Die FDP will von den Grünen lernen

 

Auf dem FDP-Parteitag in Berlin könnte der Münchener Lukas Köhler zum neuen Jungstar der Liberalen aufsteigen. Der 32 Jahre alte Philosoph ist Klimapolitiker.

Seit Wochen schauen die Liberalen neidisch auf die steigenden Umfragen der Grünen. Aktuell liegen die nämlich bundesweit zwischen 18 und 20 Prozent, die FDP hingegen ist mit neun Prozent gerade mal halb so stark. Das stört nicht nur die Parteispitze um den Vorsitzenden Christian Lindner, sondern vor allem den Nachwuchs.

«Warum profitieren nur die Grünen vom freien Fall der Großen Koalition?», fragte etwa der Landesvorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis) in Niedersachsen, Lars Alt,  auf dem Bundeskongress vor zwei Wochen, und gab sich die Antwort gleich selbst: «Ich glaube, es ist deshalb so, weil die Freien Demokraten lange Klimaaktivisten einfach nur als Klimaideologen verschmäht haben, weil wir jahrelang die Arbeit von Klimaforschern diskreditiert haben.» Promp sprang ihm die JuLi-Bundesvorsitzende Ria Schröder zur Seite: «Man muss kein Profi sein, um das zu erkennen

Bislang nur Hinterbänkler

In Zeiten, in denen die 16-Jährige Schwedin Greta Thunberg sogar mit kirchlichem Segen zum blonden Engel des Klimaschutzes stilisiert wird, wollen zumindest die Jungen Liberalen nicht länger im Fegefeuer der Klimaskeptiker schmoren. Einen Retter glauben sie schon gefunden zu haben. Es der 32 Jahre alte Münchener Philosoph Lukas Köhler, klimapolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion. Köhler hat sogar zur Umweltethik publiziert, bringt also Expertise und Glaubwürdigkeit mit. Weil er aber im Bundestag bislang nur Hinterbänkler ist, soll der Bayer haute auf dem Bundesparteitag der Liberalen in den Bundesvorstand gewählt werden.

https://www.youtube.com/watch?v=fJURXzqauQU

Seine Chancen stehen gar nicht schlecht, immerhin ist der bayerische Landesverband – immerhin der drittgrößte in der Partei und im Bundesvorstand unterrepräsentiert. Von den 34 Mitgliedern kommen derzeit nur Daniel Föst und Jimmy Schultz aus Bayern. Und die beiden wollen nicht mehr zur Vorstandswahl antreten. Folglich ist der Weg für Köhler frei.

Inhaltlich dürfte sich auch Parteichef Lindner mit dem Jungstar ihm arrangieren können, wenn Köhler den Grünen etwa «Klimanationalismus» vorwirft. «Wir hingegen denken global», sagt der liberale Klimapolitiker. «Was nützt es denn, wenn wir in Deutschland unsere Emissionen verringern und jede Tonne CO2, die wir einsparen, durch den europäischen Emissionshandel in unseren Nachbarländern zusätzlich produziert wird?»

Lindner will mehr Emissionshandel

Neben den Wahlen zum Vorstand wird der Parteitag auch einen achtseitigen Antrag des Vorstandes zu den Grundsätzen liberaler Klimapolitik vorlegen. Darin fordert die Parteispitze etwa, die Bundesregierung müsse «den Ideenwettbewerb der Ingenieure in das Ziel CO2 Einsparung stellen». Die FDP ist gegen Subventionen oder Verbote und lehnt die von Bundesumweltminister Svenja Schulze ins Gespräch gebrachte CO2-Steuer ab. Vielmehr will die FDP den europäischen Emissionshandel auf Verkehr und Gebäude ausweiten. Die Einnahmen sollen in die Forschung fließen. Mal sehen, ob die gelben nun tatsächlich grüner werden…

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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vier
vier
4 Jahre her

