Gefährliche Schuldenpolitik der EU in Zeiten der Inflation
Ungeachtet einer Inflationsrate von knapp zehn Prozent in der Eurozone wird die EU bis zum Jahr 2026 rund 900 Milliarden Euro in den Geldkreislauf pumpen.
Ungeachtet einer Inflationsrate von knapp zehn Prozent in der Eurozone wird die Europäische Union bis zum Jahr 2026 rund 900 Milliarden Euro in den Geldkreislauf pumpen. Ausgegeben wird das Geld für die Pandemieprogramme NextGenerationEU (NGEU) und SURE (Kurzarbeitergeld). Die EU holt sich das Geld über den Anleihemarkt und wird dort damit zu einem echten Schwergewicht.
Laut einer aktuellen Investorenpräsentation hat die Kommission in der Zeit von Juni 2021 bis Augst 2022 bereits Anleihen über insgesamt 129 Milliarden Euro begeben. Folglich stehen bis Ende 2026 noch Anleihen mit einem Volumen von 678 Milliarden Euro aus. Dem Vernehmen nach will die EU einen Großteil des Geldes mit grünen Anleihen aufnehmen und könnte so auf dem Markt für solche Anleihen zu einem der führenden Emittenten der Welt werden.
EZB stellt der EU ein gutes Zeugnis aus
Mit den Plänen der EU hat sich dieser Tage auch die Europäische Zentralbank (EZB) beschäftigt, die seit über einem Jahrzehnt die Märkte mit Geld flutet und so entscheidend zur massiven Geldentwertung beigetragen hat. In einer aktuellen Studie untersuchen drei Mitarbeiter der EZB allerdings nicht die Wirkungen der EU-Pläne auf die Geldwertstabilität, sondern ob die EU-Anleihen eine Gefahr für deutsche Bundesanleihen werden könnten.
Ihrer Ansicht nach dürften die EU-Anleihen zu einer echten Konkurrenz für Bundesanleihen werden, die jedoch aufgrund ihrer schnellen Handelbarkeit strategisch im Vorteil bleiben werden. Gleichwohl werde sich das Konkurrenzverhältnis in den kommenden Jahren zugunsten der EU entwickeln. Grünes Licht für ihre Pläne bekommt die EU von den Ratingagenturen, die sie als erstklassige und damit ausfallsichere Schuldnerin einstufen.
Roubini warnt vor einer Stagflation
All das geschieht in einer Zeit, in der die für die wirtschaftliche Entwicklung fundamentalen Energiepreise geradezu explodieren. Inzwischen rechnen fast alle Experten mit Rezessionstendenzen und bisher nicht gekannten Nachfrageeinbrüchen. Wer jetzt noch mehr Geld in die Märkte pumpt, heizt den Inflationsmotor weiter an. Zu Recht warnt der Finanzexperte Nouriel Roubini davor, dass „negative Nachfrageschocks das potenzielle Wachstum verringern und die Produktionskosten steigern“ dürften. Und er erinnert: „Zusammengenommen kann diese Nachfrage- und Angebotsdynamik zu einer Stagflation – steigende Inflation inmitten einer Rezession – im Stil der 1970er-Jahre führen und letztlich eine schwere Schuldenkrise bewirken.“