Die dunklen Schatten hinter dem „griechischen Aufschwung“
Dem Zweckoptimismus, der gerade noch rechtzeitig vor der Bundestagswahl verbreitet wird, ist trügerisch. Ihm seien einige Besorgnis erregende „Wachstumszahlen” der letzten zwölf Monate gegenübergestellt.
Die griechische Wirtschaft sendet angeblich erneut positive Signale. Im Juli hätten die Exporte aus dem südeuropäischen Land verglichen mit dem Vorjahresmonat um 6,7 Prozent auf 2,37 Milliarden Euro zugelegt, melden die Statistiker. In den vergangenen zwölf Monaten habe der Zuwachs somit insgesamt zwölf Prozent betragen.
Griechische Unternehmen orientierten sich inzwischen zunehmend auf ausländische Konsumenten, weil die Binnennachfrage noch immer nicht in Schwung komme. Nach wie vor sänken die Verbraucherpreise im Inland. Im August verzeichneten die Statistiker gemessen am Vorjahresmonat ein Minus von insgesamt 1,3 Prozent. Obwohl Deflation allgemein als hemmend für die Konjunktur gilt, könnte sie dem Land angesichts der niedrigeren Preise künftig zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen, wid vermutet.
Reiner Zweckoptimismus
Auch der griechische Regierungschef Samaras verbreitet Optimismus. Das Land werde dieses Jahr, den Schuldendienst ausgeklammert, einen Überschuss erzielen.
Zudem kann Griechenland Medieninformationen zufolge verfallene Strukturmittel aus den Jahren 2000 bis 2006 in Höhe von 1,14 Milliarden Euro doch noch abrufen.
Dem Zweckoptimismus, der gerade noch rechtzeitig vor dem 22. September von unseren Qualitätsmedien verbreitet wird, seien einige – medial ausgeklammerte – “Wachstumszahlen” der letzten 12 Monate gegenübergestellt:
- Wachstumsbranche Prostitution: Anstieg um 1500 Prozent als Folge von Verarmung
- Obdachlosigkeit: Zunahme um 30 Prozent
- Kindersterblichkeit: Anstieg um 40 Prozent als Folge der Kürzungen im Gesundheitswesen
- Arbeitslosigkeit steigt pro Tag um 1000 Personen
- Selbstmordrate: Steigerung um 33 Prozent seit 2011
Angesichts dieser besonderen Wachstumskurven ist zu begrüßen, dass Samaras seinem zynischen Hinweis auf ein zu erwartendes „blühendes Hellas“ auf einen historischen Rückblick verzichtet hat.
Schon in der Antike Menschenopfer
Wie uns Aristophanes und Demosthenes lehren, gab es, wie unter der Begrifflichkeit “pharmakós” zusammengefasst wurde, schon in der Antike Menschenopfer, “wenn Seuchen, Hungersnot, Krieg oder sonstige Krisen und Gefahren befürchtet wurden oder eingetreten waren”. Dieser Kelch ist der griechischen Bevölkerung bislang erspart geblieben … oder etwa doch nicht?
Unabhängigen Untersuchungen zufolge sind in Steueroasen auf der ganzen Welt 200 Milliarden Euro hinterzogene griechische Steuern geparkt! Es ist Zeit zu handeln!
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