Maaßen vermutet Linksextremisten bei der „Tagesschau“

Maaßen / Tagesschau / ARD Hauptstadstudio Berlin / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: falco, https://pixabay.com/de/photos/berlin-hauptstadt-architektur-4711945/ Maaßen / Tagesschau / ARD Hauptstadstudio Berlin / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: falco, https://pixabay.com/de/photos/berlin-hauptstadt-architektur-4711945/

Hans-Georg Maaßen sieht beim öffentlich-rechtlichen TV Verbindungen ins linksextreme Milieu. Worauf stützt der Ex-Verfassungsschützer seine Anschuldigungen?

Mit Aussagen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und speziell zur „Tagesschau“ hat sich der Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Georg Maaßen weit vorgewagt. In einem Interview mit „tv.Berlin“ kritisierte er nicht nur die Berichterstattung, sondern unterstellte den Redakteuren der meistgesehenen Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen Verbindungen ins linksextremistische Milieu.

Die Missstände bei der „Tagesschau“ müssten in einem „NDR-Untersuchungsausschuss“ aufgearbeitet werden, da der NDR für die Hauptnachrichtensendung der ARD verantwortlich sei. Wörtlich sagte Maaßen:

„Wenn man sieht, dass es da auch Verbindungen gibt zwischen der ,Tagesschau‘ oder zwischen Personen, die für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und ,Tagesschau‘  arbeiten, und der linken und linksextremen Szene – dann wäre das wirklich auch eine Untersuchung wert, dass auch die Biografie von einigen Redakteuren mal auf den Prüfstand gestellt wird, ob diese Leute die charakterliche Eigenschaft haben, (…) die ,Tagesschau‘ durch Redaktion zu begleiten.“

Maaßen sieht „klaren Linksderall“

Doch damit ließ er seinen Angriff nicht bewenden, sondern holte noch einmal richtig aus. Er vermisse die Ausgewogenheit in der Berichterstattung, kritisierte Maaßen und sprach von einem „klaren Linksdrall“ und „Meinungsmanipulation“. Dabei arbeiteten die Redakteure mit „Tricks“ und indem sie bestimmte Tatsachen in der Berichterstattung einfach wegließen. Der frühere Präsident des Verfassungsschutzes sagte wörtlich:

„Ich halte es für eine Schande, dass die Aufsichtsbehörden diesen öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht in der Hinsicht wirklich mal korrigieren und dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr stattfindet.“

Lange dauerte es nicht, bis der heftig attackierte NDR reagierte und den „hohen Anspruch an Objektivität und Sorgfalt in der Berichterstattung“ der „Tagesschau“ beschwor. Die Arbeit der Redaktion werde ausschließlich von journalistischen Kriterien geleitet. „Die ,Tagesschau‘ steht damit für ausgewogenen, nachvollziehbaren und durch Fakten belegten Journalismus‘, sagte eine Sprecherin des Senders.

Klare Worte fand auch so mancher Politiker, allen voran die Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, Malu Dreyer (SPD). Sie sah in Maaßens Interview einen Angriff auf die Pressefreiheit. Anders als von Maaßen dargestellt, existiere in Deutschland eine „starke, freie und pluralistische Medienlandschaft“. Maaßens Aussagen seien „infam“. Der ehemalige oberste Verfassungsschützer verfolge das Ziel, „die Glaubwürdigkeit in den Journalismus und insbesondere in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erschüttern“.

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil forderte eine Reaktion von CDU-Chef Armin Laschet gegen Maaßen ein. „Ein weiterer demokratiefeindlicher Ausfall von CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen, ein weiteres Mal schweigt CDU-Chef Armin Laschet“, sagte Klingbeil. 

Maaßen weicht nicht zurück

Doch Maaßen ließ sich nicht beirren. Er kritisiere tendenziöse Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bekräftige er auf „Twitter“. Wörtlich: „Auch das gehört zur Meinungsfreiheit.“ Zweifellos hätten Presse- und Rundfunkfreiheit in Deutschland Verfassungsrang. Unabhängiger Journalismus und ein politisch unabhängiger öffentlich-rechtlicher Rundfunk seien für die Demokratie unverzichtbar. Folglich dürfe es auch keine „Gesinnungskontrolle“ journalistischer Arbeit durch die Politik geben.

An seinen Aussagen zum NDR und zur „Tagesschau“ indes nahm er nichts zurück. Offen ließ er auch, woher er seine angeblichen Informationen über linksextremistische Verbindungen von NDR-Mitarbeitern hat. Waren die vielleicht mal im Visier des früheren Verfassungsschützers?

