Al-Husseini, Hitler und Himmler: Die Paten von Hamas und Co.

Iran / Schiiten / Jerusalem / Hamas / Al-Husseini / Hitler / Himmler / Palästina / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: 6969188; https://pixabay.com/de/photos/jerusalem-verehrung-geschichte-597025/ Iran / Schiiten / Jerusalem / Hamas / Al-Husseini / Hitler / Himmler / Palästina / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: 6969188; https://pixabay.com/de/photos/jerusalem-verehrung-geschichte-597025/

Die Verhältnisse in Nahost haben viele Väter und drei Protagonisten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wie Hitler und Himmler den Großmufti von Jerusalem zum Idol des palästinensischen Terrors machten.

Mohammed Amin al-Husseinis letzte Stunden schlugen im Krankenhaus der Amerikanischen Universität in Beirut, ironischerweise am US-Nationalfeiertag, dem 4. Juli 1974. Seinen letzten Wunsch, auf dem Tempelberg in seinem Geburtsort Jerusalem beigesetzt zu werden, lehnten die israelischen Behörden ab. Beirut blieb sein kühles Grab, an dem sich hohe Vertreter aus arabischen Ländern und den neuen Staaten Asiens und Afrikas versammelten. 

Ein verwegener Plan

„Araber! Erhebt Euch wie ein Mann und kämpft für Eure heiligen Rechte. Tötet die Juden, wo immer Ihr sie findet. Das gefällt Gott, der Geschichte und der Religion. Es dient Eurer Ehre. Gott ist mit Euch“, so appellierteim März 1944 in Berlin al-Husseini im NS-Sender „Stimme des Freien Arabertums“ an die Welt. Seine Ahnung, dass es einen Staat Israel geben könnte, wie es sich die USA in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs wünschten, sollte sich erfüllen. Al-Husseini war antisemitisch bis in die letzte Haarspitze, und sein schlimmster Alptraum war ein jüdischer Staat in Palästina.

 Der Beginn seiner Laufbahn als arabisch-islamischer Nationalist fiel in die Zeit der britischen Herrschaft. Die Briten waren für den Rechtsgelehrten aus einer einflussreichen Jerusalemer Familie Segen und Fluch zugleich. Ein Segen deshalb, weil sie ihn zum Mufti von Jerusalem einsetzten, der damit die Rechtsprechung für die islamischen Araber auslegte. Ein Fluch, weil 1917 in der „Belfour-Deklaration“, benannt nach dem britischen Außenminister Arthur Belfour, den Juden in Palästina eine dauerhafte Heimstatt gegeben werden sollte, wie es blumig hieß.

Die Briten wollten dem Zionismus zum Sieg verhelfen, vor allem, weil sie das feindliche Osmanische Reich, zu dem Palästina gehörte, als Großmacht endgültig erledigen wollten. Hinzu kam die Überlegung, dass es strategisch klug sei, einen pro-britischen Juden-Staat als Pufferzone und Verbündeten im Nahen Osten zu installieren gegen die aufkeimenden panarabisch-nationalistischen Bewegungen, von denen sich das Empire – zu Recht – bedroht sah.

In der Zwischenkriegszeit siedelten erste Kibbuze in Palästina, die durch mangelnde internationale Unterstützung noch keinen eigenständigen Staat gründen konnten. Diesen Plan machten sich die USA am Ende des Zweiten Weltkriegs zu Eigen und verwirklichten ihn mit der Gründung Israels 1948. Wie wirkte sich die Ankunft jüdischer Siedler zwischen 1917 und 1945 in Palästina auf die arabische Mehrheitsbevölkerung aus?

Hitler ist begeistert und Himmler schwärmt

Für Nationalisten wie al-Husseini wirkte das Ganze wie ein Katalysator. Er und seine Gesinnungsgenossen radikalisierten sich in der „Arabischen Revolte“, einer Vorbildorganisation für Gruppen wie die Baath-Parteien, PLO, Fatah und letztlich Hamas. Ihre Flagge ist identisch mit der offiziellen Palästinenserfahne, ihre Form und Farben finden sich in vielen Staatssymbolen arabischer Länder.

