China bedroht die größte Börsenblase aller Zeiten

China / Shanghai / Gebaeude / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Peggy_Marco; https://pixabay.com/de/photos/panorama-shanghai-gro%c3%9fstadt-china-1046702/ China / Shanghai / Gebaeude / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Peggy_Marco; https://pixabay.com/de/photos/panorama-shanghai-gro%c3%9fstadt-china-1046702/

Der Absturz von Chinas zweitgrößtem Immobilienentwickler Evergrande hat das Potenzial, die größte Spekulationsblase aller Zeiten an den Börsen zu zerstören.

Aufmerksamen Lesern dürfte aufgefallen sein, dass ich schon länger nicht mehr über die gigantischen Spekulationsblasen an den Aktien- und Immobilienmärkten geschrieben habe. Das wird sich jetzt ändern, da es immer deutlichere Signale gibt, die den Beginn einer Baisse ankündigen.

Alle historisch bewährten Kennzahlen der Fundamentalanalyse kommen zu dem gleichen Ergebnis: Der US-Aktienmarkt befindet sich in einer riesigen Spekulationsblase, der größten aller Zeiten. Daran ändern auch die von den Zentralbanken künstlich extrem niedrig gehaltenen Zinsen nichts.

Diesmal geht die Gefahr von China aus

Dass diese Spekulationsblase bisher nicht geplatzt, sondern immer noch größer geworden ist, verleitet viele Marktteilnehmer zu der Annahme, sie werde niemals platzen. Ganz ähnlich argumentierte Alan Greenspan einst in Bezug auf die Immobilienblase: Weil es noch nie eine Immobilienbaisse gab, die das ganze Land gleichzeitig erfasste, so der damalige Fed-Präsident, könne es das auch in Zukunft nicht geben.

Die Realität belehrte ihn auf spektakuläre Weise eines Besseren: Die Blase platzte, und die Insolvenz von Lehman Brothers vor fast genau 13 Jahren hätte 2008 fast das gesamte Finanzsystem in den Abgrund gerissen.

Heute ist die Lage in China besorgniserregend. Dort können wir gerade live miterleben, wie schnell es auf dem Weg nach unten gehen kann. Wie schon bei der Finanzkrise 2008 ist auch dort der Immobilienmarkt die Quelle der Verwerfungen.

Im Blickpunkt steht das Unternehmen Evergrande, der zweitgrößte chinesische Immobilienentwickler. Evergrande hat einen gewaltigen Schuldenberg in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar aufgebaut und scheint jetzt zahlungsunfähig zu sein. Laut Bloomberg wird Evergrande nicht in der Lage sein, die am 20. September fälligen Zinsen für Kredite zu bedienen.

Der Aktienkurs ist seit April dieses Jahres um 96 Prozent eingebrochen. Obwohl es sich um ein chinesisches Unternehmen handelt und hauptsächlich chinesische Banken von seiner Pleite betroffen wären, ist die Ansteckungsgefahr für die fragilen internationalen Aktienmärkte enorm.             

Deshalb könnte China dieses Mal das Zünglein an der Waage sein und dafür sorgen, dass auch im Rest der Welt die drastisch überbewerteten Immobilien- und Aktienmärkte bald den Weg nach unten einschlagen,

Auch diese Spekulationsblase wird nicht von Dauer sein, wenngleich viele Menschen das kaum noch glauben können und ähnlich denken wie einst Alan Greenspan. Es gehört sogar zu den typischen Merkmalen von Spekulationsblasen, dass sie von den meisten Marktteilnehmern nicht erkannt oder sogar geleugnet werden.

Doch die Fehlentwicklungen und Ungleichgewichte, die von der aktuellen Spekulationsblase hervorgerufenen werden, sind sogar noch sehr viel größer als damals. Deshalb sollten Sie darauf vorbereitet sind, dass ihr Ende noch schwerwiegendere Folgen haben wird als damals.

Schwache Unternehmensgewinne, hohe Börsenkurse

Wer jetzt die bullishen Kommentare über die jüngsten Unternehmensgewinne und die Gewinnschätzungen für 2022 liest, sollte folgendes bedenken: Im Januar 2020, das heißt bevor die drakonischen Covid-Maßnahmen eingeführt oder auch nur vorstellbar waren, beliefen sich die Gewinnschätzungen der Wall Street-Analysten für die im S&P 500 enthaltenen Unternehmen für das Jahr 2021 auf 193,90 Dollar pro Aktie.

Jetzt, nachdem die Ergebnisse für das erste Halbjahr vorliegen, beträgt die Schätzung 198,50 Dollar, also lediglich 2,4 Prozent mehr. Dennoch notiert der S&P 500 heute 40 Prozent höher als im Januar 2020.

Für das kommende Jahr 2022 stellt sich die Lage kaum anders dar. Im Januar 2020 schätzten die Analysten für den S&P 500 die Unternehmensgewinne auf 216,30 Dollar pro Aktie. Heute prognostizieren sie 217,40 Dollar, also ein halbes Prozent mehr.

Ende der hochspekulativen Episode

Diese Zahlen bestätigen auf beeindruckende Weise die oben erwähnten Kennzahlen der Fundamentalanalyse, die eine historische Überbewertung des US-Aktienmarktes zeigen: Der 40-prozentige Kursanstieg des S&P 500 seit Januar 2020 hat gar nichts mit der realwirtschaftlichen Entwicklung zu tun. Er ist ausschließlich spekulativer Natur und stellt vermutlich die letzte große Aufwärtswelle der nunmehr größten und umfassendsten Spekulationsblase aller Zeiten dar. Kaum auszudenken, was geschehen wird, wenn diese Blase platzt.

Inzwischen mehren sich die Zeichen, dass wir uns dem Ende dieser hochspekulativen Episode nähern, die in fast jeder Hinsicht alle früheren Rekorde gebrochen hat. Die Entwicklungen in China könnten das Fass zum Überlaufen bringen. Zumindest geben sehr wichtige Börsen-Indikatoren seit einigen Wochen Warnsignale, die typischerweise in der Endphase einer Hausse auftreten.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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waltomax
waltomax
2 Jahre her

Wer sich durch Selbstversorgung, eigene Wasserquelle, eigene Energieerzeugung und Goldbesitz aus dem System weitgehend ausgekoppelt hat, dem geht der Crash am Allerwertesten vorbei. Waffen gegen Plünderer wären ratsam.

Und dann immer runter mit den systemischen Hosen!

Ändern kann einer nur, was in seinem Vermögen und seinem näheren Umfeld liegt. Was in China, Afghanistan oder den USA abgeht, kann ich nicht beeinflussen.

Aber mich kann ich ändern. Meine Prioritäten nach der Realität auszurichten, vermag ich ebenfalls.

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