Der heimliche Einflüsterer von US-Finanzminister Geithner
Es vergeht kein Gipfel, ohne dass US-Finanzminister Timothy Geithner diesen Mann um Rat fragt. Keine finanzpolitische Entscheidung fällt ohne seine heimliche Zustimmung. Wer ist dieser Mann, von dem niemand weiß und der doch so mächtig ist?
Wer schon immer mal wissen wollte, welche Bank oder welches Investmenthaus derzeit den größten Einfluss auf die US-Finanzpolitik haben, der wird nun durch das Tagebuch des US-Finanzministers Timothy Geithner aufgeklärt. Keiner hat einen so guten Draht zu Geithner wie der Chef des weltweit größten Vermögensverwalters BlackRock, Larry Fink. BlackRock ist 3,6 Billionen Dollar schwer.
Immer dann, wenn grundlegende Entscheidungen anstehen, holt Geithner sich Rat bei Fink. Die britische „Financial Times“ blätterte in Geithners Tagebuch durch die vergangenen 18 Monate und stellte fest, dass der US-Finanzminister und Fink bei mindestens 49 Gelegenheiten zueinander fanden. Demnach sprachen sie im Durchschnitt alle elf Tage miteinander. Entweder sie trafen auf Veranstaltungen zusammen oder telefonierten miteinander.
Die Frage, warum Fink einen so direkten Zugang zum US-Finanzminister hat, erklärt sich einerseits durch BlackRocks finanzielle Macht. Aber es gibt auch eine ältere Verbindung zwischen den beiden. Als Geithner in den Jahren von 2003 bis 2009 Präsident der Federal Reserve Bank of New York war. Damals half BlackRock der New Yorker Fed all die Schrottpapiere zu verwerten, die sie bei der Rettungsaktion des AIG-Versicherungsrise erworben hatte.
BlackRock half der Fed bei der Verwaltung der faulen Wertpapiere , die sie durch ihre Rettungsaktion für AIG erworben hatte. Auch bei der Rettung der Citigroup stand BlackRock der New Yorker Fed zur Seite. US-Behörden haben BlackRock sogar damit beauftragt, die Geschäfte der nach der Finanzkrise 2008 verstaatlichen Immobilien-Finanzierer Fannie Mae und Freddie Mac zu überwachen.
Doch auch in Europa spricht BlackRock ein gewichtiges Wort mit. Die Investment-Spezialisten beraten angeblich auch die klammen Regierungen Griechenlands, Portugal und Spaniens.
Als BlackRock am 14. Juni den Wechsel des zuvor von seinem Posten des Vorsitzenden der Schweizer Notenbank zurückgetretene Philipp Hildebrand in das US-Investmenthaus bekannt gab, sollen Geithner und Hildebrand miteinander telefoniert haben. „Sie plauderten zehn Minuten“, schreibt die FT, die ihren Beitrag mit dem Satz beendet: „Herr Geithner will sich nach der Wahl aus dem US-Finanzministerium zurückziehen.“ Wohin mag es ihn nur ziehen?