Der totalbefreite Mensch

Mensch Geschlecht Einsamkeit / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder und Grafiken, open library:Grahwk; https://pixabay.com/de/photos/allein-traurig-depression-2666433/ Mensch Geschlecht Einsamkeit / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder und Grafiken, open library:Grahwk; https://pixabay.com/de/photos/allein-traurig-depression-2666433/

 

In einer „Welt ohne Grenzen“ soll sich das „souveräne Individuum“ als „Weltbürger“ zu Hause fühlen. Der Mensch als Produkt eines sektenartigen Eliten-Milieus.

Während meiner Studentenzeit war die für die Paarbildung entscheidende Frage, wo man politisch stand: Für oder gegen den Vietnamkrieg? Das Palästinensertuch? Wie hältst du es mit Fidel Castro? Ho Chi Minh? Che Guevara? Muammar Gaddafi? Nixon?

Heute scheint es auf andere Bekundungen anzukommen: Glaubst du, dass es sechs Geschlechter gibt? Oder sechzig? Oder vierundsechzig? Oder darf’s ein bisschen mehr sein? Genderpünktchen, Unterstrich, Unisex-Toiletten, Frau Feldwebelin – das Karussell der Absonderlichkeiten, mit dem sich nicht nur Studierende(!) beschäftigen, sondern auch Eliten in Medien, Politik und nicht zuletzt die Duden-Redaktion, dreht sich immer schneller.

Gibt es in Zeiten der Sorge um den Verlust des Arbeitsplatzes als Folge der Corona-Pandemie, einer drohenden Weltwirtschaftskrise, obszöner Ungleichheit in der Verteilung des Reichtums und im Zeichen eines neuen Kalten Krieges, der beinahe täglich in einen heißen Nuklearkrieg umkippen könnte, keine anderen Probleme?

Doch das alles ist der beinahe zwingende Endpunkt einer Sonderentwicklung, die in Europa vor rund 500 Jahren einsetzte. Das europäische Nachdenken über Welt und Mensch wird seit der Frühen Neuzeit durch zwei unterschiedliche, aufeinander bezogene, sich überlagernde und teilweise gegenseitig verstärkende, dann wieder gegenläufige Tendenzen bestimmt: den Universalismus und die permanente Emanzipation. Es muss die Aufgabe der Historiker bleiben, die einzelnen Schritte des Mit- und Gegeneinanders dieser Tendenzen und der involvierten wirtschaftlichen und politischen Faktoren eines in sich selbst rückgekoppelten Prozesses herauszuarbeiten. Mir kommt es an dieser Stelle nur darauf an, in großen Linien einen Vorgang darzustellen, der in anscheinend logischer Konsequenz zu den gesellschaftlich-kulturellen Erscheinungen führt, die uns heute so irritieren.

Eine kurze Geschichte des Universalismus

Vom Investiturstreit (1076-1122) bis zur Französischen Revolution trennten sich in Europa Kirche und Staat immer weiter voneinander. Das Erkennen löste sich von der Autorität der Heiligen Schrift und des Kollektivs. Wissen und Erkennen wurden dem zugänglich, der die Instrumente des Wissenserwerbs, der Erklärens und Begründens unter der Leitidee der Objektivität erlernt hat und sie anzuwenden versteht – unabhängig von Alter, Herkunft, und Nation. Das autonome Bewusstsein wurde zur letzten Erkenntnisquelle. Die soziale und mentale Individualisierung setzte einerseits Kräfte der Innovation und des Erkenntnisfortschritts für die Entwicklung von Wissenschaft, Industrie und Marktwirtschaft frei, die die Voraussetzungen für die Aufrichtung der europäischen Weltdominanz seit ca. 1500 schufen.[1] Andererseits wurde die Moderne auch das Zeitalter der vereinfachenden Ideologien mit ihrem universellen Wahrheitsanspruch ohne Rückbindung an eine anthropologische, soziale und politische Realität.

Unter diesen Bedingungen konnte sich eine Eigenart europäischen Denkens entfalten, deren Ursprünge Ursprünge in der Antike liegen. Sie mündete in den christlichen Monotheismus ein und dominierte schließlich, auch in säkularisierter Form, Denken und Handeln: der Drang zur Universalisierung, die dem Wunsch entspricht, die Welt einheitlich, aus einem Prinzip heraus, erklären zu wollen. Dieser Anspruch gewann in den universalistischen Ideologien der Moderne eine politische Dimension und kleidet sich heute seitens des Westens in das universalistische Plädoyer für Menschenrechte, Demokratie, gute Regierungsführung und, ganz allgemein, für „unsere Werte“. Die neue offizielle „Religion“ ist der „Kapitalismus als Religion“[2].

Mission, Millennium und „manifest destiny

Betrachten wir die Entfaltung dieses universalistischen Programms im Raum westlicher Kultur und Zivilisation etwas genauer. Die erste große Welle des global ausgerichteten universalistischen Enthusiasmus wurde im 16. Jahrhundert von spanischen Franziskaner-Mönchen in Amerika getragen. Sie waren mit der Mission im Gefolge der Aufrichtung der spanischen Herrschaft und der Gründung des Vizekönigreichs Neuspanien beauftragt. Als Spanier waren sie zutiefst von der Überzeugung durchdrungen, dass die eigene Kultur, Gesellschaft und Religion allen anderen überlegen sei und dass es daher ihr Recht und ihre Pflicht sei, weltweite Konformität mit ihren geheiligten Prinzipien durchzusetzen.

