Börse der Schönredner und Spieler
Solange der Irrsinn regiert und Notenbanker wie Draghi, Yellen und Kuroda Geld drucken, könne die Aktienkurse steigen. Aber was ist, wenn der Rausch nachlässt?
Prinzipiell gilt in der Finanzindustrie das Credo „bull sells“. Es ist bewusst doppeldeutig gewählt: „Bull“ bezieht sich also nicht nur auf bullish, sondern auch auf ein ganz anderes in den USA sehr gebräuchliches Wort, das mit bull beginnt.
Nur eine verschwindend geringe Zahl von zumeist unabhängigen Analysten wagt es, dieses Credo zu missachten und stattdessen warnende Töne anzustimmen, sobald die Risiken an den Finanzmärkten bestimmte Schwellenwerte überschritten haben. Unter rein verkäuferischen Gesichtspunkten ist diese Strategie natürlich falsch. In einem gesamtgesellschaftlichen Kontext hingegen richtig. Schließlich steht sie in der Tradition der vom Aussterben bedrohten Spezies des ehrbaren Kaufmanns, die bekanntlich dem Leitbild einer verantwortungsvollen Teilhabe am Wirtschaftsleben folgt.
Die hässlichste Braut schönreden
Im Vergleich mit den Permabullen und Schönrednern richtet die selten gewordene Unterart von Analysten, die klar und deutlich vor offensichtlichen Risiken warnen, kaum Schaden an. Die Mahner wollen ihr Publikum ja nur vor dem Eingehen zu hoher Risiken und den damit normalerweise fast immer verbundenen hohen Verlusten bewahren. Der dadurch entstehende Schaden beschränkt sich auf entgangene Gewinne.
Das große Heer der Permabullen hingegen versteht es, selbst die allerhässlichste Braut noch schön zu reden, um sie an den Mann zu bringen. Soll der doch sehen, was er später davon hat. Neue Markt- oder Telekom-Aktionäre werden sich wahrscheinlich noch daran erinnern, was das bedeuten kann.
Die wenigen Mahner, die es gibt, werden in der Öffentlichkeit gerne als Pessimisten und „Permabären“ dargestellt. Dabei haben sie alle nur zu bestimmten Zeiten lautstark vor Risiken gewarnt, und zu anderen Zeiten ebenso klar und deutlich zum Einstieg geblasen. Die von Journalisten vergebenen Titel wie Crash-Prophet werden dieser komplexen Realität natürlich nicht gerecht, sondern verkürzen sie auf irreführende Weise.
Wenn der Irrsinn Einzug hält
Leider kennen wir keine Methode, mit der wir den Zeitpunkt des Platzens einer Spekulationsblase präzise vorhersagen können. Aber wir sind in der Lage, Spekulationsblasen und unverhältnismäßig hohe Risiken zu erkennen. Sobald der Irrsinn an den Märkten Einzug hält und sinnvolle ökonomische Grundregeln verdrängt, beginnen wir unsere Kunden und Leser von Krisensicher Investieren vor den unvermeidlichen Folgen dieser Fehlentwicklungen zu warnen. Jeder Anleger sollte zumindest wissen, mit welchen Risiken er es zu tun hat, um selbst entscheiden zu können, ob er sich diesen Risiken aussetzen möchte oder lieber eine Zuschauerrolle einnehmen will.
Solange der Irrsinn regiert und Notenbanker wie Draghi, Yellen und Kuroda weltweit die Druckerpresse unbegrenzt in Gang setzen dürfen, können Aktienkurse trotz deutlicher Überbewertung weiter steigen. Dann können Sie sich als Zuschauer, der die Party bereits verlassen hat, immerhin damit trösten, dass Sie erstens kein Geld verlieren und zweitens der unausweichliche Crash nur umso schlimmer ausfallen wird, je höher die Kurse steigen und je größer die realwirtschaftlichen Ungleichgewichte werden.
Zusätzliches Warnsignal
Und wenn der Crash dann kommt und allgemeine Panik herrscht, dann haben Sie sowohl die Mittel als auch den kühlen Kopf, um ganz gelassen den Wiedereinstieg zu planen. Sie können dann zu Schnäppchenpreisen und überschaubaren Risiken investieren, anstatt in Zeiten der Massenverblendung zu spekulieren.
Wenn die aktuelle Blase platzt, wird es an den Aktien- und Rentenmärkten sehr ungemütlich werden. Für die meisten Anleger wird es dann ebenso heftige Verluste hageln wie in den Jahren 2001/02 und 2008/09.
P.S.: „Hau den Bär“ ist übrigens typisch für die Endphase von Spekulationsblasen und damit ein zusätzliches Warnsignal für die extrem überbewerteten und überhitzten Aktien- und Rentenmärkte.