Massengräber westlicher Kriegspolitik

Toter in Massengrab Irak / Quelle: https://www.ohchr.org/Documents/Countries/IQ/UNAMI_Report_on_Mass_Graves4Nov2018_EN.pdf Toter in Massengrab Irak / Quelle: https://www.ohchr.org/Documents/Countries/IQ/UNAMI_Report_on_Mass_Graves4Nov2018_EN.pdf

 

In Irak sind über 200 Massengräber mit Tausenden Opfern der IS-Gewaltherrschaft entdeckt worden. Es sind die Toten einer mörderischen westlichen Kriegspolitik.

In Nordirak sind über 200 Massengräber mit Tausenden Opfern der Gewaltherrschaft des Islamischen Staates (IS oder auch ISIS) entdeckt worden. Allein den ersten 28 freigelegten Massengräbern sollen bis zu 12.000 Leichen gefunden worden sein, berichten die UN-Unterstützungskommission im Iran (UNAMI) und der Hohe Kommissar für Menschenrechte bei den Vereinten Nationen Vereinten Nationen (OHCHR).[1]

Zu den Opfern gehören Frauen, Kinder, ältere Menschen und Personen mit Behinderungen, Mitglieder und ehemalige Mitglieder der irakischen Streitkräfte und Polizei, und ausländische Arbeiter“, heißt es in dem UN-Report.

„Frauen bis zu 40 Mal am Tag vergewaltigt“

Etwa die Hälfte der entdeckten Gräber befinden sich den Angaben zufolge in der nördlichen Provinz Ninive, dem Hauptsiedlungsgebiet der Jesiden. Auf ihrem Eroberungszug hatten die Terroristen des IS etwa 5000 Jesidinnen versklavt. „Die gefangenen Jesidinnen werden bis zu 40 Mal am Tag vergewaltigt. Die Milizen der IS machen auch keinen Halt vor Kindern: Siebenjährige sind schon vollwertige Frauen, die ihnen für alles zur Verfügung stehen müssen“, sagte Holger Geisler vom Zentralrat der Jesiden in Deutschland in einem Radiointerview.[2] In der Region werden nach Angaben von Iraks Hoher Kommission für Menschenrechte noch immer 3000 Angehörige dieser religiösen Minderheit und 4000 weitere Menschen vermisst.

Alle anderen Massengräber liegen in den nördlichen Provinzen Kirkuk und Salaheddin sowie in der westlichen Provinz Anbar. Das vermutlich größte Massengrab mit etwa 4000 Toten befindet sich südlich der früheren US-Hochburg Mossul. Dort hatte IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi am 29. Juni 2014 als selbst ernannter „Kalif Ibrahim“ in der Großen Moschee des an-Nuri das IS-Kalifat ausgerufen. Von dort wollte der IS die gesamte Welt unterwerfen.

Der aktuelle UN-Report zieht eine verheerende Bilanz des IS-Terrors in Nordirak und Syrien:

„Von Anfang 2014 bis Ende 2017 verzeichnete UNAMI/OHCHR fast 30.000 getötete Zivilisten und 55.150 Verletzte im Irak als Folge des Konflikts mit dem IS. Diese Zahlen sind als absolutes Minimum zu betrachten.“

In dem Report ist nicht nur von Kriegsverbrechen, sondern auch von Völkermord die Rede. Wörtlich schreiben die Autoren:

„In den von ISIL kontrollierten Gebieten wurden Tausende von Zivilisten getötet und entführt, oft systematisch und gezielt. Zu den Opfern gehören diejenigen, die als der Ideologie und Herrschaft des IS widersprechend empfunden wurden; Einzelpersonen, die als mit der Regierung des Irak verbunden gelten, wie ehemalige Amtsträger und Wahlhelfer; Fachleute wie Ärzte und Anwälte; Journalisten; Stammes- und Religionsführer und weibliche politische Kandidaten. Andere wurden unter dem Vorwand entführt und/oder getötet, den Sicherheitskräften der Regierung zu helfen oder Informationen zur Verfügung zu stellen oder für ihre wahrgenommene sexuelle Orientierung. Viele Menschen wurden von den selbsternannten ,Gerichten‘ des ISIL verurteilt, die die Ermordung unzähliger Menschen anordneten und andere rechtswidrige Strafen verhängten.“

