Kate und das Siechtum des Hauses Windsor

BOULEVARD ROYAL

Schloss Windsor / Kate / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: solarsky; https://pixabay.com/de/photos/schloss-windsor-großbritannien-burg-1253197/ Schloss Windsor / Kate / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: solarsky; https://pixabay.com/de/photos/schloss-windsor-großbritannien-burg-1253197/

Erst wurde bei König Charles‘ III. Krebs diagnostiziert, nun auch bei seiner Schwiegertochter Kate. Die bekannteste Familie der Welt steht am Abgrund.

Meine Gedanken sind bei der Fürstin von Wales, dem Fürsten von Wales, der Königlichen Familie und besonders ihren drei Kindern in dieser schweren Zeit.“ (…) „Ich weiß, dass ich für das ganze Land spreche, indem ich ihr eine völlige und schnelle Genesung wünsche und freue mich, sie zurück bei ihren Aufgaben zu sehen, wenn sie dafür bereit ist.“

Die mitfühlende Nachricht auf Social Media X kommt aus dem Herzen der britischen Politik, Downing Street No. 10. Premierminister Rishi Sunak hat genug eigene Probleme am Hals, vor allem die miserablen Umfragewerte seiner Tories. Und jetzt auch noch das: einen siechen alten König und eine junge krebskranke Frau des Thronfolgers. Die Royals im Vereinigten Königreich sind eine Institution, die weit mehr als repräsentative Aufgaben wahrnimmt. Sie verkörpern, wie wohl kaum eine andere Monarchie weltweit, Tradition, Identität und Glanz. Die Windsors stehen für das Vereinigte Königreich: Sie sind Historie, Gegenwart und Zukunft zugleich – kurzum, sie sind Meta-Politik, sie stehen für die Ewigkeit.

Nichts ist von Dauer

Der Körper des Monarchen ist ein überzeitliches Phänomen, das sich durch die Geschichte zieht wie ein roter Faden. Er ist heilig, da von Gottes Gnaden eingesetzt, mit dem Anspruch in die Geschichte einzugehen. Im antiken Ägypten galt der Corpus des Pharao als göttlich, fast mehr als zu dessen Lebzeiten – als heiliges Gefäß. Er segelte nach seinem Tod auf der Sonnenbarke durch die Zeiten zum Ruhme seiner selbst und zum Wohle Ägyptens.

Bei den französischen Monarchen verstieg sich die Vorstellung des heiligen Körpers in die Überzeugung, dass der König durch Handauflegen Hautkrankheiten wie die Skrofeln heilen konnte. Franz von Frankreich, ein glänzender Monarch der Renaissance, starb durch einen Sportunfall. Eine Lanze durchbohrte sein Auge beim Turnier. Dieses konservierte der Hof in einer besonderen Schatulle nach dem Tod des Herrschers – für die Ewigkeit.

Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. tauchten die geifernden Zuschauer ihre Taschentücher in das Blut ihres früheren Monarchen und betupften sich damit begeistert und schockiert zugleich. Wahrscheinlich war Napoleon so erpicht auf seinen Feldzug am Nil, als er vor den Pyramiden seinen Soldaten zurief, dass 2000 Jahre Geschichte auf sie herabblickten. Und nun die Windsors, wie lange blickt die Historie noch zu ihnen?

Unterschiedliche Erzählungen

„God save the King. May the King live forever“, waren die Worte, die der Erzbischof von Canterbury und die Festgemeinde mehrfach während der Krönung von Charles III. ausriefen. Ewiges Leben gilt dem König metaphorisch als Bewahrer des Reichs. Jedoch hätte sich der im Mai 2023 Gekrönte nicht träumen lassen, dass es mit seinem Leben rasch zu Ende gehen könnte.

Im Januar kam der Paukenschlag: der Monarch muss sich einer Krebsbehandlung unterziehen. Der Palast reagierte ungewöhnlich schnell und offen, indem er die Diagnose veröffentlichte. Bisher hüllte sich die royale Kommunikation bei den Gebrechen der Royal Family mehr oder weniger in Schweigen. Nur wenn ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich war, gab es eine dürre Mitteilung.

Bei den beiden aktuellen Krebspatienten weiß die Öffentlichkeit nicht, um welchen Krebs es geht. Die englische Boulevardpresse raunt beim König von Blasenkrebs, der frühzeitig erkannt gut behandelbar sei. Bei Catherine waberte die Gerüchteküche über Monate nach ihrer angekündigten Bauchoperation vom Januar. Sie sei zur häuslichen Reha auf Schloss Windsor und würde ihre Aufgaben nach Ostern wieder aufnehmen. Anders als beim kranken König gab es von ihr keine Bilder, was die Mutmaßungen ins Kraut schießen ließ.