Al-Husseini stieg durch rhetorisches Können und charismatisches Auftreten zum Anführer eines frühen panarabischen Nationalismus auf. Er ließ sich zum ersten Präsidenten All-Palästinas ausrufen: Ein Titel, den heute auch Präsident Abbas trägt, als offiziell vom Westen anerkanntes Oberhaupt der Palästinenser.

Al-Husseini und seine Revolte wollten ein Groß-Syrien, das auf den Territorien der heutigen Länder Syrien, Libanon, Jordanien und Israel hätte liegen sollen. Doch machten die Protektorats-Mächte Frankreich und England Al-Husseini einen Strich durch die Rechnung. Jedoch gab es für den inzwischen zum Großmufti von Jerusalem aufgestiegenen Al-Husseini Hoffnung. Sie kam aus zwei Ländern: Italien und Deutschland mit ihren jeweiligen Spielarten des Faschismus. Vor allem Berlin fand Gefallen an dem radikalen Antisemiten aus dem Orient. Hitler wie Al-Husseini hatten einen gemeinsamen Nenner: die Feindschaft zu den Juden!

Al-Husseini begründete mit Hitler die „Arabische Freiheitsbewegung“, die im Nahen Osten sowohl gegen die Juden vorgehen, als auch den deutschen Einfluss in der Region ausbauen sollte gegen die Rivalen England und Frankreich. Al-Husseini geriet in Palästina bei den Briten immer mehr in Misskredit – dafür immer mehr in den Sog des Nationalsozialismus und hielt sich ab 1941 in Berlin im Exil auf. Entstand in dieser Zeit so etwas wie ein Islam-Faschismus, der sich bis heute in radikalen Kreisen palästinensischer Gruppen entfaltet?

Bis zum letzten Schuss?

Zumindest entpuppte sich Al-Husseini als glühender Hitler-Verehrer, mit dem er sich zu regelmäßigen Gesprächen traf. Auch Himmler war ein häufiger Gesprächspartner Al-Husseinis. Für Hitler und Himmler war der Islam im Vergleich zum Juden- und Christentum das kleinere Übel. Jesus in seiner Opferrolle hielt er für schwach, er verachtete die christlichen Kirchen. Dem Propheten Mohammed konnte er einiges abgewinnen: kampfstark, judenfeindlich und eroberungslüstern.

Bis zu 250.000 Muslime kämpften im Zweiten Weltkrieg als Soldaten in der Wehrmacht und auch in der SS. Al-Husseini paradierte begeistert den Hitler-Gruß zeigend an muslimischen Einheiten vorbei, meist bestehend aus Bosniern, Albanern, Krimtataren oder Muslimen aus dem Kaukasus. Insbesondere der Esoteriker Heinrich Himmler schwärmte für die ideologische Verbundenheit zwischen Nationalsozialismus und Islam. Der SS-Chef leitete sogar aus dem Koran eine direkte Verbindung mit dem deutschen Faschismus ab. Eine seiner Lieblingseinheiten war die „SS-Division Handschar“, die sich hauptsächlich aus Bosniern rekrutierte. Sie dankte es Himmler mit unverbrüchlicher Treue bis zum letzten Schuss. Und Al-Husseini?

Innerlich blieb er auch nach 1945 Antisemit und arabischer Nationalist. Sein Leben verlief abenteuerlich und filmreif: von Großbritannien als NS-Kollaborateur gesucht, von Jugoslawiens Tito als Kriegsverbrecher verurteilt, mehrfach verhaftet, überstellt, freigelassen, exiliert, rehabilitiert, verachtet, von Rache und Morden geleitet, selbst von Attentätern gejagt, gefeiert, von Gegnern des Westens hofiert ist er letztlich doch ein konsequenter Unverbesserlicher geblieben.

