Deutsche bunkern Geld im Tresor
Als eine Raiffeisenbank von ihren Privatkunden Strafzinsen verlangte, war eine Grenze überschritten. Seither finden Tresore reißenden Absatz. Die Angst ums Geld wächst.
In Deutschland wächst die Sorge ums Geld. In Bayern wird die Niedrigzinspolitik der EZB bereits ungebremst an die Privatanleger durchgereicht. Ab einer Einlage von 100.000 Euro verlangt die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee von ihren Kunden Strafzinsen. Einige Kunden hätten ihr Geld abgezogen, räumte Bankchef Josef Paul gegenüber dem Bayerischen Rundfunk ein. Aber er sagt auch: Wenn eine Million abgezogen wird, spare die Bank dadurch rund 4.000 Euro.[1] Firmenkunden und institutionelle Anleger müssen schon seit fast zwei Jahren Strafzinsen zahlen. Bei Privatkunden waren sie bisher tabu.
25 Prozent mehr Absatz
Was aber sollen die Sparer tun, wenn die Banken ihnen ihr Geld wegnehmen? Vom Aktienkauf schrecken die meisten Deutschen nach wie vor zurück. In Staatsanleihen mag heute auch keiner mehr investieren. Das gleiche gilt für Versicherungen, denn sie sind ebenso wie die Banken von der EZB-Geldpolitik betroffen. Wohin also mit dem Ersparten? Unters Kopfkissen?
Tatsächlich steigt die Zahl derjenigen, gehe Geld vor dem Zugriff der Banken retten und im heimischen Tresor unterbringen wollen. „Es lohnt sich nicht, sein Geld auf die Bank zu bringen“, sagte der 82-jährige Rentner Uwe Wiese dem Wall Street Journal.[2] Er kaufte sich einen Tresor und bunkert darin nun rund 53.000 € Bargeld. Darunter befindet sich auch ein Teil seiner Betriebsrente, die er ausgezahlt bekam.
Weil es immer mehr Deutsche so machen wie er, verzeichnet die Burg-Wächter KG einen Umsatzanstieg um 25 Prozent beim Verkauf von Safes. Der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr sei vor allem auf die erhöhte Nachfrage von Privatleuten zurückzuführen, sagte Vertriebschef Dietmar Schake dem WSJ. Die Burg-Wächter KG ist Deutschlands größter Tresor-Hersteller.
Wartelisten für Schließfächer
Auch die Konkurrenten Tresorbau GmbH und Hartmann Tresore AG berichten über spürbare Umsatzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. Zum Teil seien die bestehenden Produktionskapazitäten bereits ausgereizt, sagte Thies Hartmann, Geschäftsführer der Hamburger Stahltresor GmbH. Auch dieses Hamburger Familienunternehmen spricht von einem Umsatzzuwachs im Tresorverkauf von 25 Prozent seit 2014.
Angeblich soll es in einigen Großstädten schon Wartelisten für Schließfächer geben, weil die Safes ausverkauft sind. Doch nicht nur Privatpersonen, auch Banken und Versicherungen horten immer mehr Bargeld. So meldete die Münchener Rückversicherung, Sie haben über 20 Millionen € „Cash“ in Ihren Tresors gebunkert – neben einigen Goldbach.
Anmerkungen
[1] http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/inhalt/strafzins-raiffeisenbank-gmund-tegernsee-100.html
[2] http://www.wsj.com/articles/german-savers-lose-faith-in-banks-stash-cash-at-home-1472485225
Wenn die Bankenmafia den gesamten Geldhahn zudreht, nützen einem weder Tresor, noch Kopfkissen noch sonstige Verstecke – und darauf läuft es hinaus!
Gegen Verbrecher hat noch nie ein Normalbürger angestunken.