Die Franziskaner-Missionare hatten darüber hinaus die Lehren des im 12. Jahrhundert wirkenden Apokalyptikers Joachim von Fiore (ca. 1135-1202) verinnerlicht. Joachim und seine Anhänger predigten die unmittelbar bevorstehende Wiederkehr Christi und die Aufrichtung seines tausendjährigen Friedensreiches, des Millenniums, falls eine erneuerte katholische Glaubenslehre weltweit durch neue geistliche Orden verbreitet werden würde. Amerika verstand man damals ja noch als Teil Asiens, als „Indien“, und viele Franziskaner sahen sich selbst zu Beginn des 16. Jahrhundert in der Pflicht, durch die Bekehrung aller Einwohner dieses Kontinents die Voraussetzung für den Anbruch des Millenniums zu schaffen.[3]

Die frühe Neuzeit ist auch die Geschichte der Emanzipation vom Universalismus der Römischen Kirche und ihrem politisch wirksamsten Instrument, dem Habsburger-Reich. Der im Dreißigjährigen Krieg ausgefochtene Emanzipationsprozess führte zur Entstehung der modernen europäischen Staaten und ihrer multipolaren imperial-kolonialen Weltdominanz. In dieser Staatenwelt war jedoch durch die Entstehung des modernen Weltsystems des flüchtigen Kapitals, das keine Grenzen kennt, bereits der Keim zu ihrer Schwächung angelegt.[4] Gleichsam aus dem Schoß dieser Staatenwelt entsprang nämlich unter dem Einfluss von Kapitalismus und Aufklärung mit ihrer Betonung von Freiheit, Gleichheit und Individualismus in den Vereinigten Staaten von Amerika ein neuer, stetig an Macht gewinnender Mitspieler im Staatensystem.

Spätestens seit dem mittleren 19. Jahrhundert sahen sich die USA zu dem offenkundigen Schicksalsauftrag (manifest destiny) berufen, der Welt als leuchtendes Vorbild zu dienen. Im Laufe der Zeit erwuchs daraus die Überzeugung von der Notwendigkeit, die Welt auch nach eigenem Bild umzuformen und von den „Fesseln“ ihrer Traditionen zu emanzipieren.[5] Victor Marchetti, ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter und John D. Marks, ein ehemaliger Beamter im US-Außenministerium, legten 1974 ein Buch vor, in dem sie dieses Denken und seine fatalen Folgen für die Weltgemeinschaft in aller Deutlichkeit offenlegen: Demnach herrsche „bei den Spitzenbeamten der Nation, in der CIA und anderswo das starke Gefühl vor, daß Amerika für das, was in anderen Ländern geschieht, verantwortlich ist, und daß es ein unveräußerliches Recht habe – einen offenkundigen Schicksalsauftrag -, sich in die internen Angelegenheiten anderer Länder einzumischen … Intervention, entweder militärisch oder geheim, ist immer noch die Regel“[6]. Daran hat sich bis heute nichts geändert.[7]

Von der Klasse über die Rasse zum Weltstaat – oder zur Kasse?

Buch von Thomas Bargatzky

Dem Universalismus der Demokratie (nach US-Vorbild), der Freiheit und der Menschenrechte erwuchsen seit dem späten 19. Jahrhundert zwei konkurrierende Bewegungen, die sich im 20 Jahrhundert voll entfalteten: die Herrschaft der Klasse und die Herrschaft der Rasse: „Für Marx ist bekanntlich alle Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen. Für Hitler war alle Geschichte eine Geschichte von Rassenkämpfen um Lebensraum … Das Schicksal der Kulturen hängt davon ab, ob sie jeweils die richtige Antwort (auf die Rätselfragen der Geschichte, ThB) finden“. Arnold Toynbee hält die Antwort bereit: „Sie heißt Weltstaat und Universalreligion“[8].

Nach dem Sieg über den universalistischen Trotzkismus verabschiedete sich die Sowjetunion zwar nicht rhetorisch, wohl aber in der Praxis von der Idee der weltweiten Herrschaft der Klasse unter dem Banner einer kommunistischen „Universalreligion“. Natürlich betrieb sie Machtprojektion und wollte Anhänger und Verbündete im Rest der Welt gewinnen, aber ihre Führer hatten niemals vom Pathos des Nationalismus und Patriotismus gelassen.

Die Sowjetideologie lässt sich als ein Mittel zur Umsetzung der Formel „Make Russia Great Again“ lesen, deren amerikanische Variante in den Tagen Donald Trumps ja allgemein bekannt ist. Für den Georgier Stalin war Russland das adoptierte Vaterland, das er groß machen wollte und mit ihm sich selbst und in dem er seine Herrschaft durch ein blutiges Terror-Regime zementierte. Seine Nachfolger suchten ohne den stalinistischen Terror ein koloniales Reich zusammenzuhalten, dessen Glieder zwar nominell als Nationalstaaten galten, deren Grenzen, besonders im asiatischen Teil, aber so gezogen waren, dass nur Moskau der Nutznießer war.

Ob Hitler einen universellen Weltstaat unter dem Banner der Herrschaft der „arischen Rasse“ errichten wollte oder „nur“ ein nach Osten durch die Gewinnung von „Lebensraum“ erweitertes deutsches Europa, mögen Historiker entscheiden. Hitlers Millennium dauerte zwar nur zwölf Jahre, sein Einfluss war jedoch viel verhängnisvoller. Er wirkt bis in die Gegenwart nach, da der Verweis auf das Dritte Reich als nützlicher Hebel zur Diffamierung aller Personen und Bestrebungen dient, die sich universalistischen Machtprojektionen widersetzen und nationale Eigenständigkeit und Souveränität bewahren wollen.