Quelle: https://news.un.org/en/story/2018/11/1025012

Quelle: https://news.un.org/en/story/2018/11/1025012

Dokument des US-Militärgeheimdienstes

So ausführlich der UN-Bericht die Folgen des IS-Terrorregimes schildert, so wenig sagt er über die Hintermänner bzw. die Entstehung des IS und damit über die Mitverantwortung des Westens für diesen Völkermord. Dabei haben die USA bereits vor einigen Jahren jene Quellen offengelegt, die Auskunft über die Entstehung des IS geben. Ein zentrales Dokument ist ein deklassifizierten Papier[3] des amerikanischen Militärgeheimdienstes DIA, über das ich hier auf GEOLITICO am 2. Juni 2015 berichtete.

Das öffentlich zugängliche Dokument ist eine stark zensierte Lageanalyse aus dem August des Jahres 2012. Darin heißt es, die Errichtung eines salafistischen Fürstentums in Syrien sei durchaus denkbar. Wörtlich heißt es mit Blick auf den beabsichtigten Sturz der syrischen Regierung unter Baschar al-Assad:

Und das ist genau das, was die Kräfte wollen, welche die Opposition unterstützen, um das syrische Regime zu isolieren.“

Damals schrieb ich, „die USA und ihre Verbündeten im Westen sowie Saudi-Arabien und die Türkei hielten eine solche Entwicklung gar für wünschenswert. Ihrer Ansicht nach lag die Gründung eines salafistischen Staates im Interesse des Westens.“ Der Westen war sich der Risiken also voll bewusst, die er einging, als er die Opposition gegen Assad mit Waffen ausrüstete. Das bestägt letztlich auch die DIA:

Die Salafisten, die Muslimbruderschaft und al-Qaida im Irak sind die tragenden Kräfte des Aufstands in Syrien.

Al-Qaida habe sogar eine Reihe von Operationen in verschiedenen syrischen Städten geleitet oder unterstützt. Der Aufstand gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad habe eine „klar konfessionelle Richtung“ genommen, zog der DIA bereits im August 2012 Bilanz.

Westerwelle warb um saudische Unterstützung

Auch das Übergreifen der syrischen Kriegshandlungen auf den Irak war den Militärs damals längst klar. Der IS rufe die Sunniten in Irak, darunter vor allem die Stämme im syrischen Grenzgebiet, zum Krieg gegen das syrische Regime auf. Nachdem die Sympathie für al-Qaida in den Jahren 2009 und 2010 in den westlichen irakischen Provinzen nachgelassen habe, sei diese mit den Kampfhandlungen in Syrien wieder gestiegen.

In den Freitagsgebeten riefen die Prediger zur Unterstützung der Kämpfer in Syrien auf“, schrieb die DIA im August 2012. Nur zwei Monate später suchte der damalige deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) mit Vertretern des saudischen Königshauses nach Möglichkeiten die syrische Opposition, sprich den IS, weiter zu unterstützen.

Wer das weiß, der erkennt: Die Massengräber in Irak sind letztlich die Folge einer mörderischen Politik des Westens. Einer Politik, die zum Völkermord führte und Millionen Menschen zur Massenmigration zwang.

 

Anmerkungen

[1] UNAMI/OHCHR Report: Unearthing Atrocities: Mass Graves in territory formerly controlled by ISIL

[2] Deutschlandfunk: „Frauen werden bis zu 40 Mal am Tag vergewaltigt“

[3] GEOLITICO-Dokumente: Papier des US-Militärgeheimdienstes DIA

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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waltomax
waltomax
5 Jahre her

Inzwischen schrumpfen die übersättigten Märkte. Investitionen werden zurückgefahren, nur die Spekulation blüht. Und das irrwitzig. Man könnte in den Rohstoffländern investieren, wo es den größten Nachholbedarf gibt. Doch dann würde die Produktion dahin abwandern und der Westen könnte seinen Neokolonialismus nicht fortführen. Daher faulen soviele Leichen vor sich hin, weil die ebenfalls schrumpfenden Ressourcen der Erde immer weniger Ländern reserviert bleiben sollen. All das geht nur mit einem ständigen Krieg. Wenn wir Deutsche uns endlich Russland zuwenden würden, kämen wir aus der angelsächsisch geführten Kriegskoalition heraus. Denn mit den Russen könnten wir fair wirtschaften. Die haben Bedarf und Rohstoffe genug.… Read more »

Zitrone
Zitrone
Reply to  waltomax
5 Jahre her

@waltomax

„Raus aus dem kalten Krieg! Putin hat uns die Hand gereicht,
nehmen wir diese endlich an!“

Richtig!!!

