Lockdown-Sand im Wirtschaftsgetriebe

Weltwirtschaft / Konjunktur / Pulverfass Wirtschaft / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/hafen-kran-hafenkran-umschlagsplatz-3109757/ Weltwirtschaft / Konjunktur / Pulverfass Wirtschaft / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/hafen-kran-hafenkran-umschlagsplatz-3109757/

 

Die Steuereinnahmen geben uns einen kleinen Einblick darüber, wie sehr die Lockdown-Krise Sand ins Getriebe der Wirtschaft gestreut hat: Es läuft nicht rund.

Die Bundesregierung hat sich durch die Senkung der Mehrwertsteuer Konjunkturimpulse erhofft. Inwieweit ein solcher Effekt eingetreten ist, könnte auch die Entwicklung des von der gesamtwirtschaftlichen Tätigkeit abhängigen Steueraufkommens der vergangenen Wochen nach dem Lockdown zeigen. Doch aus diesen Zahlen entspringt nicht allzu viel Hoffnung. Denn die Lohnsteuer, die Einkommenssteuer, die Gewerbesteuern und die Körperschaftssteuer zeigen: Es läuft nicht rund, es wird kein V.

Zwar war der Spätsommer 2020 war durch die Umsatzsteuersenkung auf 16 bzw. 5 Prozent wirtschaftlich belebt worden. Das lag auch daran, dass Käufe von etwas teureren Konsumgütern in den Zeitraum der Steuersenkung verlagert worden waren. Außerdem hatten wir Im Juli und August einen Sondereinfluss. Geld, das normalerweise bei Fernreisen im Ausland ausgegeben wird, um südliche Ökonomien zu beleben, wurde diesmal im Inland verausgabt.

Kaum ein positiver Aufkommenseffekt

Nehmen wir mal an, dass 20 Millionen Deutsche diesmal nicht in den Süden geflogen sind. Und dass jeder Fluggast im Ausland vormals 1.500 Euro ausgegeben hat. Dann wären 30 Milliarden Euro im Inland geblieben. Bei einer Staatsquote von 50 Prozent wären das 15 Milliarden Euro Steuern und Abgaben, oder auf zwei Monate bezogen 7,5 Milliarden Euro pro Monat. Kein Pappenstiel, ein Beitrag von etwa 7 bis 8 Prozent auf der Einnahmeseite.

Die Umsatzsteuereinnahmen stiegen im August um 2,5 Prozent auf 21,6 Milliarden Euro. Das Aufkommen der Binnenumsatzsteuer war in den Vormonaten u. a. durch umfangreiche Stundungen in Verbindung mit der Corona-Pandemie gemindert worden. Da die Stundungen in der Regel für einen Zeitraum von drei Monaten gewährt worden waren, wurden im Berichtsmonat in beträchtlichem Ausmaß gestundete Steuerschulden fällig. Das Volumen der im August gewährten Stundungen lag wesentlich niedriger, sodass sich ein positiver Aufkommenseffekt in Höhe von circa 1,2 Milliarden Euro ergab. Rechnet man den heraus, sanken die Umsatzsteuern im August um 3,2 Prozent. Das entspricht fast der gewährten Umsatzsteuersenkung.

Stromsteuer und Energiesteuer lagen beide mikroskopisch über dem Vorjahresaufkommen. Die Lohnsteuer sank um 6,6 Prozent, noch im Juli waren es nur 5,5 Prozent gewesen. Ganz langsam lassen die positiven Wirkungen des Kurzarbeitergeldes nach, die Lohnsumme ist offensichtlich gesunken.

Keine Einkommenssteuer

Die Körperschaftssteuer brachte wie in den Vormonaten nichts. Nicht veranlagte Steuern vom Ertrag (vor allem Dividenden) sanken um fast 18 Prozent.  Die wirtschaftliche Lage infolge der Corona-Pandemie veranlasste verschiedene Unternehmen zur Reduktion der diesjährigen Dividendenzahlungen, so dass insgesamt in diesem Jahr mit einem geringeren Aufkommen als im Vorjahr gerechnet werden muss. An veranlagter Einkommenssteuer wurde im Saldo nichts eingenommen, es wurden 265 Millionen Euro erstattet.

Die Biersteuer stieg erstmalig seit Monaten gegenüber dem Vorjahr. Es wurde etwas nachgetrunken. Dafür sank das Aufkommen der Tabaksteuer etwas.

Keine zeitnahe zentrale Statistik gibt es für Kommunalsteuern wie die Gewerbesteuern. Die Erbschaftssteuer ist gegenüber dem Vorjahr um über 4 Prozent gesunken, die Grunderwerbsteuer sogar um 12 Prozent.

Meine Prognose vom Juni, dass wir uns auf etwas bessere Zahlen für Juli und August einstellen können, ist eingetroffen. Irgendwann kommt allerdings die Stunde der Wahrheit, wenn die Insolvenzen angemeldet werden müssen.

Die Steuereinnahmen sind leider kein Weg, um wirklich in Echtzeit die Tiefe der Krise zu sondieren. Aber einige Einblicke ins Getriebe der Wirtschaft kann man bei richtiger Interpretation schon gewinnen.

 

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Thomas Wendel
Thomas Wendel
3 Jahre her

Desto weniger Steuern, desto weniger Staat. eine gute Nachricht!

fufu
fufu
Reply to  Thomas Wendel
3 Jahre her

Steuern sind Diebstahl.

fufu
fufu
Reply to  Thomas Wendel
3 Jahre her

Kein Geld fuer idiotische Coronatests, kein Geld fuer Impfungen, kein Geld fuer unoetige und schaedliche Operationen, kein Geld fuer Berufspolitiker, kein Geld fuer F35, kein Geld fuer Harz4 usw usw…

Schluss mit Depression, Schluss mit Uebergewicht, Schluss mit Zivilisationskrankheiten, Schluss mit Umweltzerstoerung, Freiheit von Behoerdenwillkuer, Freisetzung von Kreativitaet usw usw.

Aber man moege sich nicht zu frueh freuen. Die neue Masche heisst MMT, Geld vom Staat aus dem Nichts.

dragaoNordestino
3 Jahre her

Aber einige Einblicke ins Getriebe der Wirtschaft kann man bei richtiger Interpretation schon gewinnen.

ja dann Herr Prabel, wieso erzählen Sie uns nicht welchen Eindruck Sie gewonnen haben.?


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