Frankreich gerät in den Teufelskreis der Finanzkrise
Vor 14 Tagen bereits wollte Wolfgang Schäuble Frankreich zur Hilfe eilen. Jetzt hat die Finanzindustrie die Geduld verloren. Die Ratingagentur Moody’s stufte die Bonität des Landes von Aaa auf Aa1 zurück. „Der Ausblick bleibt negativ“, so Moody’s.
Die Ratingagentur begründete ihre Entscheidung so: „Frankreichs langfristigen Wachstumsaussichten sind durch mehrere strukturellen Herausforderungen negativ beeinflusst. Das Land erfährt einen schrittweisen und nachhaltigen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.“ Weil dies so ist, geht Moody’s davon aus, dass sich die Widertandskraft des Landes gegen künftige „Schocks“ aus dem Euro-Währungsgebiet verringern wird. Experten weisen bereits seit fast zwei Jahren auf die fragile Lage Frankreichs hin.
Moody’s sagt auch, was das Abrutschen Frankreichs für das Euro-Währungsgebiet insgesamt bedeuten dürfte. Das Land sei durch sein Bankensystem und seine Handelspolitik „in unverhältnismäßig hohem Maße“ mit den Ländern Südeuropas verknüpft. „Ungewisse Verpflichtungen gegenüber anderen Euro-Mitgliedsländern“ hätten zugenommen. Das alles könne im Falle einer „Markstörung“ gravierende Folgen haben, da Frankreich, anders als Nicht-Euro-Länder in einer vergleichbaren Lage, seine Schulden nicht über die nationale Zentralbank finanzieren könne. Will heißen, Frankreich sei wie Griechenland, Portugal und Spanien im Euro-Gebiet gefangen.
In der Bundesregierung war bereits vor Wochen klar, dass ein solcher Schritt kommen würde. Als die Wirtschaftsweisen vor zwei Wochen ihr Jahresgutachten vorstellten, bat sie Finanzminister Wolfgang Schäuble darum, doch einmal darüber nachzudenken, was Deutschland für Frankreich tun könne. Im Sommer war Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch in Peking von der chinesischen Führung darauf hingewiesen worden, dass nicht etwa Griechenland oder Spanien die größte Gefahr für den Euro darstellen. Frankreich sei es.
Wie sieht es aus in Frankreich? Seit gut einem Jahr stagniert die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit stieg auf über drei Millionen, so hoch wie seit 13 Jahren nicht mehr. Der Anteil der Industrie an der Wertschöpfung sank auf nur noch 12,5 Prozent. Damit steht das Land schlechter da als Italien, Griechenland oder Spanien! Peugeot kann nur dank staatlicher Garantien weiterproduzieren. Die Verschuldung des Staates wird im kommenden Jahr weiter auf rund zwei Billionen Euro ansteigen. Da sind die in der Krise eingegangenen Verpflichtungen nicht eingerechnet.
Mit dem Absturz Frankreichs steht das Euro-Projekt an der Schwelle des Scheiterns.