Aber, folgendes sollte man auch wissen: „Wer verhindert warum,
dass Deutschland u. Russland Freunde werden?“

In diesem Video gibt es mögliche Antworten:

https://www.youtube.com/watch?v=w3n8nj6AcKs

Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
Reply to  Zitrone
5 Jahre her

. . .
https://www.neopresse.com/politik/stratfor-direktor-friedman-us-hauptziel-seit-einem-jahrhundert-ist-ein-deutsch-russisches-buendnis-zu-verhindern/

Libelle
Libelle
5 Jahre her

Ist es nicht schön, dass die UNO nach all diesen Massakern abschließend immer diese Reports erstellt? Wo war die UNO immer und immer wieder, als all diese Verbrechen passiert sind? Auffällig auch wenn diese Kriegsverbrechen und Völkermorde vom Westen (speziell von den Angloamerikanern) unterstützt, verursacht oder ausgeführt werden, ist von der UNO meist nichts zu hören. Aber für diesen abartigen Migrationspakt, der viele Völker, und auf Dauer auch Migranten selbst, ins Unglück und in den Bürgerkrieg stürzen wird, für diesen setzt die UNO sich ein. Die UNO ist eine völlig unnötige menschenverachtende Organisation, die dem Westen dient und die Menschen… Read more »

MutigeAngstfrau
MutigeAngstfrau
Reply to  Libelle
5 Jahre her

Danke, @Libelle, man kann diese Ost-West-Links-Rechts-Kathegorisierungen einfach nicht mehr hören! Es handelt sich bei den Akteuren definitiv um eine kleine Clique, die sich über den monetär-militärisch-industriell-geheimdienstlichen Komplex nun die gesamte Welt anzueignen beginnt. Die Hinterlist dieser Entitäten besteht eben gerade darin, immer wieder aufeinander einprügelnde, verblendete Antagonistenblöcke zu schaffen und hat ein Ausmaß angenommen, welches für sämtliche Höllenfeuer ausreicht. Und sollte die Menschheit weiterhin dieses perfekte Satans-Spiel der widerwärtigen Verdrehungen all dessen verschlafen, was gut und heilig ist, war’s das mal wieder in diesem Durchgang. Und dann wird das Echo noch zwischen den Höllenkesseln wiederhallen: DER WESTEN WAR ES UND… Read more »

Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
5 Jahre her

. . .
Der künstliche FAKE-Konflikt mit Russland – ist der von Kriminellen & Psychopathen betriebene Versuch – den ewigen KRIEG zu erschaffen, der ewige ANGST, ewige UNFREIHEIT & ewige PROFITE für die Unterdrücker unseres Planeten & ihrer Völker bringt . . .

Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
5 Jahre her

. . . ZITAT @ Günther Lachmann: . „Die Massengräber im Irak sind letztlich die Folge einer mörderischen Politik des Westens. Einer Politik, die zum Völkermord führte und Millionen Menschen zur Massenmigration zwang.“ . Erst Donald Trump beendete die GEHEIME FINANZIERUNG dieses mörderischen Islamischen Staates (IS) durch die CIA! . DARUM STEHT TRUMP UNTER DAUERFEUER DURCH DIE WESTLICHE LÜGEN-PRESSE – DIE DAMIT BESCHÄFTIGT IST – WESTLICHE KRIEGS-VERBRECHER & VÖLKER-MÖRDER WIE GEORGE W. BUSH & BARACK OBAMA VOR STRAFRECHTLICHER VERFOLGUNG DURCH EINE FAIRE & EHRLICHE JUSTIZ ZU SCHÜTZEN. . ALLE DIESE WESTLICHEN VERBRECHEN GEGEN DIE ALLGEMEINEN MENSCHEN-RECHTE DIENEN EINZIG UND ALLEIN… Read more »

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