Lockdown gefährdet viele Existenzen im Handwerk

Lockdown / Arbeitnehmer / Arbeit / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: pashimu, https://pixabay.com/de/photos/m%C3%A4nner-vor-ort-mann-bau-827301/ Lockdown / Arbeitnehmer / Arbeit / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: pashimu, https://pixabay.com/de/photos/m%C3%A4nner-vor-ort-mann-bau-827301/

Die Aufträge gehen zurück, die Umsätze brechen ein: Die Lockdown-Politik von Bund und Ländern trifft das Handwerk hart. Häufig geht es ums nackte Überleben.

Creditreform und Bürgel verfolgen die wirtschaftliche Lage aufmerksam. Im Fokus stehen die immer wieder verschobenen Pleiten. Von den Insolvenzen des Jahres 2020 waren größere Unternehmen betroffen als in den Vorjahren, so dass die Arbeitsplatzverluste und den Insolvenzschäden für die Gläubiger größer waren. Insgesamt betrugen die zu erwartenden Forderungsverluste für die Gläubiger 2020 rund 34 Milliarden Euro gegenüber 23,5 Milliarden Euro 2019.

Nach Darstellung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform trifft der zweite Shutdown Teile des Handwerks hart.  „Auch wenn sich diese Entwicklungen in den Insolvenzzahlen und Gewerbeabmeldungen bislang kaum spiegeln, sorgt die Krise doch erkennbar für Einschnitte bei der Liquidität und dem Eigenkapital“, sagte Creditreform-Experte Patrik-Ludwig Hantzsch kürzlich auf einer Veranstaltung. Vielfach müssten Inhaber auf Reserven oder privates Kapital zurückgreifen, um zahlungsfähig zu bleiben.

Lockdown bremst Investitionen

Creditreform geht davon aus, dass die Auswirkungen der Corona-Krise verstärkt in diesem Jahr sichtbar werden. Derzeit seien Unternehmen aus den Branchen Gastronomie, Touristik, Entertainment und Messebauer besonders insolvenzgefährdet. Bereits jetzt gelten etwa 6,8 Millionen Bürger als überschuldet. Durch die Corona-Pandemie seien viele Leute völlig unerwartet in eine finanzielle Schieflage geraten.

Die aktuelle Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung zur Konjunktur- und Finanzlage mittelständischer Unternehmen fokussiert sich auf die kleinen Mittelständler: Der Auftragsbestand in den Betrieben hat deutlich gelitten: 37 Prozent der Befragten sprachen von einem Rückgang der Aufträge. Vor einem Jahr waren nur 17,1 Prozent von Rückgängen betroffen. Der Einbruch betrifft alle Branchen. In der Folge sind die Umsätze markant zurückgegangen, der Saldo aus positiven und negativen Angaben betrug im Herbst 2020 minus 10,2 Prozentpunkte – noch vor zwei Jahren lag er bei plus 30,2 Prozentpunkten.

Seit 2015 ist die Zahl der Betriebe, die Investitionen planen, nicht mehr so gering gewesen. Im Herbst 2020 lag der Anteil der investitionsbereiten Unternehmen bei 45,5 Prozent – im Vorjahr waren es noch 51,4 Prozent. Vorrangig sind Ersatzinvestitionen (61,6 Prozent) geplant.

Die Creditreform Wirtschaftsforschung legte ein weiteres Schwergewicht ihrer Befragung auf die Finanzierungssituation des Mittelstandes. Für die Betriebe geht es angesichts der Krise darum, die Ertragssituation und die Eigenkapitalquote stabil zu halten. Doch die Gewinne haben durch Corona gelitten. Steigende Erträge vermag nur noch ein Fünftel der Befragten im Herbst 2020 zu vermelden (Vorjahr: 27,5 Prozent). Die Zahl der Betriebe, die sinkende Gewinne hinzunehmen hatten, hat sich mehr als verdoppelt und liegt nunmehr bei 37,4 Prozent.

