US-Börsen-Guru sieht den Euro auf dem Weg zur Leitwährung

Er sieht den Euro aufsteigen, gleichzeitig warnt Jim Cramer vor den gefährlichen Bilanzen der Eurozone. Im Vergleich zu den USA seien die Euro-Banken in verrückter Weise unterkapitalisiert.

Ich hatte dem Börsenkurs-Fanatiker Jim Cramer und seinen nervigen Booja-Rufen lange nicht mehr zugehört. Gestern hat sich das geändert. Das Wall Street-Rumpelstilzchen, das in seinem TV-Studio umherspringt, als sei es ein Känguru auf Viagra, sieht plötzlich dunkle Wolken am Horizont.

Dieser Einschätzung legt er zwei ordentliche Beobachtungen zugrunde. Erstens, dass Chinas Führung nun die Geldmarkt-Zinsen nach oben schleust, um den jüngsten Rebound – den massive Kredite, Schwarzmarkt-Ausleihungen und ungebremste Spekulation angeheizt haben – zu zügeln, bevor es zu spät ist. Und zweitens, weil die EZB in Frankfurt strenge Stresstests für die Banken in der Eurozone ankündigt.

Beide Maßnahmen haben natürlich eine dämpfende Wirkung für die jeweilige Konjunktur – und damit die Handelspartner.

Gefährliche Bilanzen

Die aktuelle Rally an der Wall Street (die ja bereits ins Stocken gerät), war jedoch von der Erwartung gespeist, dass sich Europa und China erholen, während die US-Konjunktur im Schleichgang vor sich hin dümpelt.

Jim Cramer schreibt, er verstehe sowohl die EZB als auch die chinesische Führung. China wolle eine nachhaltige Konjunktur, die nicht auf Spekulation fuße. Und die Bilanzen der Banken in der Eurozone seien – „ganz ehrlich“ – nie repariert worden. Im Vergleich zu den USA seien die Euro-Banken in verrückter Weise unterkapitalisiert.

Spiegelbild des schwachen Dollars

Und schließlich fühle sich der Euro nicht nur stärker an, er mache sich auch noch auf den Weg, die Welt-Leitwährung zu werden.

Hier übertreibt der Kurs-Macho wieder einmal. Im Rest der Welt weiß man wohl, dass der Euro-Wechselkurs vor allem ein Spiegelbild des schwächeren Dollars ist. Da traue ich dem Renminbi in den nächsten Jahr einiges mehr zu, wenn es um Verbesserungen in den Forex-Hitlisten geht.

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Über Markus Gaertner

Markus Gaertner war über viele Jahre freier Wirtschafts-Korrespondent mit Sitz in Vancouver. Heute arbeitet er für den Kopp-Verlag. Weitere Artikel

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