Die verordnete Emanzipation von der Nation wird jedenfalls seit dem Ende der Sowjetunion im neuen Kalten Krieg der Gegenwart sehr viel wirksamer als je zuvor durch die Herrschaft der Kasse umgesetzt: die Herrschaft der Konzerne und Banken, die sich der Staaten – vor allem des derzeit mächtigsten Staates USA – als Instrument zur Durchsetzung ihrer Interessen bedienen: „corporatocracy[9].

Moderne und Postmoderne: Der Angriff auf die Zwischeninstanzen

Bereits 1971, als Reaktion auf die Bewegung von 1968, schrieb Sebastian Haffner über die „permanente bürgerliche Revolution“ in einem Beitrag für den Norddeutschen Rundfunk:

„Die Revolution findet nicht in den Fabriken statt, sondern in den Schulen und Universitäten, in der Justiz und vor allem in den Familien. Das Pathos dieser gegenwärtigen Jugendrevolution ist emanzipatorisch, individualistisch und freiheitlich. Das heißt: es ist bürgerlich. Denn wenn die von Marx entdeckte … bürgerliche Revolution vom deutschen Bauernkrieg bis zur Pariser Kommune einen gemeinsamen Grundzug hat, dann ist es ihr Freiheitspathos, die Auflehnung des Individuums gegen gesellschaftliche Autoritäten und Zwänge, die nicht mehr als gottgewollt, sondern als willkürlich empfunden werden, die Ablehnung jeder nicht selbstgewählten Bindung, bis zu den Bindungen äußerlichster Konvention“.

Die bürgerliche Revolution begann zwar vor ca. fünfhundert Jahren mit dem Aufstand gegen die Allmacht der Kirche, sie schuf aber zunächst keine volle Säkularisierung, sondern eine Gegenkirche. Der Aufstand gegen den Feudalismus schuf keine volle Demokratie, sondern den Industriefeudalismus im Rahmen eines neuen Klassenstaats. „Und doch war das niemals das Ende der bürgerlichen Revolution. Die ursprünglichen Antriebe haben sich immer wieder neu belebt. Die Säkularisierung geht immer noch weiter, ebenso die Demokratisierung, und nach Kirche und Staat erfaßt gerade jetzt … die Revolution ein neues Gebiet: Sitte und Familie. Es ist immer noch erkennbar dieselbe Revolution, dieselbe bürgerliche Revolution“[10].

Haffners Ansatz können wir aufgreifen und in die Gegenwart hinein weiterdenken: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Warschauer Paktes proklamierte US-Präsident George H.W. Bush eine Neue Weltordnung der Freiheit und Menschenrechte in jedem Land der Erde. Francis Fukuyama, der Hof-Philosoph der amerikanischen Neokonservativen, verkündete den Sieg des „American way of life“ und folglich das „Ende der Geschichte“. Die Leitidee der nationalen Souveränität steht der Entfaltung der Neuen Weltordnung im Wege und muss delegitimiert werden.

UN-Generalsekretär Kofi Annan spielte in diesem Sinne in seiner Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 20. September 1999 den Begriff der „individuellen Souveränität“ (individual sovereignty) gegen den der staatlichen Souveränität aus: Der einzelne ist nicht mehr Bürger eines Staates, sondern „Bürger der Menschheit“. Als „global citizen“ ist er das Subjekt der Menschenrechte, die mehr und mehr permissiv im Einklang mit dem im Westen vorherrschenden hedonistischen Zeitgeist ausgelegt werden, nämlich als das Recht des Individuums auf größtmögliche Entfaltung seiner Eigenarten und Vorlieben.[11]

Die Moderne schreitet auf dem Weg der permanenten Revolution und Emanzipation fort in die Postmoderne. Der Westen versucht mit aller Macht, sein universalistisches Modell global durchzusetzen. Letzten Endes sollen die Zwischeninstitutionen zwischen Individuum und Menschheit durch Netzwerke ersetzt werden, die weder Zentrum noch Peripherie haben. Sie sind Substrat und Infrastruktur der ökonomischen Globalisierung. Gesellschaft, Nation und Staat werden im Sandhaufen autonom gedachter Individuen überflüssig, es bleiben der Weltmarkt und der individuelle Konsument.

In dieser „Welt ohne Grenzen“ soll sich das „souveräne Individuum“ als „Weltbürger“ zu Hause fühlen. Dieses moderne souveräne Individuum erträgt den Gedanken an die Grenzen seiner Selbstbestimmung nicht. Die Erfahrung der Unverfügbarkeit bestimmter Bedingungen unseres Lebens, die wegzuarbeiten oder auch nur ändern zu wollen ein widersinniges Unterfangen wäre, ist ihm unerträglich.[12] Daher erfasst die permanente Emanzipation jetzt das Individuum selbst in Form seiner Geschlechtlichkeit.

Insoweit ist das, was wir dieser Tage beobachten, nur die logisch-zwingende Konsequenz der permanenten bürgerlichen Revolution und Emanzipation. Es ist aber eben nur die Revolution eines sektenartigen Milieus von Eliten in Universitäten, Medien, Justiz und Politik, die sich auch sonst mit Lifestyle-Themen und Lifestyle-Minderheiten beschäftigen. Mit den Lebensproblemen der überwältigenden Mehrheit der Menschen unserer Gesellschaft hat das nichts zu tun. Es ist wie im Krieg: die Normalbürger in ihrer Mehrheit wollen ihn nicht, es sind die Politiker, die ihn herbeiführen und die Medien, die nach ihm rufen.

