Hass darf kein Mittel der Politik sein

 

Wegen eines Multikulti-Posts veranstaltete das Internet eine Hexenjagd auf den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Über einen kriegerischen Meinungsterror.

So wie andere vor Ostern fasten, legt Boris Palmer ab sofort bis Ende Mai eine Facebook-Pause ein. Sein Account ruht also vorerst. Ein Grund dieser Facebook-Abstinenz ist der Shitstorm, den er mit seiner Kritik an der neuen Werbekampagne der Bahn ausgelöst hat.

Seine Entscheidung regt dazu an, einmal darüber nachzudenken, warum sich in den sozialen Medien ein solcher Hass Bahn bricht. Denn nach seinem Post prügelten die Leute nicht nur auf Facebook, sondern auch auf Twitter völlig enthemmt auf Palmer ein. So etwas geschieht in den sozialen Medien regelmäßig. Ob mit Klarnamen oder im Gewand scheinbarer Anonymität warten die Mitglieder offenbar nur auf Anlässe zum Losschlagen. Und dann kennt die vulgäre Lust am verbalen Gemetzel keine Grenzen mehr. Wer da mal mitliest, schaut in die menschlichen Abgründe der Gesellschaft.

Das Abweichende verteufeln

Ja, das ist zuweilen ekelhaft. Aber es ist vor allem auch zum Fürchten. Denn hier zeigt sich eine Gesellschaft bar jeder Mitmenschlichkeit. Sämtliche kulturellen Errungenschaften des Miteinanders, humanistische Werte wie Respekt, Rücksichtnahme, Toleranz und die Bereitschaft, sich mit den Argumenten des Anderen auseinanderzusetzen, gibt es dort nicht. In dieser virtuellen Welt gibt es nur Richter und Gerichtete, Täter und Opfer, Sieger und Verlierer. Dort herrscht die Gesetzlosigkeit eines kriegerischen Meinungsterrors.

Zuglassen wird nur die eigene Weltsicht, alles Abweichende wird geradezu verteufelt. Seit geraumer Zeit kennzeichnet diese Haltung die Frontverläufe in der politischen Auseinandersetzung. Und zwar auf allen Seiten.

Das ist brandgefährlich, weil sie zu jenen Hexenjagden einlädt, die Boris Palmer jetzt erlebt hat. Hass aber kann und darf kein Mittel der Politik sein.

0
0
votes
Article Rating

Unser Newsletter – Ihr Beitrag zur politischen Kultur!

Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

18 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
kdm
kdm
4 Jahre her

Palmer hätte erst gar nicht bei Facebook (& Twitter) mitmachen sollen.
So wie ich. Ich betreibe zwar Webseiten und nutze E-Mail, beides seit über 20 Jahren, aber diese beiden Kraken (und deren Müll) = nein, danke.
Nebeneffekt: weniger Stress.

Korli
Reply to  kdm
4 Jahre her

ich machs genauso

Stiller Leser
Stiller Leser
4 Jahre her

Man könnte auch sagen die Gedankenpolizei (Politik, MSM) hat ganze Arbeit geleistet gegen sogenannte Meinungsverbrecher. Menschen die es wagen ihre Meinung kund zu tun und die den Dialog suchen. Möchte mir auch nicht vorstellen was ist, wenn alles zusammenbricht. Zu was Menschen dann außerdem fähig sind.

Wolfgang Pietsch
Wolfgang Pietsch
Reply to  Stiller Leser
4 Jahre her

Das hat es als Beispiel unter Hitler ja alles schon gegeben. Jetzt dürfte das Programm – unter anderem Namen – anscheinend das gleiche sein. Eines ist nur gut, dass ich keinen einzigen kenne, der solchen Blödsinn im Internet schreiben würde. Das sind eben Volltrotteln und die gibt es immer, aber in geringer Zahl. Das soll man nicht hochspielen, denn gerade das wollen diese Deppen.

dragaoNordestinoiner namen tendahl
4 Jahre her

Zuglassen wird nur die eigene Weltsicht, alles Abweichende wird geradezu verteufelt. Seit geraumer Zeit kennzeichnet diese Haltung die Frontverläufe in der politischen Auseinandersetzung. Und zwar auf allen Seiten.

So ist es…. leider kann man dies auch bei geolitico so beobachten. Besonders hervor tut sich dabei ein User namens @stendahl. …… bei diesem, wird einfach alle instrumentalisiert und auf biegen und brechen diffamiert. Man schaue sich dazu nur mal desen Post`s zu Greta Thunberg an.

hubi stendahl
hubi stendahl

@dragao

„Typisch für den Verfolgungswahn, der psychischen Störung, sind die Wahnbildungen bzw. die Verfolgungsängste.
Die Erkrankten glauben fälschlicherweise, verfolgt, überwacht oder gemobbt zu werden. Die Realität weicht von den geschilderten Erlebnissen ab. Der Wahn kann außerdem von Halluzinationen begleitet sein.“

Weiter hier:

https://www.derneuemann.net/verfolgungswahn-ursachen/15216

dragaoNordestino
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

@stendahl …. „Typisch für den Verfolgungswahn, der psychischen Störung, sind die Wahnbildungen bzw. die Verfolgungsängste.
Die Erkrankten glauben fälschlicherweise, verfolgt, überwacht oder gemobbt zu werden. Die Realität weicht von den geschilderten Erlebnissen ab. Der Wahn kann außerdem von Halluzinationen begleitet sein.“

