Im Duden wird der Mensch zur „Menschin“

Der Mensch Gott erschafft Adam / Quelle: Michelangelo, Public domain, via Wikimedia Commons; File url: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ac/Creaci%C3%B3n_de_Ad%C3%A1m.jpg; Page url: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Creaci%C3%B3n_de_Ad%C3%A1m.jpg Der Mensch Gott erschafft Adam / Quelle: Michelangelo, Public domain, via Wikimedia Commons; File url: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ac/Creaci%C3%B3n_de_Ad%C3%A1m.jpg; Page url: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Creaci%C3%B3n_de_Ad%C3%A1m.jpg

Manchmal erlauben sich ja auch die Gegner der Genderpolitik polemische Scherze. Aber das ist kein Scherz: Im Duden wird der Mensch tatsächlich zur Menschin.
Ein Kommentar.

Die Überschrift hört sich merkwürdig an, nicht wahr, lieber Leser? Ich habe auch zunächst an einen Faschingsscherz geglaubt, als ich bei Facebook den Hinweis auf einen neuen Dudeneintrag mit dem Begriff „Menschin“ fand. Manchmal erlauben sich ja auch die Gegner der Genderpolitik polemische Scherze.

Da in diesem unserem Lande inzwischen aber einiges möglich ist, das mit dem gesunden Menschenverstand nur schwer vereinbar ist, schaute ich nach und siehe, auch in der offiziellen Online-Version des Dudens fand sich dieser abenteuerliche Begriff. Ich gebe zu, dass mich in diesem Moment leise Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des verantwortlichen Gremiums überkamen, die bis heute anhalten.

Mir war zwar bekannt, dass sich die Dudenredaktion zeitgeistgetrieben an die Abschaffung des generischen Maskulinums gemacht hat, aber dass diese Bestrebung derartige Blüten hervorbringt, hatte ich nicht erwartet.

Mensch ist nicht irgendein Wort

Der Begriff „Mensch“ ist ja nicht nur irgendein Wort, sondern von übergeordneter Bedeutung auch als Kategorie. Gibt man „Mensch“ und „Zitat“ in eine Suchmaschine ein, so findet man über tausend Resultate. Zahlreiche große Denker der Vergangenheit haben sich mit dem Menschsein (heißt das jetzt auch „Menschinsein“?) beschäftigt und Sinnvolles und Bedenkenswertes dazu geschrieben. Hier nur eine winzige Auswahl:

„Versuche nicht, ein erfolgreicher, sondern ein wertvoller Mensch zu werden.“

Albert Einstein

„Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch!“

Erich Kästner

„Nötiger als Brot hat der Mensch, in der Gesellschaft erwünscht zu sein.“

Mutter Teresa

„Ein Mensch ist so glücklich, wie er es beschließt zu sein.“

Abraham Lincoln

Was ist mit der Menschheit?

Wie klingen diese Zitate, wenn man den Dudenbegriff „Menschin“ einsetzt? Und entbehren sie dann nicht ihres ursprünglichen Sinnes? Was ist übrigens mit der „Menschheit“? Soll die fortan vielleicht auch „Menschinheit“ heißen, liebe Dudenredaktion?

Und wie verhält es sich mit der Geschlechterungerechtigkeit bei anderen Wörtern? Was ist mit dem „Wicht“, dem „Drecksack“ oder dem „Lumpen“, kommen die in weiblicher Form nicht vor? Und sollte, was für Menschen gilt, nicht auch den Tieren zugestanden werden? Haben weibliche Pfauen, Fasane oder männliche Robben kein Anrecht auf geschlechtergerechte Behandlung? Als Mann fordere ich hiermit ultimativ den „Robber“.

Eigentlich glaube ich selbst als Science Fiction-Autor nicht ernsthaft an Parallelwelten, aber wenigstens eine davon muss tatsächlich existieren, nämlich jene, in der der Begriff „Menschin“ Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs ist. Allerdings kennt offenbar allein die Dudenredaktion den Weg dorthin.

Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist…“

Das neue Buch von Frank W. Haubold

Aber Scherz beiseite, auf Facebook rechtfertigt die Dudenredaktion ihre Aktivitäten unter anderen mit diesem schönen Satz: „Nein, der Duden verändert die Sprache also nicht. Das könnten wir auch gar nicht. Wir orientieren uns in unseren Entscheidungen konsequent am allgemeinen Sprachgebrauch.

Wie schrieb Theodor Fontane doch so treffend: „Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.“ Traurig ist nur, dass die Dummheit hier ausgerechnet von jenen kommt, die (eigentlich) die deutsche Sprache schützen und bewahren sollten.

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Über Frank W. Haubold

Frank W. Haubold wurde 1955 in Frankenberg (Sachsen) geboren. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Informatik und Biophysik in Dresden und Berlin. Seit 1989 schreibt er Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten unterschiedlicher Genres (Science-Fiction, Fantasy, Horror, Gegenwart). Zahlreiche Veröffentlichungen in Freie Presse (Chemnitz), Fantasia (Passau), Nova (Magazin), Phantastisch! (Stolberg), Exodus (Magazin), Esli (Russland) und anderen Publikationen auch außerhalb der Phantastik-Szene. Für den EDFC Passau gab er bis 2009 fünf Anthologien heraus. 2008 gewann er als erster Autor überhaupt den Deutschen Science Fiction Preis in beiden Kategorien. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

11 Comments
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Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
3 Jahre her

Ein Kommentar erübrigt sich.

Wenigstens selber bei Verstand zu bleiben – die Hauptaufgabe dieser Tage!

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
3 Jahre her

Bald haben wir nicht nur „Klimaleugner“ und „Coronaleugner“ als gefährliche „Rechtsradikale“, sondern auch noch „Dudenleugner“. Die ÖR Sender müssen schnellsten ihre Erziehungsaufgabe erfüllen! Frau Anne Will, übernehmen Sie! Jetzt den Anfängen wehren!

Barbara
Barbara
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

Anne Will ist ja wohl das letzte Drecksstück, welches unsere Gesellschaft zertört!

Barbara
Barbara
Reply to  Barbara
3 Jahre her

Wie wäre es, mal den eigenen Verstand einzuschalten?

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  Barbara
3 Jahre her

Bitte tun Sie das. Vielleicht versetzt Sie das in die Lage, Satire zu erkennen (ich bin eben Optimist).

fufu
fufu
Reply to  Thomas Bargatzky
3 Jahre her

So weit ist die KI noch nicht.

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
Reply to  fufu
3 Jahre her

„K“? Ich weiß nicht – eher ein Wesen aus Fleisch und Blut, fürchte ich. Aber „I“? Das doch ganz gewiss nicht!

dragaoNordestino
3 Jahre her

…..
generisches Maskulinum wird zu generischem Femininum… so ändern sich halt die Zeiten

Last edited 3 Jahre her by dragaoNordestino
Rolf
Rolf
3 Jahre her

die Dudin wird bald auch keiner mehr brauchen.
kann alles weg

zuntz
zuntz
3 Jahre her

Wo doch auch auf dem Billd von Michelangelo überhaupt keine Menschin in Sicht ist…eher eine homoerotische Szene,zwischen Adam und Gott,welcher im rosa sexy Nachthemd seine Aufwartung macht..

Kröte
Kröte
2 Jahre her

Wie zerstört man ein Volk? Durch Okkupanten und durch die Zerstörung seiner Sprache. Warum gibt es keinen massiven Widerstand? Warum kapiert keiner, daß die BRD-„Eliten“ antideutsch sind und ausgetauscht gehören?

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