Das Ende der Emanzipation

Besonders in Deutschland wird der „Kampf gegen das Geschlecht“ mit dem bei uns in ideologischen Fragen üblichen Furor, mit einer Verbissenheit und Humorlosigkeit geführt, für den viele andere Länder kein Verständnis haben. Natürlich ist aber das Ende der Fahnenstange auch hier einmal erreicht. Was mit der Emanzipation der Staatenwelt von der Kirche begann, endet nun bei der Emanzipation des Individuums von sich selbst, bzw. seiner Geschlechtlichkeit. Der Umschlagpunkt ist erreicht, mehr Befreiung ist nicht möglich, es sei denn die politische Befreiung von der corporatocracy, der Macht der Banken und Konzerne, wofür dem Totalemanzipierten und mit sich selbst beschäftigten Individuum aber die Kraft fehlt.

Für die Beglückung des Rests der Welt mit dieser Art von Emanzipation auf reicht es aber auch nicht mehr, denn das Dilemma des Westens besteht ja darin, dass sein Leitimperium USA durch Überdehnung an seine Grenzen stößt und der totalbefreite souveräne global citizen“ immer weniger hat, worauf er sich sozial und mental stützen kann. Die von den sozialen Zwischeninstanzen und dem Geschlecht emanzipierte westliche Minderheit kann den Konkurrenten auf der Weltbühne, der überwältigenden Majorität, langfristig nur wenig entgegensetzen. Wie will man gegen den staatsfreundlichen asiatischen Konfuzianismus bestehen? Gegen Russland mit seiner zu neuer Stärke gekommenen Orthodoxie? Den Islam?

Die Bevölkerung der westlichen Welt umfasste 2018/19 nur eine Minderheit von knapp unter 12 Prozent der Weltbevölkerung und ihr Anteil dürfte sich in der Zukunft noch weiter verringern.[13] Die globale Vormachtstellung des Westens wird zwar noch durch die gigantische Militärmaschine der USA gestützt, aber sie ist innerlich ausgehöhlt. Die Implementierung eines „Disaster Capitalism“[14] nach 1990, also der „Schock-Therapie“ der globalen Oktroyierung eines „Laissez faire Kapitalismus“, hat in Afrika, Asien und Lateinamerika zur Ermächtigung ökonomisch dominanter Minoritäten im Sold des Imperiums geführt, die Ablehnung und Hass seitens der immer mehr verarmenden Bevölkerungsmehrheit auf sich ziehen.[15]

Die Sonderrolle Europas und die Dominanz des Westens mitsamt seinem Drang zur weltweiten Projektion seiner politischen, militärischen und ökonomischen Macht sowie zur Oktroyierung seiner universellen Weltdeutungsmuster, die sich im Lauf der vergangenen 500 Jahre herausgebildet und die Welt für etwa 200 Jahre beherrscht hat, könnte sich als Seitenweg der Weltgeschichte erweisen. Diese Sonderrolle, die auf der permanenten bürgerlichen Emanzipation und Revolution beruht, hat sich nun totgelaufen und es ist kaum anzunehmen, dass der Rest der Welt dem Beispiel des Westens folgt. Und das ist gut so.

Anmerkungen

[1] Z.B. Eric Jones: The European Miracle. Environments, Economies and Geopolitics in the History of Europe and Asia. – New York: Cambridge University Press, 2003.

[2] Dirk Baecker (Hg.): Kapitalismus als Religion. – Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2009 (im Anschluss an einen um 1921 geschriebenen Text von Walter Benjamin).

[3] Richard Flint: No Settlement, No Conquest. A History of the Coronado Entrada. – Albuquerque: University of New Mexico Press, 2008, S. 8, 243 f.

[4] Immanuel Wallerstein: Das moderne Weltsystem. Die Anfänge kapitalistischer Landwirtschaft und die europäische Weltökonomie im 16. Jahrhundert (Aus dem Amerikanischen von Angelika Schweikhart). – Frankfurt am Main: Syndikat, 1986.

[5] Thomas Bargatzky: Vergiftete Ideen. Geolitico, 29. Januar 2019. https://www.geolitico.de/2019/01/29/vergiftete-ideen/

[6] Victor Marchetti und John D. Marks: CIA. – Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1974, S. 306.

[7] Thomas Bargatzky: Der große Wahn. Der neue Kalte Krieg und die Illusionen des Westens. – Baden-Baden: Tectum/Nomos, 2020.

[8] Sebastian Haffner: Im Schatten der Geschichte. Historisch-politische Variationen. – Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1985, S. 13

[9] Statt vieler sei hier nur auf die Bücher des amerikanischen „wirtschaftlichen Auftragskillers“ John Perkins verwiesen. Eine deutschsprachige Ausgabe: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia (Erweiterte Neuausgabe). – München: Goldmann, 2016.

[10] Haffner, Schatten, S. 229 f.

[11] Siehe dazu kritisch Werner Theobald: Ohne Gott? Glaube und Moral. – Augsburg: Sankt Ulrich Verlag, 2008, S. 77 u. passim.

[12] Hermann Lübbe: Religion nach der Aufklärung. – Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1986.

[13] Bezogen auf die USA, Neu Seeland, Australien, Kanada und die EU-Staaten. Siehe „List of countries and dependencies by population“. Wikipedia, August 2019. Auf die EU entfallen 6,62 %, auf die USA 4,27 %, auf Kanada 0,486 %, auf Australien 0,33 % und Neuseeland 0,046 %.

