So kritisiert Palmer die Multikulti-Bahn

 

Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer kritisiert auf Facebook eine Multikulti-Werbung der Bahn. Sofort läuft die Netzgemeinde Sturm gegen ihn.

Er hatte es kommen sehen: Als Boris Palmer seinen Post gegen die Multikulti-Werbung der Bahn auf Facebook absetzte, schrieb er: «Der shitstorm wird nicht vermeidbar sein. Und dennoch: Ich finde es nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die „Deutsche Bahn“ die Personen auf dieser Eingangsseite ausgewählt hat. Welche Gesellschaft soll das abbilden?»

Palmer störte sich an der Eigenwerbung auf der Bahn-Frontpage. Dort sind fünf Reisende abgebildet: Eine Frau schmust mit ihrem Kind, ein Mann genießt sein Sandwich, ein anderer liest.

Es geht um Identitätspolitik

Palmers Facebook-Gemeinde hat sofort begriffen, worauf der Post des umstrittenen Tübinger Oberbürgermeisters abzielt: Vier der fünf abgebildeten Reisenden könnten aufgrund ihrer Hautfarbe nicht nordeuropäischer Herkunft sein. Er selbst schreibt:

«PS: Eine Stunde später tobt der Shitstorm. Wie vorhergesehen. Alle, die mich jetzt fragen, warum ich dieses Thema aufgreife, frage ich zurück: Wenn die Auswahl dieser Bilder vollkommen belanglos, normal, unbedeutend ist, warum regt ihr euch dann so auf? »

Palmers Post auf Facebook

Palmers Post auf Facebook

Natürlich weiß er ganz genau, warum die Netz-Gemeinde gegen ihn Sturm läuft. Denn er beantwortet seine Frage gleich selbst:

«Was wir hier diskutieren, ist Identitätspolitik. Und zwar von Recht wie Links. Die einen sagen, man wisse nicht mehr, in welchem Land man lebt, die anderen bekämpfen alte weiße Männer. Und gemeinsam haben die Identitätspolitiker es ziemlich weit damit gebracht, uns zu spalten.»

«An der Seite von Pegida»

So wagt bei den Grünen nur Boris Palmer zu sprechen. Und dafür wird er nicht gerade geliebt. Nach Ausbruch der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 forderte die Vorsitzende der Grünen-Jugend, Theresa Kalmer, sogar ein Parteiausschlussverfahren gegen Palmer. «Wer sich in dieser Art äußert, steht inhaltlich und rhetorisch an der Seite von CSU und Pegida. Solche Positionen stehen im Widerspruch zu grüner Politik“, sagte sie. Die Parteiführung der Grünen meidet demonstrativ jeden Auftritt mit dem im bürgerlichen Lager populären Politiker.

Mit seinem aktuellen Post hat er jedenfalls wieder einmal ins Wespennest gestochen: «PPS: Nach vier Stunden sind es 1500 Kommentare. Schlicht zu viele. Ich werde das nicht lesen oder antworten», schreibt er. Muss er auch gar nicht. Im Netz hat sich die Debatte längst verselbständigt.

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Über Thomas Castorp

Thomas (Hans) Castorp blickt vom Zauberberg herab auf die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Fragenstellungen. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Aspasia
Aspasia
5 Jahre her

Nur das: Ich mag schon gar nicht mehr Bahn-Fahren, wenn ich das sehe…

Bohn
Bohn
Reply to  Aspasia
4 Jahre her

In der Bahn fahren schon heute viel zu viel Nichtdeutsche !
Dabei sind diese Bilder noch viel zu harmlos, stellen offenbar den „guten Ausländer“ (mit oder ohne dt. Pass) dar. Die Wirklichkeit ist aber oft noch viel schlimmer. Bahnfahren ist doch zumindest in den Ballungszentren schon heute teilweise hochriskant. Aber 87 % der Wähler lieben das offenbar !

Wayne Podolski
5 Jahre her

Büschen was lässt sich schon in die Werbung rein interpretieren, will man seine Fantasie ein wenig spielen lassen. Der Schwarze hält sein Weissbrot im Würgegriff und hat mit Freude abgebissen. Migranten bezeichnen länger hier Eingesessene schon mal als Weissbrot. Daneben ein scheinbar beruflich erfolgreicher Mann mit Migrantenhintergrund und Freimaurerdenkerpose oder auch Brillengriff. Rechts von ihm eine vermeintliche Frau, die aber aufgrund des ausgeprägten Adamsapfels als MTF zu identifizieren ist. Das Pfeilzeichen unter ihr kann Zufall sein. Neben ihr eine schwarze Frau mit Kind als Ankündigung dafür, wer hier über die Geburtenrate in Zukunft die Ansagen macht. Tja, und ganz rechts… Read more »

Hans
Hans
5 Jahre her

Die Bahn hat wohl ein Abbild ihrer Schwarzfahrer gewählt?

