Die nächste Spekulationsblase
KI-Aktien erzeugen an der Börse gerade ein regelrechtes Feuerwerk. Doch dieser Boom trägt die typischen Merkmale einer Spekulationsblase, warnt unser Autor.
Buy low, sell high“, lautet eine oft zitierte Börsenweisheit. Fast jeder Anleger kennt sie, doch daran halten können sich die wenigsten. Die große Mehrheit steigt gewöhnlich erst dann ein, wenn eine Aktie bzw. ein Sektor bereits stark zugelegt hat und in aller Munde ist.
Je populärer ein Thema wird und je häufiger es in der Presse für Schlagzeilen sorgt, desto mehr Anleger zieht es in seinen Bann. Daran lassen die Analysen zur Anlegerpsychologie und die Ergebnisse der experimentellen Psychologie keine Zweifel.
Auf- und Abstieg einer Starfondsmanagerin
Inhaltsverzeichnis
2020/21 waren es vor allem sogenannte disruptive Zukunftstechnologien, an denen sich die Phantasie zahlreicher Börsianer, Analysten und Journalisten entzündete. Die Presse war voller Berichte zu diesem Thema und über die zur Starfondsmanagerin erklärte Cathy Wood, die wohl am konsequentesten auf diesen Trend setzte und ihn aggressiv bewarb.
Vom Tief des Corona-Maßnahmen-Crashs im März 2020 stieg der Kurs des von Cathy Wood gemanagten Fonds ARK Innovation ETF innerhalb eines Jahres von 32 Dollar auf 157 Dollar. Dieser Anstieg von fast 400 Prozent wies alle Charakteristika einer Spekulationsblase auf. Diese erreichte im Februar 2021 ihren Zenit.
Ende 2022 hatte der Fonds seine aufsehenerregenden Gewinne wieder komplett abgegeben. Zurzeit notiert er immer noch knapp 70 Prozent unter seinem Hoch – trotz des Anstiegs des NASDAQ 100 Index.
Erwartbare Kursrückgänge bei KI-Aktien
Den hochspekulativen Börsenboom, den damals die als Zukunftstechnologien bezeichneten Geschäftsmodelle hervorriefen, erleben jetzt die Aktien von Unternehmen, die mit dem nicht weniger schillernden Begriff „künstliche Intelligenz“ in Verbindung gebracht werden. Ob diese Geschäftsmodelle letztlich erfolgreich sein werden oder nicht, soll hier keine Rolle spielen. Für Börsianer genügt es im Moment zu wissen, dass auch dieser Boom die typischen Merkmale einer Spekulationsblase trägt, die Roland Leuschel und ich schon vor über 20 Jahren ausführlich in unserem Buch „Das Greenspan Dossier“ analysiert haben.
Es genügt, weil sogar die Aktien hervorragender Unternehmen heftig unter die Räder kommen, wenn ihre Kurse im Rahmen einer Spekulationsblase auf unhaltbare Höhen gestiegen sind. Genau das ist hier der Fall. Deshalb prognostiziere ich auch für den Bereich „künstliche Intelligenz“ kräftige Kursrückgänge, die den Großteil der aufgelaufenen Gewinne zunichtemachen werden.
Solide Alternativen zu KI
Wer das Motto „buy low, sell high“ befolgen möchten, muss überbewertete Aktien meiden bzw. verkaufen und nach günstig bewerteten Aktien Ausschau halten. Diese findet man fast immer in Sektoren, die nicht in aller Munde sind. Im Moment sind das insbesondere Energie- und Rohstoffaktien sowie der Edelmetallsektor. Hier gibt es hervorragende Unternehmen mit glänzenden Geschäftsaussichten, deren Aktien eine niedrige fundamentale Bewertung aufweisen und von den Medien kaum beachtet werden.