[14] Der Ausdruck stammt von Naomi Klein: The Shock Doctrine. The Rise of Disaster Capitalism. – London: Penguim Books, 2007.

[15] Amy Chua: The World on Fire. How Exporting Free Market Democracy Breeds Ethnic Hatred and Global Instability. – New York: Anchor Books, 2004.

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Über Thomas Bargatzky

Prof. Dr. Thomas Bargatzky lehrte von 1990 bis zu seiner Pensionierung 2011 Ethnologie an der Universität Bayreuth. Zuvor hatte er Lehrstuhlvertretungen in Tübingen und Heidelberg inne. Er unternahm Forschungsreisen in den Südpazifik und den Südwesten der USA. Seit mehreren Jahren beschäftigt er sich mit sicherheitspolitischen Fragen. m Juni 2020 ist sein Buch "Der große Wahn – Der neue Kalte Krieg und die Illusionen des Westens" im Tectum-Verlag erschienen. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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fufu
fufu
3 Jahre her

„es ist kaum anzunehmen, dass der Rest der Welt dem Beispiel des Westens folgt. Und das ist gut so.“ Die Welt ohne Grenzen ist ein Gewinn, mir hat sie die Möglichkeit gegeben dem deutschen Mief zu entkommen. Der Autor ist wahrscheinlich nicht beleidigt wenn man ihn einen Konservativen nennt. Seine augenscheinliche Bewunderung fuer die autoritaeren Systeme des Ostens ist jedoch fehl am Platz. Da treffen sich auf fatale Weise rechte national orientierte „Konservative“ und linke international orientierte „Progressive“. Ob das westliche System bei all seinen Schwaechen gegenueber den autoritaeren Regimen das Nachsehen haben wird ist noch lange nicht ausgemacht, dass… Read more »

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

Ob Sie mich als „rechts“ oder „links“ oder „konservativ“ oder sonstwas bezeichnen, ist mir egal, angesichts einer Lage, die Sebastian Haffner schon 1980/1985 treffend charakterisiert hat: „Rechts und links politisch zu definieren, habe ich längst aufgegeben … Alles was vor hundert Jahren links war … ist heute rechts“ (Im Schatten der Geschichte, S. 231). Allenfalls würde ich mich selbst als Multipolarist bezeichnen. Und was meine Lageeinschätzung der zukünftigen Entwicklung des Verhältnisses von Ost und West angeht, kann ich mich natürlich irren, gebe aber gerne zu, dass ich nichts gegen ein Scheitern westlicher Weltherrschaftsabsichten habe, die ja nun gewiss zur Genüge… Read more »

fufu
fufu
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

Die von Ihnen kritisierte Formulierung ist im Kontext Ihres Textes zu sehehen und keine persoenliche Schmaehung. Ob die traditionellen buergerlichen Werte besser sind als die westliche Dekadenz in diesem Sinne will ich mal dahingestellt lassen. Nur, die „aufgeklaerte Aufklaerung“ gibt es nicht, insofern gibt es nur die Alternative zwischen Autoritarismus und Libertinismus oder harmlosere Varianten. Nichts persoenliches.

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

Klarstellung akzeptiert. – Was ich mit „Das ist gut so“ meinte, war keine Ablehnung westlicher Kultur an sich, sondern eine Zurückweisung des Anspruchs auf totale politisch/ökonomische Dominanz des Westens nach 1990. Diese Vormachtstellung des Westens, meine ich, geht zu Ende. Es liegt einfach in der Logik des Aufstiegs und Niedergangs von Imperien. Wie schnell es vonstatten geht, kann niemand sagen – hoffentlich nicht im globalen nuklearen Feuer.

Gustav
Gustav
Reply to  fufu
3 Jahre her

„Ob das westliche System bei all seinen Schwaechen gegenueber den autoritaeren Regimen das Nachsehen haben wird ist noch lange nicht ausgemacht, dass der Nationalstaat sich ueberlebt hat ist aber sicher wie das Amen in der Kirche……“ Der Versuch, eine solche grenzenlose Weltgesellschaft zu verwirklichen, was eine Welteinheitskultur, Einheitsmoral und Einheitsreligion notwendig einschliesst, läuft ein gigantisches Umerziehungsunternehmen hinaus, dessen Realisierung nicht anders als totalitär möglich ist.Es ist auch nur die weisse Rasse, die von einer solchen Weltfamilie träumt. In allen anderen Kulturkreisen wird selbstverständlich das Wohl des eigenen Volkes verfolgt, der eigenen Familie usw. Wenn sie aber die einzige ist, die… Read more »

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  Gustav
3 Jahre her

An Gustav: Ich kann 100%ig zustimmen und möchte vor der modischen, oft flapsig vorgetragenen und wohl oft unbedachten Verachtung für den Nationalstaat warnen, die leider häufig anzutreffen ist. Nur der Nationalstaat (ich meine natürlich nach dem französischen Verständnis – Ernest Renan) kann die Arena für eine nach Gesetzen regierte demokratische Gesellschaft und das Streben nach einer gerechten Verteilung der Arbeit und des Einkommens sein, weil nur er den für die politische Konsensbildung notwendigen Kommunikationsrahmen schafft. Der niederländische Jurist und Politiker Therry Baudet hat das eindrucksvoll in seinem Buch entwickelt: The Significance of Borders. Why Representative Government and the Rule of… Read more »