Hans
Hans
5 Jahre her

Im Übrigen: Palmer kann allein von seinen Ansichten her nicht zu den Grünen gehören. Viel eher zur AFD. Ist er ein U-Boot bei den Menschen verachtenden, grünen Geschmeiss? Scheint so, aber seine Karriere als OB in Tübingen ist damit höchstwahrscheinlich beendet. Denn der gehirngewaschene Mob wird ihn sicherlich „abstrafen“.

Barbara
Barbara
5 Jahre her

Tja, dass Blatt wendet sich rasant.. Man darf nichts mehr über eine Gruppe sagen oder schreiben, wenn es aber gegen uns geht, ist alles erlaubt.
Soll niemand mehr sagen, Deutschland hätte sich nicht verändert!

Leserkommentar
Leserkommentar
5 Jahre her

Fahre recht viel mit der Bahn in Deutschland und in den Städten dann Straßenbahn und U-Bahn. Tagsüber zwischen 10 und 15 Uhr ist eine Quote von 80 % fremdländisch anmutender Mitreisender nicht selten noch zu niedrig angesetzt. Allerdings mich da mit eingerechnet.

Frank
Frank
5 Jahre her

Mal gut das ich dieses widerliche Multi-Kulti Unternehmen stets meide .

vier
vier
5 Jahre her

Die Bahn-AG macht Werbung für sich- kann man sehen, wie man will- und auch darüber streiten. Was sollten die denn sonst abbilden, ohne Grundsätzliches am Unternehmen zu ändern, als ihre Zielbilder- Wünsche u. Träume: Zufriedene Fahrgäste, heile Welt- den „NEUEN“ zufriedenen Kunden finden. Negativbilder von verdreckten Abteilen, zerschlitzten Sitzbänken, beschmierten Wänden und zerkratzten Fenstern oder kaputten Lüftungsanlagen oder zerplatzen Radringen oder gar von Unfallopfern, Kriminalität, Hooligans und den obligatorischen Verspätungen und Ausfällen sind doch seit Jahren schon in den Köpfen der „üblichen“ indigenen Kundschaft zeckenhaft verankert: Die kennen ihre verrottete Bahn-AG und sind restlos bedient und gegen jegliche Werbung immun-… Read more »

VKap
VKap
5 Jahre her

Diese Shitstorm-Gutmenschen kommen mir vor wie dressierte FDJ-/SED-Funktionäre, denen man das selbstständige Denken abgewöhnt hat. Es wiederholt sich alles … hoffentlich auch das Ende!

VKap
VKap
5 Jahre her

Ach ja, noch was zu den abgebildeten Personen. Sind das nicht Leute des „öffentlichen Lebens“? Von links nach rechts: der Koch (der im TV diverse Lebensmittel testet), der Denker (wo war der gleich noch mal aktiv?9 , Nazan Eckes (sorry falls falsch geschrieben), Mo xyz (Nachname weiß ich nicht) mit Kind und so ein Musik-Jüngelchen? Kommen mir doch sehr bekannt vor diese Gesichter.

Freigeist
Freigeist
4 Jahre her

Diesel: Bundestag beschließt automatisierte Kameraüberwachung zur Fahrverbot-Kontrolle
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Diesel-Bundestag-beschliesst-automatisierte-Kameraueberwachung-zur-Fahrverbot-Kontrolle-4336967.html

Gegen die Stimmen der Opposition hat das Parlament eine Rechtsbasis für automatisierte Verkehrskontrollen verabschiedet, um Diesel-Fahrverbote durchzusetzen.

trackback
4 Jahre her

[…] Angesichts eines Werbefotos auf der Eingangsseite der DB, auf dem vier Personen mit offensichtlichem Migrationshintergrund, aber nur ein hellhäutiger Mensch abgebildet sind, hatte sich Herr Palmer via Facebook zu der Frage hinreißen lassen „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“ https://www.geolitico.de/2019/04/23/so-kritisiert-palmer-die-multikulti-bahn/ […]

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