragaoNordestino
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

John Law

Sollten sie mit Ihrem Vergleich John Law meinen…. nun dann sehen Sie die MMT falsch……

…. Law ging davon aus, dass so viel Geld gedruckt werden kann wie durch Hinterlegung eines realen Gutes, etwa von Land oder Aktien gedeckt werden kann…

MMT vertritt die Ansicht, dass soviel Geld gedruckt werden kann, wie die jeweilige nationale Wirtschaft verarbeiten kann, ohne zu horden.

Nicht vergleichbar

fufu
fufu
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

Das Ziel von MMT ist Vollbeschaeftigung. Das geht nur mit bullshit-Jobs die wir jetzt schon haben, d.h. in einer monetaeren Blase und Planwirtschaft. In Realitaet muesste man die Illusion des Wohlfahrtsstaats fuer alle auf den Pruefstand stellen. Dies wird aber nicht gewuenscht. Die Tendenz koennen Sie in I sehen. Dort will man im Rahmen der „Epidemie“ die eigentlich vorbei ist 60.000 Arbeitslose als Corona-Blockwarte zur Kontrolle der immer noch bestehenden Einschraenkungen einstellen. I, das Land der Geheimbuende, war dem vertraeuemten D immer etwas voraus.

dragaoNordestino
Reply to  fufu
3 Jahre her

@fufu ….. <i>Das Ziel von MMT ist Vollbeschaeftigung.</i>

Wie kommen Sie denn auf diese Idee.?

Ist es nicht viel mehr so, dass es gerade für die Theorien des MMT, gar keine Vollbeschäfigung braucht… sondern lediglich Innovation und Konsum.

fufu
fufu
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

https://de.wikipedia.org/wiki/Modern_Monetary_Theory

waltomax
waltomax
3 Jahre her

Das Ende der Pyramide Häme und Zynismus gelten als Kompensation der Ohnmächtigen vor dem System und sind eigentlich zu meiden. Immerhin sorgt die Wahrheit für sich selber und muss nicht aggressiv vorgetragen werden. Trotzdem reizt es natürlich, die Hierarchie als globale Grundordnung aufgrund ihrer immanenten Schwächen zu zerlegen und ihre Epigonen als verblendete Dummköpfe hinzustellen. (s. dazu den Aufsatz zu den Kondratieff-Zyklen, hier auf GEOLITICO erschienen.) Der Zusammenbruch des Systems wird zweifelsohne durch sein basales Grundmuster bedingt. Dessen parasitärere Charakter führt letztlich zum Tod von Parasit und Wirtschorganismus. Dies ist durch Propaganda und Gelddrucken nicht zu kompensieren. Auch ein Virus… Read more »

waltomax
waltomax
3 Jahre her

Was wir dringend brauchen, dass ist eine zweite Coronawelle, um den Patienten wieder ins Kälte – Koma zu schicken. Dann bleibt er wenigstens ein Weilchen länger untot, bevor er -unvermeidbar- dann doch tot aufwacht…

Daher kommt jetzt die zweite Welle…Samt Repressalien.

Wetten?

Mann, was bin ich mit diesem Thema durch!

Nur noch Gesundbeter und Weihrauchschwenker, um den Leichengeruch zu überdecken.
Und die Massengräber sind schon ausgehoben. Trotz oder wegen der vermummten und machtlosen Pestärzte.

Incamas SRL
3 Jahre her

Droht Hartz4 mit Vermögensverzehr, Insolvenz, Pfändungen ? Über 840.000 Firmen haben Kurzarbeit in D beantragt. Diese Not wird weite Teile treffen. https://incamas.blogspot.com/2020/05/droht-hartz4-mit-vermogensverzehr.html

Konrad Kugler
Konrad Kugler
3 Jahre her

Seit einiger Zeit sehe ich die Ausplünderung der Gesellschaft als das wesentliche Problem. Anstoß war das Schlagwort „Eigentum verpflichtet“, das alle Linken mit dem Blick auf den Geldbeutel des Anderen vereint. Aaaber: Eigentum verpflichtet den Besitzer, sich um sein Eigentum zu kümmern, es zu erhalten und zu sichern für Unwägbarkeiten. Ein Hausbesitzer muß also sein Haus selber instand halten. Und so muß ein Aktionär halt auch nachschießen, wenn es kriselt. Die wenigsten nagen deswegen am Hungertuch. Sozial ist nicht die Gießkanne, weil die nur zur Verwahrlosung beiträgt. Was sagte Bismarck. Gebt dem Arbeiter das Recht auf Arbeit, sichert ihn bei… Read more »

Konrad Kugler
Konrad Kugler
Reply to  Konrad Kugler
3 Jahre her

Natürlich fehlt da die Hauptsache: Von Steuern unbelastete Rücklagen. Wenns brennt.

Wolfgang Rosner
Wolfgang Rosner
3 Jahre her

Ich bin jetzt auch schon seit Anfang März aus den Märkten raus, aber langsam komme ich mir blöd vor. S&P ist schon über 62% retracement raus, das paßt nicht ganz zu einer „normalen“ Rally nach crash. Ich krieg’s einfach nicht über’s Herz die Bearmarketralley mitzureiten, weil mir das Timing unklar ist. Sonst hätte man locker 50% Gewinn einfahren können, spreche von BR und US, DE hinkt etwas.

Natürlich kommt das dicke Ende noch. Und dann geht’s wieder los!

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