fufu
fufu
Reply to  Gustav
3 Jahre her

@gustav Sie unterschaetzen voellig eine Entwicklung, die uebrigens nicht einmal geplant sein muss. Die Idee vom Nationalstaat oder dem Staat an sich ist laengst ausgehoelt da er seine Schutzfunktion fuer die Bevoelkerung nicht mehr erfuellt. Da bestimmt das Bewusstsein eindeutig das Sein. Und je mehr der Staat wie unter Corona als blosses Repressionsinstrument wahrgenommen wird desto schneller wird der Zerfall fortschreiten. Das ganze hat uebrigens mit national oder nicht gar nichts zu tun. In Gegenden in denen ich mich haeufig aufhalte gab es die Mafia. Diese kontrollierte das Territorium, trieb Schutzgeld ein und erfuellte sogar eine soziale Funktion. Mittlerweile hat… Read more »

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

@fufu: Italien/Mafia ist in der Tat kein einfaches Problem, aber nach meinem Dafürhalten kein Argument für die Abwendung vom Nationalstaat. Denn was wäre, wenn es in Italien keinen Staat gäbe? Dann hätten wir nur noch „Familien“. Mexiko ist einen Schritt weiter in dieser Richtung. Ein „Weltstaat“ wäre keiner mehr, sondern ein globales Mexiko mit Kartellherrschaft und ein Paradies allenfalls für die „Chicago Boys“. – Andererseits: wann war die Mafia am schwächsten? Unter der Mussolini-Herrschaft. Aber wir wollen doch keine faschistische Diktatur, um die Mafia zu bekämpfen. Sie ist wohl der Preis, den wir entrichten müssen, um uns einen mal stärkeren,… Read more »

fufu
fufu
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

Die Welt der Universalien, der Ideen ist eben nur ein kleiner Ausschnitt der Realitaet der nur einer privilegierten Klasse zugaenglich ist. Ob sie als weltbewegende Faktoren tatsaechlich die ihnen zugeschriebene Rolle spielen weiss ich nicht, befuerchte aber, dass die Realitaet viel banaler ist. Die Idee der Nation sehe ich laengst nicht so positiv wie Sie, ein elitaeres Kunstprodukt, Mittel der Vermassung und der Zerstoerung echter gewachsener Kulturen die schon laengst in grossen Teilen in Vergessenheit geraten sind, Religionsersatz und Mittel zur Aufwiegelung der Massen. Auch ist dem Nationalstaat die Basis abhanden gekommen, das (nie existierende) Volk und seine Aehnlichkeit zu… Read more »

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

Ohne Volk (wie auch immer zusammengesetzt und entstanden) keine Demokratie. Liegt ja auch schon im Wort – Demokratie: Herrschaft des Volkes. Und, ja , ich weiß: nirgends gibt es ideale Verhältnisse. Aber besser ein Holzbein als gar keines.

fufu
fufu
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

Letztendlich war die fruehere Mafia entstanden aus dem Widerstand gegen das Feudalsystem „demokratischer“ als der folgende Nationalstaat. Das sehen sie heute noch wenn das „Volk“ in gewissen Vierteln Neapels die Bosse vor dem Eindringen der Staatsmacht verteidigt.

Das der Nationalstaat ja nur die Folge kriegerischer Eroberung oder im mittleren Osten Folge des Kolonialismus war wird von Ihrer Seite galant verschwiegen, Gehirnwaesche zum Zweck des „nation building“ eingeschlossen. „Volk und Demokratie“ , wohl Teil der „Hyperrealitaet“ die ich anderweitig angesprochen habe.

fufu
fufu
Reply to  fufu
3 Jahre her

„Da“ss“ der Nationalstaat…“ muss es natuerlich heissen.

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

Es gibt keine herrschaftsfreie, gleichsam „natürliche“ menschliche Gesellschaft, außer in einem idealen Paralleluniversum. Und was die Dritte Welt angeht, so sehen spätestens seit den 50er Jahren viele politische Aktivisten und Intellektuelle gerade im Nationalstaat das Mittel, sich von kolonialer Repression zu befreien. Wer versucht, ihn zu delegitimieren, schlägt ihnen dieses Mittel aus der Hand. – Im übrigen ist das Thema des vorliegenden Artikels: Entfaltung und Auswirkungen des westlichen Universalismus. Mein Thema lautet nicht: „Die Entstehung, die ideologische Rechtfertigung und die Zukunft des Nationalstaats“. Dazu habe ich mich mehrfach an anderer Stelle geäußert. Vielleicht schreibe ich auch einmal einen Artikel zu… Read more »

fufu
fufu
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

„..ausser in einem idealen Paralleluniversum“

Das haben Parallelwelten, Parallelwirklichkeiten so an sich, sie sind nur Eingeweihten zugaenglich. Es gibt sie schon zur Hauf, wahrscheinlich haben Sie noch keinen Schluessel zu ihnen.