Für Elizabeth II. stand immer fest: „Ich muss gesehen werden, dass die Menschen an mich glauben.“ Ihr Nachfolger hält sich auch im Krankenstand daran und stellt sich den Kameras bei seinen wöchentlichen Terminen mit dem Premierminister oder beim sonntäglichen Kirchgang auf Schloss Sandringham.

Bei seiner Schwiegertochter Kate verfolgte der Palast eine andere Strategie, nämlich keine überzeugende. Termine, wie beispielsweise ihre Teilnahme an der königlichen Geburtstagsparade Trouping the colour im Juni wurden erst angesagt und kurzerhand wieder abgesagt. Ihr Mann, Prinz William, ließ kurzfristig einen wichtigen Termin platzen wegen persönlicher Gründe. Wiederum brodelte die Gerüchteküche bis hin zu Meldungen im Netz, dass Catherine im Koma liege oder bereits tot sei.

Diese Falschmeldung traf auch den König, über den russische Fake News berichteten er sei verstorben. Der Palast sah sich zu einem ungewöhnlichen Dementi gezwungen: The King is alive! Doch, was ist mit der künftigen Königin?

Eine Familie blutet aus

Derzeit hält die royale Maschine vor allem die unverwüstliche Königin Camilla zusammen. Freundlich, diszipliniert, fast stoisch nimmt sie so viele öffentliche Termine wie möglich war. Gestählt durch die Diana-Jahre und die knallharten englischen Boulevardmedien ist sie der Fels in der Brandung. Neben ihr gehören nur noch wenige Working Royals, also aktive Familienmitglieder, zum Team um Charles III. Er wollte eine Verschlankung der Monarchie, mit weniger staatlich alimentierten Verwandten, die nur gelegentlich im Dienst der Krone auftreten. Allerdings rächt sich das nun: Prinz William tritt wegen seiner kranken Gattin und den Kindern kürzer, Skandal-Prinz Andrew darf nicht mehr mitwirken, dessen beide Töchter gehen bislang anderen Geschäften nach, Harry und seine Meghan leben in Ungnade gefallen in Kalifornien.

Es bleiben Charles jüngster Bruder Edward mit seiner Frau, der Herzog von Gloucester und dessen Gattin, Prinzessin Alexandra von Kent sowie ihr Bruder der Herzog von Kent und last but not least die unermüdliche Schwester von Charles, Prinzessin Anne. Diese letzten aktiven Sieben kommen zusammen auf ein Lebensalter von 525 Jahren und gehören zum Großteil der Generation Elizabeth II. an: Die Dynastie droht zu vergreisen.

Retuschen in der Kommunikation über Kate

Prinzessin Kate traute anscheinend der Palast-PR nicht recht, als sie kürzlich ein Familienfoto mit ihren drei Kindern veröffentlichte. Dabei stellten Foto-Profis fest, dass das Bild manipuliert wurde, was die Frau des Thronfolgers auf X dann zugab. Sie experimentiere als Hobby-Fotografin gerne mit Photoshop und entschuldigte sich für den Faux-pas.

Weltweit spekulierten Medien über die tatsächlichen Gründe für das geschönte Bild, und „Kate-Gate“ als PR-GAU war geboren. Fotoagenturen von Rang stuften die britischen Palast-Quellen als not trustworthy – als nicht mehr vertrauenswürdig ein. Für eine auf Vertrauen gründende Institution wie die Monarchie ist das tatsächlich ein schwerer Unfall. Das dürfte der Grund sein, dass Catherine nun in einem Video über ihre Krebserkrankung spricht. Die Gerüchte sollten ein Ende haben und Vertrauen wieder hergestellt werden.

Die Gier der Medien nach Informationen rund um die siechen Windsors dürfte jedoch kein Ende nehmen. Es gibt Ermittlungen gegenüber Mitarbeitern der Londoner Klinik, in der die Prinzessin behandelt wurde. Sie sollen versucht haben, Inhalte der Krankenakte an die Presse gegen hohe Geldsummen durchzustechen. Der Royal Family bleibt derzeit nichts erspart, und ein Lichtstrahl am Ende des Tunnels lässt weiter auf sich warten. Die Familie muss gesehen werden, damit man an sie glaubt – wie lange gilt dieses Motto noch für Charles III. und Prinzessin Catherine? Premierminister Sunak und das ganze Vereinigte Königreich hoffen und beten.

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dergrauewolf
dergrauewolf
1 Monat her

Es gibt soviele Menschen die an Krebs erkranken bzw. sterben da wird auch nicht so ein Zirkus gemacht, dabei sollten sich gerade die Monarchien und die auf und davons zurückhalten die soviel Blut an den Stiefeln haben und meinen sie sind immer noch die Herrscher dieser Welt um das Volk auszupressen. Solche alten Relikte gehören auf dem Müllhaufen der Geschichte aber nicht in einer Demokratie, aber leider haben wir nur Partei und Geld-Diktatur samt den Blaublütigen Pack.

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