Die Angst der Börsianer vor steigenden Zinsen
Die Zentralbanken sitzen in der Falle. Sie müssen die Zinsen anheben, wenn sie gegen die Inflation vorgehen wollen. Für die Börse verheißt das nichts Gutes.
Durch die Kursrückgänge im Januar dieses Jahres haben sich an den Aktienmärkten große Topformationen gebildet, die typischerweise das Ende einer Hausse signalisieren. Das gilt umso mehr, da fast alle bewährten Indikatoren in den vergangenen Monaten klare Warnsignale gegeben haben und die US-Börse eine rekordhohe fundamentale Überbewertung aufweist.
Tatsächlich befinden sich sowohl die US-Aktienmärkte als auch die Immobilienmärkte gleichzeitig in einer riesigen Spekulationsblase. Und die gerade erwähnten Topformationen, die übrigens auch beim DAX und dem japanischen Nikkei Index vorhanden sind, legen die Vermutung nahe, dass die Bereinigung in Form einer starken Baisse bald beginnen könnte.
Aufwärtstrend der Zinsen
Wer glaubt, dass die Fed und andere Zentralbanken jede Baisse und jeden Abschwung aufhalten können, wiegt sich in falscher Sicherheit. Auch das belegt die Geschichte ohne Wenn und Aber.
Steigende Zinsen sind Gift für die Börse. Diese alte und bewährte Börsenregel sollte man kennen, Der folgende Chart zeigt den Verlauf der Zinsen 10-jähriger US-Staatsanleihen und mahnt zu großer Vorsicht. Die Zinsen sind nämlich nicht nur deutlich gestiegen, sie haben auch eine große Bodenformation mit einem Ausbruch nach oben beendet (rote Linie) und sind am 10. Februar 2022 über die nächste Widerstandslinie geschossen, die bei 2 Prozent verläuft.
Aus charttechnischer Sicht wird dadurch der Aufwärtstrend der Zinsen eindrucksvoll bestätigt. Gleichzeitig schreit die im Januar auf 7,5 Prozent gestiegene US-Inflation geradezu nach Zinserhöhungen. Die Fed sitzt in der Falle, da sie die Zinsen anheben muss, wenn sie gegen die Inflation vorgehen will. Für die Börse verheißt das nichts Gutes. Für Gold hingegen schon.
Zahlreiche Gold-Anleger beunruhigt jetzt folgende Frage: Wenn die Fed ihre Anleihenkäufe beendet und die Zinsen steigen, wird dann der Goldpreis fallen? Diese Furcht wird von den Medien regelrecht geschürt. Dabei zeigt die Finanzmarktgeschichte, dass es keinen stabilen Zusammenhang oder gar Automatismus zwischen dem Goldpreis und steigenden Zinsen gibt – im Gegenteil.
Das Verhältnis von Zinsen und Goldpreis
Beispielsweise sind während der großen Goldhausse von Ende der 1960er Jahre bis 1980 die Zinsen 10-jähriger US-Staatsanleihen von 5,5 Prozent auf 12,5 Prozent gestiegen. Der Goldpreis zeigte sich davon nicht nur unbeeindruckt, sondern vervierundzwanzigfachte sich in diesem Zeitraum.
Das ist zwar lange her, aber es gibt auch Beispiele aus jüngerer Zeit: So stiegen die Zinsen im Juni 2003 von 3,2 Prozent auf über 4 Prozent im Mai 2004, während der Goldpreis von 350 Dollar pro Unze auf 430 Dollar kletterte, ein Kursgewinn von 23 Prozent.
Und von Mitte 2005 bis Mitte 2006 ging es mit den Zinsen von knapp 4 Prozent auf gut 5 Prozent nach oben. Im gleichen Zeitraum stieg der Goldpreis von 420 Dollar pro Unze auf über 700 Dollar bzw. knapp 70 Prozent. Meine Analysen kommen zu dem Ergebnis, dass der Goldpreis auch jetzt wieder mit deutlichen Kursgewinnen aufwarten wird.