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

Mir kam auch schon ganz allmählich der Verdacht, es bei Ihnen mit einem Eingeweihten zu tun zu haben.

fufu
fufu
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

Sehr geehrter Herr Professor, ich bin ein harmloser ehemaliger Mitbuerger, der Verdacht ist unbegruendet. Man sieht doch immer alles aus der eigenen Perspektive. Da ich die BRD vor 40 Jahren verlassen habe sind meine Beziehungen eben nicht mehr lokal sondern global zerstreut und eben herrschaftsfrei. Wenn ich Herrschaft und Macht erlebe, dann nur im gelegentlich noetigen Umgang mit Staaten und deren Strukturen. Natuerlich hat mich auch die Geschichte meiner Familie beeinflusst. Sie stammte aus dem Sudetenland, lebte dort in ziemlich privilegierter Position und wurde nach dem Krieg vertrieben. Fuer mich anfangs unverstaendlich sagte mein Vater immer er sei froh vertrieben… Read more »

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

Lassen Sie uns die Streitaxt begraben. Und zumindest in einem Punkt bin ich mit Ihnen einig: Wenn ich könnte, würde ich mich gerne in Sizilien niederlassen. Das meine ich ganz ohne Ironie.

fufu
fufu
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

Ja, die sizilianische Rasse aus Schwarzen, Blonden und Rothaarigen… alle haben sich dort gerne niedergelassen. Viele Gruesse.

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

Bella Sicilia! Und Grüße zurück.

waltomax
waltomax
3 Jahre her

Naturrichtig Von der materialistischen Weltsicht zu einer organischen Weltschau nach Goethe, Steiner oder auch Shelldrake führt ein langer Weg. http://www.bio-logos.de/leitartikel.htm Er muss gegangen werden, will man aus der Dualitätsfalle herauskommen, welche die Moderne aus dem Kapitalismus/Kommunismus und dem Finanzkapitalismus/ Korporatismus gebaut hat. Denn sowohl der Monopolkapitalismus als auch der Staatsmonopolismus reduzieren die Natur auf eine Ressource, die man nach Belieben ausbeuten kann. Der Globalismus hat die Zerstörung der Natur lediglich beschleunigt, egal, ob unter kommunistischen oder kapitalistischen Bedingungen. Der Reduktionismus, der alles Lebendige zu sezieren sucht, um es letztlich als Profitquelle zu missbrauchen, ist gerade dabei, uns in seiner komplexen… Read more »

waltomax
waltomax
3 Jahre her

Der Kapitalismus stirbt an seiner Negierung der Exponentialfunktion, der Kommunismus an einem Zentralismus, der jede Selbstorganisation verhindert.

Ich bin bevorratet und bewaffnet, einer Gelegenheit harrend, eine postindustrielle Gesellschaft nach den Gesetzen der Systemtheorie und Kybernetik vorzuschlagen.

Friedolin
Friedolin
3 Jahre her

Monotheismus sehe ich nicht als spezifisch christlich, sondern den gibt es bei allen entwickelten Kulturen: im alten Ägypten und auch im Indien des Hinduismus, dessen 360 Millionen „Götter“ den Heiligen der Katholiken entspricht. Unsere bürgerliche Gesellschaft zeichnet aus, das die Mehrheit der Menschen das Denken einstellen konnte, denn auf der Ausbeutung der Dritten Welt und dem scheinbar verewigten Entwicklungsvorsprung lebte es sich auch so gut und bequem. Die „Strafe“ dafür folgt nun wie im alten Rom in Form der Dekadenz, wo man wie ein materiell verwöhntes aber lieblos erzogenes Kind alles um sich herum kurz und klein haut, angefangen mit… Read more »

fufu
fufu
3 Jahre her

Es gibt wohl die Notwendigkeit, aus welchen Gruenden auch immer, die übelsten Motive mit hoeheren Werten zu verschleiern. In der Hinsicht ist der US-Imperialismus aber keine Ausnahme, lediglich der aktuell oder bis vor kurzem dominante Spieler. Es kann aber kein Zweifel daran besten, dass die vorgebliche Freiheit der westlichen Zivilisation eine enorme Anziehungskraft ausuebt. Dass die Fuehrer der offen autoritaeren Regime der Welt ihre Bevoelkerungen vor derartigen Heimsuchungen schützen wollen duerfte wohl auch einzig und allein deren Selbsterhalt dienen. Ob Herr Bush, Xi und Konsorten schon mal was von Universalien gehoert haben ist mir natuerlich nicht bekannt wuerde mich aber… Read more »

dragaoNordestino
3 Jahre her

…. Bei diesem Artikel handelt es sich, so scheint mir, um das ganz ganz persönliche Weltbild und Lebenserfahrung des Autors. Also ziemlich Subjektiv… was zum Beispiel die 68er betrifft, wie auch die Gegenwart….. beides habe ich in meinem Leben völlig anders erlebt. In meiner Jugend kam es zu Beispiel überhaupt nicht drauf an, wie jemand genau tickte….. Die Toleranz und Akzeptanz war fast grenzenlos…. ein Merkmal dieser Zeit…. ja nun, ausser man war bei den Extremen…. jedoch waren diese immer in eine kleine Randgruppe. Ja und Freiheit…damals kam man rund um den Planeten per Auto- und Schiffsstopp… versuchen Sie dies… Read more »

Last edited 3 Jahre her by dragaoNordestino
Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

Wie kann die Rückführung des Universalismus von Joachim von Fiore bis zu Francis Fukuyama und die damit verbundene Idee der „Weltrettung nach eigenem kulturellen Modell“ nur der Ausdruck meines „ganz ganz persönlichen Weltbilds“ bzw. meiner „Lebenserfahrung“ sein? Ich habe eine objektive Schilderung der Entwicklung des westlichen Universalismus gegeben und meine Aussagen durch die in den Fußnoten angegebenen Quellen belegt. Kennen Sie Texte, die eine andere historische Herleitung bieten? Wenn ja, dann nennen Sie sie uns, bitte. Ich bin für zusätzliche Hinweise auf mir unbekannte Literatur stets dankbar.- Aber mein ganz ganz persönlicher Eindruck von Ihrer Auslassung ist, dass Sie nicht… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

