Künstliche Intelligenz verzaubert die Börsen

Boerse New York / Künstliche Intelligenz / KI / Wall Street / Quelle: Unsplash, lzenzfreie Bilder, open library: Aditya Vyas: https://unsplash.com/de/fotos/betongebaude-mit-usa-flaggen-mHdATQY9fIU Boerse New York / Künstliche Intelligenz / KI / Wall Street / Quelle: Unsplash, lzenzfreie Bilder, open library: Aditya Vyas: https://unsplash.com/de/fotos/betongebaude-mit-usa-flaggen-mHdATQY9fIU

Künstliche Intelligenz verlockt an den Börsen zu riskanten Investments. Die Technologieblase des Jahres 2000 mit ihren fatalen Folgen für Millionen Anleger scheint vergessen.

An den Aktienmärkten und insbesondere in Teilen des Technologiesektors hat sich die Lage zuletzt extrem zugespitzt. Breit aufgestellte Risikoindikatoren geben starke Warnsignale, und das Geschehen an der Wall Street gleicht immer mehr den Vorgängen des Jahres 2000, als sich die damalige Technologieblase in ihrer Endphase befand.

Damals entzündete sich die Phantasie vieler Anleger, Analysten und Journalisten an Unternehmen der Telekommunikations- und Internetbranche. In Deutschland wurde sogar die Telekom-Aktie davon erfasst. Heute heißt das Zauberwort „Künstliche Intelligenz“ und betrifft Unternehmen, die sich mit diesem schillernden Begriff irgendwie in Verbindung bringen lassen.

In der Spekulationsblase von 1929 war es übrigens das damals noch in den Kinderschuhen steckende Radio. Es sind also nur die Details von Spekulationsblasen, die variieren. Das Prinzip aus Innovationen, die unrealistische Erwartungen wecken, und fundamentaler Überbewertung des Aktienmarktes bleibt konstant.

Zentrum des spekulativen Interesses

Den euphorischen Rummel um die Aktie des Chipherstellers Nvidia hat der US-Analyst Richard Bernstein sehr treffend mit Cisco Systems verglichen, dem Börsenliebling und Marktschwergewicht des Jahres 2000, dessen Aktie damals durch die Decke ging. Cisco stand Ende der 1990er Jahre, als der Telekommunikations- und Internetboom das Bösengeschehen beherrschte, im Zentrum des spekulativen Interesses. Wie heute bei Nvidia stiegen Ciscos Umsätze und Gewinne sehr stark an, und viele Börsianer und Analysten wetteten auf die Dauerhaftigkeit dieser Entwicklung.

Dann folgte die Ernüchterung. Von ihrem im März 2000 erreichten Hoch von 55,69 Dollar fiel die Aktie bis Oktober 2002 auf 5,52 Dollar – ein Kursrückgang von 90 Prozent. Dabei war und ist Cisco Systems kein schlechtes Unternehmen, ganz im Gegenteil. Den völlig überzogenen Erwartungen der Bullen konnte es aber nicht gerecht werden. 

Der wilde Ritt der Cisco-Aktie – Vorbild für Nvidia? Quelle: StockCharts; krisensicherinvestieren.com

Parallelen zu Cisco

Angesichts frappierender Parallelen stellt sich natürlich die Frage, ob es der Nvidia-Aktie ähnlich ergehen wird wie damals Cisco. Aus fundamentalanalytischer Sicht spricht vieles dafür, und charttechnisch gleichen sich die steilen Aufwärtstrends der beiden Aktien sehr.

Von einer Topformation ist bei der Nvidia-Aktie zwar noch nichts zu sehen. Doch das war bei Cisco nicht anders. Auf den im März 2000 erreichten Höchstkurs der Aktie folgte direkt ein zweimonatiger Kursrückgang von 40 Prozent, den viele Analysten als gesunde Korrektur und Kaufgelegenheit bezeichneten. Tatsächlich war dieser kräftige Verlust nur der Beginn eines zweijährigen Abwärtstrends, in dessen Verlauf der der Aktienkurs um 90 Prozent einbrach.

Während der Technologiesektor in der Baisse der Jahre 2000 bis 2003 sehr stark unter die Räder kam, erging es anderen Sektoren besser, manchen sogar sehr viel besser. Das wird dieses Mal nicht anders sein. Deshalb sollten Anleger an eine Diversifizierung denken, falls sie in den besonders heiß gelaufenen Sektoren engagiert sind oder jetzt noch einsteigen wollen.

Rat zur Diversifizierung

Es ist natürlich durchaus möglich, dass die euphorische Party noch etwas länger anhalten wird, bevor Ernüchterung eintritt. Die Fülle an Warnsignalen und das Ausmaß der Überbewertung sprechen allerdings dagegen. Deshalb sollten seriöse Anleger eine Diversifizierung in konservative, defensive und günstig bewertete Aktien ernsthaft ins Auge fassen.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Kane
Kane
1 Monat her

das hat der ‚Neue Markt‘ 1999/2000 auch – bis er krachend kollabierte und die Anleger für ihre Gier bestrafte. Also, auf ein neues ihr Nimmersatten.

fufu
fufu
1 Monat her

Nichts Neues unter der Sonne. Schaun mer mal wann die Kriegseuphorie in Ernuechterung umschlaegt, ich meine jetzt ein anderes Segment an der Boerse. Spaetestens wenn ihnen die Bomben auf den Kopf fallen.

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