Poroschenkos Kriegsgeheul
Mit einem Stück wollte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko in Davos die Glut des Krieges weiter schüren. Aber dann wurde er der Lüge überführt.
„Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hineingehen müssen …”
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(Erich Maria Remarque, Zitat entnommen aus dem Antikriegsroman des Autors:„Im Westen nichts Neues“)
Wie muss man einen hochrangigen Politiker bezeichnen, der vehement und mit emotionaler Gestik untermalt, Pseudo-Wahrheiten vorträgt, die sogleich medial nachgebetet werden[1], sich aber als rabulistische Manipulationsversuche herausstellen ?
Ein besonders prägnanter Beleg dafür ist Poroschenkos ausdrucksstarkes und mit einem zerschossenen Stück Blech illustriertes Kriegsgeheul[2]. Schon beinahe dumm-dreist behauptete er, Anfang der Woche hätten zwei russische Bataillone die russisch-ukrainische Grenze überquert und etwa 9000 russische Soldaten seien in der Ostukraine anwesend.
Einen angemessenen Kommentar zum Applaus der offenbar unkritischen Zuhörer möchte ich mir verkneifen. Einmal mehr wurde er ausgerechnet von der Monitoring-Mission der OSZE als dreister Lügenbold entlarvt, die in ihrem gestern veröffentlichten Bericht feststellt[3], dass „keinerlei Bewegung von russischen Militärs an den Grenzpunkten“ beobachtet wurde.
Sie sprechen von Vertrauen
Und mit solch einem Gesellen machen unsere sogenannten Polit-Eliten gemeinsame Sache und sprechen von Vertrauen, Solidarität und Toleranz[4]. Man fühlt sich unwillkürlich an Thomas Mann erinnert, der uns im sechsten Kapitel seines Werkes „Der Zauberberg“ einen Lehrsatz hinterließ:
„Prägen Sie sich ein, dass Toleranz zum Verbrechen wird, wenn sie dem Bösen gilt!“
Und den Ukrainern, die sich nun im Rahmen der von Poroschenko veranlassten Teilmobilmachung am Nekyia-Mythos berauschen, sei in aller Deutlichkeit Albert Einsteins philosophische Haltung zu kriegsverliebten Soldaten [5] zugerufen:
„Wenn jemand Freude daran hat, bei Musik in Reih’ und Glied zu marschieren, dann verachte ich ihn schon deswegen, weil er sein Gehirn nur wegen eines Irrtums bekommen hat; ein Rückenmark hätte gereicht.“
[ aus “Wie ich die Welt sehe”, Living Philosophies, Bd. 13, New York 1931, in:
Carl Seelig (Hrsg.): „Albert Einstein. Mein Weltbild“, Ullstein Verlag, Ulm 2005, ISBN 3548367283, Seite 11
Anmerkungen
[1] Siehe etwa: „Poroschenko wirft Russland Besetzung ukrainischer Gebiete vor“, Zeit Online vom 21.1.2015
[2] siehe auch: Thomas Castorp, „Ukraine könnte geteilt werden“, GEOLITICO vom 28.8.2014
[3] Weekly update from the OSCE Observer Mission at Russian Checkpoints Gukovo and Donetsk based on information as of 10:00 (Moscow time), 21 January 2015, OSCE
[4] „Serbischer OSZE-Vorsitz will Vertrauen und Toleranz stärken“, Blick.ch vom 15.1.2015
[5] siehe auch: „Ex-Thyssen-Chef warnt vor Krieg“, GEOLITICO vom 15.9.2014