…… @Thomas Bargatzky …. Ich habe eine objektive Schilderung der Entwicklung des westlichen Universalismus gegeben und meine Aussagen durch die in den Fußnoten angegebenen Quellen belegt. Richtig …. Sie haben eine Schilderung gegeben, die aus IIhrer Filterblase durchaus objektiv erscheinen mag….. Nur ist es eben so, dass wie bei den 68er, diese Zeit nicht nur aus revoltierenden Studenten bestanden hat. In Wahrheit waren diese der kleinste Teil. Ihren Artikel habe ich gelesen, danke für Ihre Sicht…. was aber nicht unbedingt beinhaltet, dass man da immer einig gehen muss. Weil sehen Sie ……. um mich herum herrschte nie ein Kampf der… Read more »

Last edited 3 Jahre her by dragaoNordestino
Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  dragaoNordestino
3 Jahre her

In Wahrheit waren diese der kleinste Teil. Sie haben den Artikel gelesen, gut, freut mich. Dann lesen Sie bitte nochmal den letzten Absatz vor dem Abschnitt „Das Ende der Emanzipation“, wo ich schreibe: „Es ist aber eben nur die Revolution eines sektenartigen Milieus …“.Und ja, auch um mich herum wird allenfalls über das Geschwätz von 64 Geschlechtern gelacht. Was soll da Ihre Rede von einer „andere(n) Lebenserfahrung“? Wer allerdings von uns beiden in einer Filterblase sitzt, mag sich noch entscheiden, wenn dieser kleinste Teil seine Medienmacht und seinen Einfluss auf die Politzombies immer weiter zur Durchsetzung von Repressalien (Verbot/Zensur von… Read more »

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
3 Jahre her

Ein anregender Artikel. Danke! Bei weitgehender Zustimmung(!) nur zwei kleine Anmerkungen Erstens. Mir scheint, dass der Autor unter dem Oberbegriff der „Emanzipation“ nicht nur Emanzipationsvorgänge als solche zusammenfasst, sondern auch die Prozesse der zunehmenden Individualisierung und der Atomisierung der Gesellschaft. Diese drei Begriffe haben zwar eine gewisse Schnittmenge, sind aber nicht deckungsgleich. Die Atomisierung der Gegenwartsgesellschaft würde ich nicht mehr als Emanzipation bezeichnen, weil für die bindungsarmen vereinzelten Einzelnen in unserer modernen Bevölkerung ja kein positiver Zugewinn an Freiheit mehr gegeben ist. Die „Elementarteilchen“ (Houellebecq) unserer modernen westlichen Staaten zu beherrschen und zu lenken ist für die Mächtigen der Gegenwart… Read more »

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  Wolfgang Wirth
3 Jahre her

Vielen Dank, gute Argumente. Ad 1: tatsächlich gibt es zwischen den Begriffen eine Schnittmenge, aber die Trennschärfe wird von mir nicht gewahrt. Das ist aber der Art der Veröffentlichung geschuldet. Ein Artikel, der sich an eine breite, allgemein interessierte Leserschaft wendet, muss Kompromisse machen und darf auch nicht zu lang sein. Für die Moderne/Postmoderne würde ich „Emanzipation“ in Anführungszeichen setzen, da ja tatsächlich kein Freiheitsgewinn mehr für das atomisierte Individuum mehr entsteht – im Gegenteil. A2 Desgleichen Ihr Argument re Entwicklungsgesetze: die gibt es nicht, aber wir können in der Geschichte doch eine Tendenz erkennen? Der Feudalismus entstand ja nicht… Read more »

Nathan
Nathan
3 Jahre her

Was mir bei der Betrachtung der heutigen Situation fehlt, ist der vorgeschoben verpflichtende Einfluß der Kirche, der von dieser dann als Bestätigung empfunden wird. Dabei handelt es sich doch bei allen Religionen um Verschwörungstheorien, die auf anderen Gebieten sofort als „Fake“ angeprangert werden und lächerlich gemacht werden. Doch warum nicht bei den Religionen, wo man dort sein „GLAUBENS“-Bekenntnis ablegen muß. Egal ob es in den USA „in god we trust“ oder bei hiesigen Ministervereidigungen: „so wahr mir Gott helfe“ heißt. Auch kam in Brasilien Bolsonaro nicht ohne kirchliche Unterstützung an die Macht. Das Ziel all dessen ist doch, daß man… Read more »

Greenhoop
Greenhoop
3 Jahre her

Ein interessanter Beitrag der aber letztendlich nur auf einer Illusion basierend zu wirken vermag, was wäre wenn das Meiste unseres erlernten Wissens lediglich einer Vorgabe gleich, gar keine Relevanz für die Menschheit hätte ? Wer des Englischen einigermaßen mächtig ist, sich von einem Meister der Entschlüsselung der Weltreligionen und den sich hieraus ergebenden Fragen „entführen“ läßt, dürfte die Profanität dieses (und der meisten anderen Artikel) erkennen. Jordan Maxwell dürfte einer der zeigenössischen Aufklärer sein und seine „Enthüllungen“ sind derart herausragend (und nachprüfbar), dass die sich hieraus erbendende Fragestellung auch gleichzeitig den auf Erden stattfindenden Irrsinn mit Leichtigkeit erklären. Astro Theology… Read more »

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3 Jahre her

[…] meinem vorausgegangenen Artikel habe ich dargestellt, wie ein vierhundertjähriger Emanzipationsprozess in der westlichen Welt den […]

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