Der Wind dreht sich gegen die CDU

Angela Merkel / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/merkel-bundeskanzlerin-deutschland-2537927/ Angela Merkel / Quelle: Pixabay, lizenezfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/merkel-bundeskanzlerin-deutschland-2537927/

Unmut über die „Masken-Raffkes“, wachsende Unzufriedenheit mit dem Pandemie-Management: Die Stimmung der Bevölkerung kippt. Der Wind dreht sich gegen die CDU.

Es läuft gerade gar nicht gut für die Union. Zwei Abgeordnete der Bundestagsfraktion werden als „Masken-Raffkes“ entlarvt, Gesundheitsminister Jens Spahn vermasselt den kostenlosen Schnelltest-Start und sorgt damit wohl endgültig dafür, dass immer mehr Menschen die Nase voll haben vom Krisenmanagement der Bundesregierung.

In einer aktuellen Civey-Umfrage auf Focus.de hat sich erstmals seit Beginn der Pandemie der Trend umgekehrt. Demnach sind mehr Bürger „sehr unzufrieden“ oder „eher unzufrieden“ als „sehr zufrieden“ und „eher zufrieden“. Am 8. März sah das Ergebnis der Online-Umfrage so aus: 56 Prozent Unzufriedene gegen 32 Prozent Zufriedene und 11 Prozent Unentschiedene.

Merkel ist für die CDU immer noch das Zugpferd

Bergab geht es auch in der Sonntagsfrage. Am 25. Februar sah das Institut für Demoskopie Allensbach die CDU noch bei 37 Prozent. Seither purzelten die Umfragewerte auf 35, 34, 33 und am 8. März bei INSA auf gar nur noch 30 Prozent. Und das sind noch die anhaltend hohen Popularitätswerte von Kanzlerin Angela Merkel enthalten.

Sie verlor zwar im jüngsten ARD-Deutschland auch 5 Prozentpunkte, liegt aber immer noch mit zehn Punkten Vorsprung vor dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (54 Prozent) und 16 Punkte vor Vizekanzler Olaf Scholz von der SPD (48 Prozent).

Merkel ist also nach wie vor das Zugpferd der CDU, deren neuer Vorsitzender Armin Laschet gerade erst wieder zwei Popularitätspunkte verlor und mit dessen Arbeit 35 Prozent der Befragten zufrieden sind.

Alles in allem sind das keine guten Aussichten unmittelbar vor den wichtigen Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg am kommenden Wochenende. Prompt ist die CDU in Rheinland-Pfalz in den aktuellen Umfragen zur Landtagswahl erstmals seit über zwei Jahren wieder hinter die SPD zurückgefallen. Dort sieht die Forschungsgruppe Wahlen die CDU bei 29 Prozent, die SPD bei 33 Prozent. Infratest dimap taxiert die CDU auf 28 Prozent, die SPD auf 30 Prozent.

Und in ihrem einstigen Stammland Baden-Württemberg liegen die Christdemokraten (24 Prozent) kaum aufholbare elf Prozentpunkte hinter den Grünen (35 Prozent) von Landesvater Winfried Kretschmann. In diesen Daten ist der Maskendeal des Mannheimer Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel noch gar nicht enthalten. Er könnte das CDU-Ergebnis am kommenden Wochenende durchaus zusätzlich negativ beeinflussen.

CDU auf Mitte-Links-Kurs

Zu Beginn des Jahres sah alles noch ganz anders aus. Da standen CDU und CSU hoch im Kurs, Kanzlerin Merkel erreichte persönliche Spitzenwerte. Im Gegensatz zur Opposition profitierte die Union als Regierungspartei von einem durch die Corona-Krise begründeten Vertrauensvorschuss der Wähler. Ausgerechnet jetzt, da sich Merkels Amtszeit ihrem Ende zuneigt, bricht dieses Vertrauen der Wähler weg.

Auch innerhalb der Union hat sich ein nicht zu unterschätzendes Unzufriedenheitspotenzial aufgebaut. Denn längst nicht alle waren mit Merkels Mitte-Links-Kurs einverstanden, der letztlich nicht unerheblich zum Aufstieg der Grünen als neue ökologisch-konservative Kraft beigetragen hat. Mit jeder künftigen Wahlniederlage dürfte also der Konflikt zwischen den unbefriedigten National-Konservativen und den Mitte-Links-Liberalen neu aufbrechen und an Schärfe gewinnen.

Bisher gibt es weit und breit keine Führungspersönlichkeit in der CDU, die jene Lücke füllen könnte, die Merkels politischer Ruhestand reißt. Auf ähnlich hohe Popularitätswerte wie die Kanzlerin kommt derzeit allenfalls der CSU-Vorsitzende Söder. Nicht ohne Grund wird er seit längerer Zeit schon als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt.

Eitelkeit oder Vernunft

Aber lässt sich die CDU tatsächlich einen Bayern vor die Nase setzen? Vor allem: Warum sollte Söder sich das antun? Denn ganz egal, welche Koalition mit ihm zustande käme, er käme als Kanzler immer aus der kleinsten Koalitionspartei. Das heißt, er müsste ständig auf die Bedürfnisse der CDU eingehen, obwohl ihm die CSU das auf Dauer Übel nehmen dürfte. Das wäre ein ewiges Gezerre. In Bayern hingegen ist er „König“ und könnte als solcher – wie bisher – in die Berliner Koalition „hineinregieren“. Wie die Sache ausgeht, hängt letztlich wohl davon ab, ob bei Söders Entscheidung Eitelkeit oder Vernunft siegen.

