Inflation dreht die Wirtschaft auf Rezessionskurs

Wirtschaft / Inflation / Rezession / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: marer; https://pixabay.com/de/photos/times-square-new-york-city-new-york-5913240/ Wirtschaft / Inflation / Rezession / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: marer; https://pixabay.com/de/photos/times-square-new-york-city-new-york-5913240/

Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal bereits um 1,5 Prozent geschrumpft. Große Händler wie Amazon veröffentlichen magere Zahlen. Käufe auf Kredit nehmen zu.

Inzwischen gibt es keinen Zweifel mehr daran, dass der von uns erwartete Kursverfall an den Aktienmärkten begonnen hat. Wie sich so ein Absturz typischerweise entwickelt, habe ich in den vergangenen Monaten ausführlich dargelegt. Diesem Drehbuch sind die Märkte bisher gefolgt und werden es vermutlich auch weiterhin tun.

Dazu sollte man wissen, dass die durchschnittliche Dauer einer solchen Baisse in den vergangenen 100 Jahren 19 Monate betrug. Da der S&P 500 sein Hoch erst am 4. Januar 2022 erreicht hat, befinden wir uns rein zeitlich gesehen also immer noch in der Frühphase dieses Abwärtstrends.

Von fallenden Kursen profitieren

Bestärkt wird diese Einschätzung durch die rekordhohe fundamentale Überbewertung und die ausgeprägten spekulativen Exzesse, die im Lauf dieser riesigen Spekulationsblase an den Aktien-, Anleihen- und Immobilienmärkten stattgefunden haben. Diese extremen Übertreibungen haben alle Rekorde gebrochen und sogar weit hinter sich gelassen.

Kurzfristig sind die Aktienmärkte überverkauft, nachdem es mit dem S&P 500 sieben Wochen nacheinander abwärts ging. Damit ist die Zeit für eine größere Bärenmarkt-Rally reif, wie sie in allen großen Baissen vorkommen. Sie sorgen dafür, dass die meisten Anleger die Verkaufsgelegenheit, die ihnen der Bärenmarkt präsentieret, nicht nutzen.

Wie der folgende Chart zeigt, hat der S&P 500 in den vergangenen Monaten eine typische Topformation gebildet, deren Untergrenze bei 4.200 bis 4.300 Punkten verläuft (blaue Linien). Dieser Bereich ist ein typisches Kursziel für die erste Bärenmarkt-Rally, nachdem eine Topformation beendet wurde. Wenn der Index in den kommenden Tagen oder Wochen in diese Zone steigen sollte und unsere Indikatoren neue kurzfristige Warnsignale geben, können professionelle Anleger mit Short-Positionen von fallenden Kursen profitieren.

Der Momentum-Oszillator hat im einigermaßen überverkauften Bereich nach oben gedreht. Damit signalisiert er den Beginn einer Bärenmarkt-Rally. Quelle: stockcharts.com; Claus Vogt

Aktienbaissen sind besonders ausgeprägt, wenn sie mit Rezessionen einhergehen oder auf Spekulationsblasen folgen. Letzteres ist hier natürlich der Fall, und ersteres wird immer wahrscheinlicher.

Inflation drückt die Wirtschaft

Im ersten Quartal 2022 ist die US-Wirtschaft auf Jahresbasis bereits um 1,5 Prozent geschrumpft, und einige unserer Frühindikatoren sind schon auf Rezessionsniveau gefallen. Darüber hinaus sind die Ergebnisse der großen Einzelhandelsfirmen, darunter auch Amazon, schwach ausgefallen, was viele Analysten überrascht hat. Gleichzeitig haben die Käufe auf Kredit deutlich zugenommen. Diese Kombination deutet ebenfalls auf einen Abschwung hin. Hier wird die negative Wirkung hoher Inflationsraten auf den Konsum sichtbar.

Dass Fed-Präsident Powell und seine Mannschaft trotzdem keine Rezession erwarten, sondern lautstark eine „sanfte Landung“ der Wirtschaft prognostizieren, ist reines Wunschdenken. Das gilt umso mehr, da die riesigen Spekulationsblasen an den Aktien- und Immobilienmärkten für entsprechend große realwirtschaftliche Fehlentwicklungen und Ungleichgewichte gesorgt haben. Folglich wird ihr bevorstehendes Ende nicht ohne schwere volkswirtschaftliche Folgen bleiben.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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