Der große Irrglaube an einen sinkenden Ölverbrauch

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Die Energiepreise gehen durch die Decke. Jetzt soll auf Teufel komm raus Energie gespart werden. Doch der Ölverbrauch kann auf absehbare Zeit nicht sinken.

Zumindest in den kommenden zehn bis 20 Jahren wird der Rohölverbrauch weiter steigen. Erst dann wird eine ehrgeizige Klimaschutzpolitik vielleicht für eine sinkende Nachfrage sorgen. Die Umstellung von klassischen Energieträgern auf sogenannte erneuerbare Energien lässt sich eben nicht über Nacht bewerkstelligen. Sie braucht viel Zeit und Geld und – was häufig übersehen wird – jede Menge Rohstoffe und sehr viel Energie. Dabei steigen die Energiepreise. Durch die Russlandsanktionen diese Entwicklung noch verstärkt.

Energie-Agentur erwartet keinen rückläufigen Ölverbrauch

Auf die Lage am Rohölmarkt hatte ich bereits im Juli und im Oktober 2021 an dieser Stelle hingewiesen. Damals schrieb ich: „Der Wechsel von fossilen Brennstoffen auf sogenannte erneuerbare Energien ist nicht nur teuer, er nimmt auch sehr viel Zeit in Anspruch. Deshalb ist ein weiterhin hoher Ölverbrauch auch in den kommenden 10 bis 20 Jahren garantiert. Selbst wenn weltweit drastische Sparmaßnahmen ergriffen und Gesetze zur Reduzierung des Verbrauchs erlassen würden, käme es nach 10 Jahren nur zu einem Rückgang des Ölverbrauchs von etwa 10 Prozent, schätzt die zur OECD gehörende Internationale Energie Agentur IEA.

Andere Schätzungen kommen für die nächsten 20 Jahre sogar auf einen weiteren Anstieg. Dafür werde das immer noch anhaltende Bevölkerungswachstum und das verständlicherweise rund um die Welt angestrebte Wirtschaftswachstum sorgen, das die Voraussetzung für eine bessere Lebensqualität und eine bessere Welt von Milliarden derzeit noch in Armut lebender Menschen ist.“      

Ironischerweise führt gerade die politisch vorangetriebene Dekarbonisierung der Weltwirtschaft, also die Abkehr von fossilen Energieträgern auf sogenannte erneuerbare Energien, zunächst zu einer höheren Rohstoffnachfrage. Der Bau von Windrädern, Solaranlagen, Stromleitungen und Elektromobilen verschlingt riesige Mengen an Rohstoffen wie Kupfer, Nickel, Silber, Lithium oder Kobalt, deren Gewinnung und Verarbeitung wiederum sehr energieaufwendig ist.

Höchstgrenze beim Ölangebot erreicht

Während die Ölnachfrage also vielleicht eher noch steigen wird, kann das Angebot vermutlich nur noch geringfügig erhöht werden, wenn der Ölpreis nicht sehr deutlich steigt. In Europa und einigen afrikanischen und asiatischen Ländern wurde das Maximum der Förderung („Peak Oil“) schon überschritten, hier sinkt die Produktion bereits kontinuierlich. In den USA, wo die Ölförderung in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Boom erlebte, wurde dieser obere Wendepunkt inzwischen wahrscheinlich ebenfalls erreicht.

Das Zünglein an der Waage sind unter diesen Umständen auf der Angebotsseite Russland und der Nahe Osten – mit allen geopolitischen Implikationen, die sich aus dieser Konstellation ergeben. Der damit einhergehende Machtzuwachs der OPEC lässt aus Sicht des Westens wenig Gutes erwarten.

Das alles – und einige wichtige zusätzliche Argumente, die allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen würden – spricht dafür, dass sich der klassische Energiesektor in der frühen Phase eines langfristigen Aufwärtstrends befindet, die wahrscheinlich viele Jahre anhalten wird.

Kurzfristig bietet sich jetzt noch einmal eine exzellente Kaufgelegenheit bei ausgewählten Aktien des Ölsektors, wie der folgende Chart des US-Ölaktien-ETFs zeigt.

Der Ölsektor durchläuft gerade eine typische Korrektur in einem Aufwärtstrend: Rückgang an die steigende 200-Tage-Durchschnittslinie und überverkaufter Momentum-Oszillator. Quelle: StockCharts.com

Öl-Aktien im Aufwärtstrend

Wie der Chart zeigt, befindet sich der Ölaktien-ETF seit Ende 2020 in einem Aufwärtstrend. In den vergangenen Wochen kam es zu einer relativ starken Korrektur, in deren Verlauf die Kurse ihre steigende 200-Tage-Durchschnittslinie erreicht haben. Gleichzeitig ist der Preis-Momentum-Oszillator (unten im Chart) in den stark überverkauften Bereich gesunken. In Aufwärtstrends stellt diese Kombination ein sehr gutes Chance-Risiko-Verhältnis dar, bietet also eine hervorragende Kaufgelegenheit. Darüber hinaus sind ausgewählte US-amerikanische Ölaktien auch aus fundamentaler Sicht höchst attraktiv.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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