27,1 Prozent der Betriebe erhalten im Lockdown Soforthilfen

Stärker noch als die Ertragslage wird die Eigenkapitaldecke darüber entscheiden, ob das jeweilige Unternehmen die Krise angesichts rückläufiger Umsätze überstehen kann. Rund ein Drittel der Mittelständler haben eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent, eine dürftige Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent registrieren 27,3 Prozent der KMU.

Fast zwölf Prozent der befragten Firmen sehen sich in einer Unternehmenskrise. Besonders betroffen ist das Verarbeitende Gewerbe, in dem sich ein Fünftel der Befragten in einer akuten Krisensituation sieht. 27,1 Prozent der Betriebe haben Soforthilfen in Anspruch genommen. An zweiter Stelle steht der KfW-Kredit mit 12,1 Prozent der Nennungen und schließlich die Überbrückungshilfe, die von 3,1 Prozent der Unternehmen genutzt wurde. Anzumerken ist dabei noch, dass zum Zeitraum der Befragung vom zweiten Lockdown im November noch nicht die Rede war. Die Wirtschaft hatte sich über den Sommer etwas erholt.

Soforthilfen und Überbrückungshilfen müssen nur zurückgezahlt werden, wenn sich nachträglich herausstellt, dass sie eigentlich nicht nötig waren. Für Kredite gilt das natürlich nicht. Die Auffütterung des Eigenkapitals in den Folgejahren ist natürlich mit weniger Steuerertrag verbunden. Gewinne, die von GmbHs und AGs nicht ausgeschüttet werden, „besondere Bezüge“, die nicht gezahlt werden – früher hießen die Weihnachtsgeld – mindern die Steuerzahlungen und die Sozialabgaben. Kleinbetriebe, die keine Körperschaften sind, haben streng genommen kein Eigenkapital, da es nur darauf ankommt, was der Chef auf dem Konto hat.

Teufelskreis bei der Gewerbesteuer

Eine geringe Steuerbelastung wäre zur Aufladung der finanziellen Akkus hilfreich. Angela Merkel macht mit der Luftsteuer und wahrscheinlich auch mit der Grundsteuerreform das Gegenteil. Vollständig weiter zahlen müssen den Soli alle, die mehr als 109.000 Euro verdienen. Das dürften die meisten Handwerker und KMU sein. Hilfreich wird die Solisenkung nur für Soloselbständige und ganz schlecht laufende Unternehmen sein.

Das Eigenkapital ist deshalb so wichtig, weil es im Gegensatz zu Krediten nicht verzinst werden muss. Es senkt die Kosten. Und dann gibt es noch idiotische Regeln bei der Gewerbesteuer. Da werden Kredite als sogenannte Dauerschulden betrachtet. Die hierfür gezahlten Schuldzinsen sind zur Hälfte dem gewerblichen Gewinn hinzuzurechnen und erhöhen damit den rechnerischen Gewerbeertrag und damit die Besteuerung. Man kommt in einen Teufelskreis, wenn man verschuldet ist. Da gibt es für KfW-Corona Kredite auch keine Ausnahme.

Die Aussichten für die kommenden Jahre sind düster. Die von den Stilllegungen betroffenen Betriebe werden sich überlegen, ob sie zukünftig mehr als das Nötigste investieren. Man nimmt Geld in die Hand oder verschuldet sich und dann kommen Altmaier und Scholz und sperren die Hütte zu. Die beiden Shutdowns sind für Viele eine Lehre, was die Gewerbefreiheit betrifft. Die Väter des Grundgesetzes waren Sozialisten. Alle möglichen Freiheiten stehen im GG, die Gewerbefreiheit ist nicht dabei, jedenfalls nicht bedingungslos. Das sollte man immer im Hinterkopf haben, wenn man einen Betrieb führt.

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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dragaoNordestino
3 Jahre her

test

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