„…32 Jahre alte Münchener Philosoph Lukas Köhler…bislang Hinterbänkler“ Endlich mal ein „lebenserfahrener“, in der Praxis eines langjährigen Berufslebens geschulter Politiker, der sein akademisches Wissen im harten Alltagsleben vielseitig erprobt, verfeinert und entwickelt hat, so dass er nun seine überreichen Erfahrungen in politische Konzepte und Gestaltungen einbringen kann und das zum Wohle des ganzen Volkes? ODER …wieder nur ein weiterer „Kletterer“ und „geschwinder Affe“ und „übel riechender Götzendiener“- wie bei Nietzsche: „Sie klettern übereinander hinweg und zerren sich also in den Schlamm und in die Tiefe… Wahnsinnige sind sie mir alle und kletternde Affen und Überheiße. Übel riecht mir ihr Götze,… Read more »

hubi stendahlIW33B
hubi stendahlIW33B
4 Jahre her

Dr. Lukas Köhler, politischer-Philosoph, beschäftigte sich für seine Doktorarbeit mit den „Non-Voice-Parties“, die umgangssprachlich in England für die nicht wählende Unterschicht stehen. Er weitet den Begriff aus und integriert den ungeborenen Teil des jeweiligen Staatsvolks, die ebenfalls keine Stimme erheben können und auf heutige Genertionen übergreifende Maßnahmen keinen Einfluss haben. Dabei postuliert er eine neue Definition von Staatsvolk über den geltenden juristischen Rahmen hinaus. Warum er dabei dauernd Anglizismen verwendet, ist mir unklar. Vielleicht wollte er die Arbeit aufpeppen, denn über die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen ist wohl schon alles geschrieben worden. Immerhin ist anzunehmen, dass er diese Arbeit alleine… Read more »

El Bolo
El Bolo
4 Jahre her

Verstehe die Kritik nicht. Der ist doppelt so alt wie Greta!

Die FDP ist schon seit Jahrzehnten eine Zeitgeist-Partei, in der die Zeiten sich bespiegeln. Paßt doch!

El Bolo
El Bolo
4 Jahre her

Noch ein Philosoph, bei den Républicains, Spitzenkandidat LR für die Wahlen zum EU-Parlament. Junge Philosophen ohne jede wirkliche Lebenserfahrung sind heuer in. Unsere Gesellschaft ist zum Experimentierfeld, zu einer Art Laboratorium geworden.

François-Xavier Bellamy was born on 11 October 1985
He is the deputy mayor of Versailles for employment, youth and higher education.
https://en.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois-Xavier_Bellamy

Hans Delton
Hans Delton
4 Jahre her

L. Köhler hat in München nicht an der LMU, sondern an der Jesuitenhochschule HfPh studiert. Man sollte ihn sich eher als Papa Argentinos JuLi-Botschafter vorstellen.

Wayne Podolski
4 Jahre her

Die Biografie Jimmy Schulzes liest sich ziemlich eindrucksvoll und es bleibt zunächst unklar, warum man diesem Mann nicht mehr Verantwortung überträgt, wenn man ihn schon in seinen Reihen hat. Die Erklärung wird sein, das er ein gestandener Bajuware ist und jemand wie der Lars, der sich mit einem Zwieback rasieren kann, besser in die Transenschwatzbude „Parlament“ passt.Frag doch mal jemand Katja Suding, wie sie es in das Parlament geschafft hat.

asisi1
asisi1
4 Jahre her

Wenn ich mir so die angeblichen Nachwuchspolitiker der etablierten Parteien so anschaue, komme ich zu folgendem Ergebnis: Noch nie richtig die Finger schmutzig gemacht. Kein Militärdienst. Wahrscheinlich Schwafelwissenschaft oder Theaterwissenschaft studiert und abgebrochen. Und dem fetten und feisten Gesichtsausdruck ist zu entnehmen, dass sie alle Schwul sind, also vollkommen krank!

michel o.neland
michel o.neland
4 Jahre her

Falls das in der FDP noch keiner gemerkt haben sollte, die Partei wurde von linken Kadern übernommen.

Blindleistungsträger
Blindleistungsträger
4 Jahre her

ZITAT: „Die FDP will von den Grünen lernen“

Allein die Überschrift zeigt schon, wie tief die FDP gesunken ist.

Bohn
Bohn
Reply to  Blindleistungsträger
4 Jahre her

…Und trotzdem wird sich nach den kommenden Wahlen nichts ändern ! Die Umerziehung der Deutschen ist schon bemerkenswert und enorm weit fortgeschritten.

Bohn
Bohn
4 Jahre her

Genau so ist es ! Wieder ein Laber-Doktor mehr, der nie ernsthaft draußen was Vernünftiges gearbeitet hat. Aber die Welt (das Klima) retten wollen !

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