Haben Sie bei diesen Feststellungen vor dem Spiegel gestanden.? Entspricht doch vollkommen dem, was Sie hier seit Tagen hinlegen.

hubi stendahl
hubi stendahl
Reply to  dragaoNordestino
4 Jahre her

@dragao Ich hoffte, Sie hätten durch die Verlinkung etwas verstanden. In Anlehnung an den Artikel helfe ich Ihnen nochmal: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem verdunkelten Raum mit verschlossenen Fensterläden. Eine metaphorische Beschreibung für Ihre negative Energie, die Sie mitunter fühlen aber nicht beherrschen und folglich auch nicht überwinden können. Verzweifelt versuchen Sie Schaufel für Schaufel Dunkelheit aus dem Raum zu treiben, aber es will kein Licht eintreten. Das liegt nicht an Ihrer Persönlichkeit im allgemeinen, sondern an der Unkenntnis, welches Verhalten Ihnen den befreienden Weg in´s Licht des sozialen Miteinanders aufzeigt. Einen solchen Kampf gegen sich selbst… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  hubi stendahl
4 Jahre her

@Stendahl …. Statt reflexartig alles zu verteufeln, konzentrieren Sie sich auf die positiven und ausgleichenden Aspekte einer möglicherweise sogar hitzigen Debatte; das hilft, wenn Sie es ehrlich versuchen.

Hmm … lustiger @stendahl….. denn ausgerechnet derjenige der grundsätzlich alles zerredet und diffamiert was da neu daher kommt, erklärt anderen etwas über negatives Denken…. Mann was für eine nette Show…..

dragaoNordestino
4 Jahre her

test

hubi stendahl
hubi stendahl
4 Jahre her

Was Boris Palmer passierte, ist nach 60 Jahren Frankfurter Schule nichts Außergewöhnliches. Er ist nur prominent und deshalb medial bedeutsam. Alle diese mittlerweile überall täglich stattfindenden Aggressionstiraden sind die Folge einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft, in der Werte wie Liebe, Empathie, Familie, Vertrauen und Verbindlichkeit schleichend gegen Gleichgültigkeit, Egozentrik und Aggression getauscht wurden. Hier zeichnet die Frankfurter Schule als Ursache verantwortlich, deren Menschenbild aus zusammengeschusterten und herbei phantasierten Freudschen Theorien sie selbst zum Angriffsziel machte. Einmal losgelassen (1966), war der studentische Mob nicht mehr zu halten, sodass es bereits 1968 an Unis zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. Wo es keinen… Read more »

vier
vier
4 Jahre her

Zitat: „In dieser virtuellen Welt gibt es nur Richter und Gerichtete, Täter und Opfer, Sieger und Verlierer.“ – Wirklich, nur in dieser virtuellen Welt? „Gauck hatte erklärt, vielen Ostdeutschen fehle „dieser absolute Durchsetzungswille“.“ Zit. aus: https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/fehlender-durchsetzungswille-scharfe-kritik-an-gauck-aeusserung-ueber-ostdeutsche-a2843805.html Die Geister die ich rief… „Und hetzt du nicht mit, so brauch ich Gewalt“ oder auch der seltsame Fall des Juristen und Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen, dem in der seltsamen Republik der „erfundenen“ Wahrheiten die eine „Erfindung“ über die Chemnitzer „Jagden“ zu viel wurde, der damit das ganze System bedrohte und umgehend zum „fliegenden“ Maaßen gemacht wurde. Hauptakteure: die „unfehlbare Alternativlose“ (in der Rolle der… Read more »

dragaoNordestino
4 Jahre her

Zuglassen wird nur die eigene Weltsicht, alles Abweichende wird geradezu verteufelt. Seit geraumer Zeit kennzeichnet diese Haltung die Frontverläufe in der politischen Auseinandersetzung. Und zwar auf allen Seiten

Ja so ist dies leider. Auch hier auf dem Blog, nimmt dieses Verhalten ständig zu. Besonders hervor tut sich dabei ein User Namens @stendahl…. Man schaue sich nur einmal dessen Kommentare zu den letzten paar Artikel an. Ausser Diffamierung & CO., kommt da nicht viel

VKap
VKap
Reply to  dragaoNordestino
4 Jahre her

Ihr überhebliches Gesäusel spricht Bände!

Christian Bänninger
Christian Bänninger
4 Jahre her

Die Vorstufe zum Bürgerkrieg.

Peter
Peter
Reply to  Christian Bänninger
4 Jahre her

siehe auch Monika Marons jüngsten Roman „Munin oder Chaos im Kopf“, in welchem sie innerhalb einer Rahmenhandlung, die sich mit dem 30-jährigen Krieg befasst, Ähnlichkeiten der Vorzeit jenes Krieges mit der heutigen Zeit erkennt.

Barbara
Barbara
4 Jahre her

Hass wird nie ein guter Ratgeber sein, egal von welcher Seite…
Hier kochen alle ihr Süppchen, auch die jetzige BR,und auch die trägt dazu bei, dass ein ekliger Brei entsteht!
Dazu fällt mir Chemnitz ein..
Hass und Hetze gab es immer, aber nie so extrem wie in den letzten Jahren, und daran sind nicht nur die Bürger schuld,die eine andere Meinung haben.

Leserkommentar
Leserkommentar
4 Jahre her

Es geht voran. Neuland wird besetzt.

// require user tracking consent before processing data _paq.push(['requireConsent']); // OR require user cookie consent before storing and using any cookies _paq.push(['requireCookieConsent']); _paq.push(['trackPageView']); [...]
×