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
2 Jahre her

Da haben sich ja die richtigen Leute angesprochen gefühlt.
Herr Klingbeil offenbart ein geradezu bizarres Demokratieverständnis – aber das ist ja eben das Problem unserer Zeit …

Dass Maaßen mit der Diagnostizierung des Linksdralls in den Medien recht hat, weiß jeder, der noch einen freien Kopf hat und der seinen blinden Fleck nicht bei diesem Thema hat.
Er trägt Eulen nach Athen.

Die Wut des Establishments hängt damit zusammen, dass derjenige, der nun bestimmte Dinge ausspricht, selbst immer noch zur Hälfte zum Establishment dazugehört.
So wie 2010 Sarrazin.

Peter Schrein
Peter Schrein
Reply to  Wolfgang Wirth
2 Jahre her

Die Leistungen in Köln waren auch nicht groß !

h o hentschel
h o hentschel
2 Jahre her

Ich muß dem Mann Recht geben

Kane
Kane
2 Jahre her

wie ich hörte haben kürzlich wieder 3 Redakteuer/Sprecher dieser Lügenschau das Handtuch geworfen und sind gegangen. Ich kann’s verstehen, würde ich mich auch nicht allabendlich dahin setzen und den Leute krude Geschichten aus der ‚linken Hirnhälfte‘ als Wahrheit verkaufen.

Ketzerlehrling
Ketzerlehrling
2 Jahre her

Linksextremismus ist kaum existent und wenn, dann als Kollateralschaden im Krampf gegen Rechts zu sehen. Drehhofer weiss, wovon er redet.

dragaoNordestino
2 Jahre her

Schon erstaunlich, wie manche plutokratische Meinungsmanipulationen, mit „Links“ verbtnden. Offensichtlich haben da so manche der „Wohlstandverwahrlosten Edelbürger“, jede Orientierung verloren. Dabei spielt es noch nicht mal eine Rolle, ob dies nun Absicht ist oder nicht.

 Die oligarchischen und plutokratischen Strukturen, denen grosse Teile des Planeten anheim gefallen sind, haben ganz sicher weder mit „Rechts“ noch mit „Links“, sondern einfach mit grenzenloser Macht und Gier zu tun. Dass diese Macht-und Gierdarsteller versuchen ihr Treiben hinter „Links“ oder „Rechts“ zu verbergen, versteht sich von selbst. …..

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
Reply to  dragaoNordestino
2 Jahre her

Den zweiten Absatz Ihres Beitrags könnte ich unterschreiben.

Beim ersten Absatz möchte ich aber zu bedenken geben, dass zwar nicht die traditionelle Linke, für die etwa Sarah Wagenknecht steht, den „plutokratischen Meinungsmanipulatoren“ nahe steht, wohl aber jene identitätspolitische postmoderne Linke, die für ihre unheilige Allianz mit dem Großen Geld und den Globalisten bekannt ist.

Nebenbei:
Aus Ihrem Beitrag könnte man ja den Schluss ziehen, dass sie Journalisten wie Restle und Reschke (beide Panorama) oder Perkovic (Kulturzeit) nicht als „links“ bezeichnen, obwohl Leutchen selbst darauf bestehen würdren …

dragaoNordestino
Reply to  Wolfgang Wirth
2 Jahre her

@Wolfgang Wirth…..

wohl aber jene identitätspolitische postmoderne Linke, die für ihre unheilige Allianz mit dem Großen Geld und den Globalisten bekannt ist.

Kann man diese narzistisch, egoistischen Ich-Darsteller tatsächlich als „Links“ bezeichen… also für mich sind diese nicht Links.

könnte man ja den Schluss ziehen, dass sie Journalisten wie Restle und Reschke (beide Panorama) oder Perkovic (Kulturzeit) nicht als “links” bezeichnen, obwohl Leutchen selbst darauf bestehen würdren

Natürlich bestehen diese darauf, werden ja dafür von der Plutokratie auch bezahlt, dass habe ich ja in meinem zweiten Absatz beschrieben.

Schorsch
Schorsch
2 Jahre her

Der Herr M. weiß so viel aus seiner ehemaligen Dienststellung heraus, daß es einigen Leuten kalt den Rücken herunterläuft. Er ist gewiß in weiten Bereichen zur Verschwiegenheit vergattert bis „Gras drüber gewachsen“ ist. Ich erinnere mich an den Chef des Deutschlandfunks.
Das muß in den Sebzigern gewesen sein, als man ihn der Zusammenarbeit mit den sozialistischen Friedensfreunden jenseits der Elbe überführte. Er schied zwar aus, aber die Leute, die er eingestellt hatte…….??

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
Reply to  Schorsch
2 Jahre her

Sie haben da gerade einen ganz wichtigen Punkt angesprochen.

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