In jedem Fall aber zeigt sich an Söders Stärke die Schwäche der CDU, sprich ihre schwindenden Führungskräfte. In der Koalition geht es drunter und drüber, Annegret Kramp-Karrenbauer ist krachend gescheitert. Merkel geht von Bord. Alle Hoffnungen ruhen auf dem Aachener Armin Laschet. Kann er das verbindende Element zwischen den zur Zusammenarbeit mit der AfD bereiten ostdeutsche Landesverbände und den öko-liberalen Christdemokraten im Westen sein?

Lange lief es ziemlich gut für die Union. Jetzt drohen ihr stürmische Zeiten.

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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Ketzerlehrling
Ketzerlehrling
3 Jahre her

Tendenz hin zu einer rot-rot-grün-Einheitsregierung. Nicht, dass Merkels CDU etwas anderes vertritt, aber diese drei Versager- und Verbotsparteien werden sich gegenseitig übertreffen wollen im Verbieten, im Knechten, im Abzocken, im Demütigen der Einheimischen. Sie wissen ohnehin jetzt schon nicht mehr, was sie tun müssen, um nur ja mit dabei zu sein, wenn es darum geht, den Blödmichel wegzusperren, ihn abzuziehen, ihn zu benachteiligen gegenüber dem Bodensatz der menschlichen Rasse usw. und sofort. Das Horrorszenario schwarz-grün wird abgelöst von einem noch schlimmeren Szenario, rot-rot-grün.

Libelle
Libelle
3 Jahre her

Denn längst nicht alle waren mit Merkels Mitte-Links-Kurs einverstanden, der letztlich nicht unerheblich zum Aufstieg der Grünen als neue ökologisch-konservative Kraft beigetragen hat. 
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Die Grünen konservativ? Mit den linksgerichteten Grünen Khmer würden chinesische Verhältnisse gewählt werden. Dies ist wohl auch der Plan der dahinter stehenden Schattenmächte. Deshalb werden die Grünen wohl medial gerade jetzt so gepusht.

dragaoNordestino
3 Jahre her

….
Das eigentlich überraschende bei diesen netten Geschichten über die irrelaufenden Politdarsteller ist nicht deren Planlosigkeit, sondern dass es offenbar immer noch Leute gibt, die vermuten, dass irrelaufende Bürgerdarsteller da anders ticken.

Last edited 3 Jahre her by dragaoNordestino
Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
3 Jahre her

Erstens. Für die wachsende Distanz der Medien zur CDU gibt es m.E. eine ganz einfache Erklärung: Angesichts der bekannten Vorliebe der großen Mehrheit der Mainstream-Journalisten für Rotgrün erfolgt nun – da die Kanzlerin abtritt – der Versuch, eine grün-rot-dunkelrote Bundesregierung herbeizuschreiben. Gewiss konnte man in diesem Milieu auch gut mit jener Person, deren Namen ich nicht mehr schreiben oder aussprechen werde, aber die Chance auf eine noch linkere Regierung, eine Regierung mit regelrecht linksextremen Aspekten, lässt das Herz der Journaille natürlich höher schlagen … ! — Zweitens. Herr Lachmann schreibt: „Auch innerhalb der Union hat sich ein nicht zu unterschätzendes… Read more »

Kröte
Kröte
3 Jahre her

Wie alle Parteien trägt die CDU die globale Agenda mit-Aufgabe des Nationalstaates zugunsten einer Zentralmacht. Da bekannt ist, daß Zentralmächte regelmäßig auseinanderfliegen, sitzen Journaillie und Politik zwar zusammen, aber im falschen Boot. Wie die Partei heißt, die uns dahin führt, ist den Auftraggebern egal. Biden haben sie in den VSA schon mal hochgehievt. Wer glaubt, daß es im Bunzelland anders wird? Die Grünen sind installiert worden ins System, die haben weder etwas mit Natur- noch mit Tierschutz zu tun. Sie sind antideutsch und verachten alle preußischen Werte. Wie die Dunkelmacht mit einem Netz die ganze Welt umkrallt, erklärt dieser Link:Lange… Read more »

Janus
Janus
3 Jahre her

Wäre es einer aus der SPD gewesen hätte es in der rot grün geprägten Presse geheissen, dass man nicht von Mitgliederverfehlungen auf die Partei schließen sollte. Aber bei der CDU klar, die Partei ist es. Aberscheinbar hat die CDU keine Lust auf Regieren, denn eilfertig wird die Kollektivschuld zugegeben. Und die Moralisten, die wähle ich nicht mehr, haben wieder Konjunktur

Wayne Podolski
3 Jahre her

Maskendeals mit Schorsch Nüßlein und Nick Löbel. Darf ich mal lachen ? Schätze die richtigen Deals laufen mit dem Impfstoff ab.

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