Noch 1969 hielt er arabischen Kritikern seiner politischen Freundschaft mit Mussolini und Hitler entgegen: „Ich war und bleibe überzeugt, dass, wären Deutschland und Italien siegreich gewesen, dann kein Rest des Zionismus in Palästina oder den arabischen Staaten übriggeblieben wäre.“ Seine geistigen Erben von heute wollen die düstere Überzeugung ihres Vorbilds weiterhin mit aller Gewalt verwirklichen.

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Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
6 Monate her

Danke für diesen wichtigen Artikel, gerade heute.

fufu
fufu
Reply to  Wolfgang Wirth
6 Monate her

Der im Artikel beschriebene arabische Nationalismus und Panarabismus war eine antikoloniale Bewegung. DIe natuerlichen Verbuendeten in jener Zeit waren Staaten die ebenfalls unter den damals fuehrenden Maechten zu leiden hatten, siehe Versailles. Wenn sie an die unprovozierten Kriege und Verbrechen der heute fuehrenden Maechte im Mittleren Osten und Nordafrika denken frage ich den Autor : Wer sind die heutigen Nazis ? Oder gibt es gute und boese Nazis ?

Nathan
Nathan
6 Monate her

Zitat: „zum Idol des palästinensischen Terrors“ Ist es nicht in Wirklichkeit anhaltender jüdischer Terror gegen die Palästinenser, um ihren antiislamischen Pfeil im arabischen Fleisch tiefer zu bohren? Unter Wegschauen des Westens? Wo steht im Artikel das Recht der Palästinenser, sich gegen die jüdischen Eindringlinge zu wehren? Warum wird der imperialistische Zionismus als faschistisches Grundübel und Urheber überhaupt nicht erwähnt? Auf seinem Gebiet hatte Al-Husseini das Recht, die Freiheit und Unabhängigkeit Palästinas zu verteidigen. Seine logische Nähe zu Hitler gegen die Alliierten dann gleich mit dem Totschlagwort ihn als „Faschisten“ zu bezeichnen, ist ein Anschleimen und Unterwerfung des Herausgebers an das… Read more »

fufu
fufu
6 Monate her

Alles nicht so einfach wie es scheint, wer steht/stand wirklich hinter Hitler, Mussolini, Isis, Hamas, dem islamistischen Terrorismus, wem haben sie letztendlich genuetzt, wem geschadet ?

Quotenholländer
Quotenholländer
Reply to  fufu
6 Monate her

Es sind in der Tat erstaunliche, bizarre Szenen und Gedanken die sich aktuell da draußen abspielen. Da schon lange nicht mehr erkennbar ist, wer Opfer und wer Täter ist, oder ob vielleicht alle Beteiligten wahlweise beide Rollen ausfüllen. Mir ist aufgefallen das es sogar in den Kommentarspalten der alternativen Medien heiß hergeht und sich die Foristen gegenseitig beschimpfen – wo sie beim Thema Corona noch halbwegs einer Meinung waren. Reflexartig werden Positionen eingenommen, Parolen geschrien, Videos von Extremisten (beider Seiten) gepostet und die Historie bemüht um andere nieder zu brüllen, so als wäre man beim Auswärtsspiel seines heimischen Fussballclubs. Fakt… Read more »

DragaoNordestino
6 Monate her

Unterhaltsam… passt zur heutgen Zeit, in der Gechichte / Vergangenes, alleweil neu geschrieben werden und unerwünschte vergangene und gegenwärtige Tatsachen, einfach ausgeblendet werden.

Denn in Wahrheit terrorisiert Israel die Palestinenser seit über 70 Jahren und hat in der Zwischenzeit ein Apartheidsregime eingeführt,dass selbst das vergangene, in Südafrika in den Schatten stellt

Übrigens wurde die Hamas von den israelischen Rechtsdraussen, Mossad & CO 1987 gemeinsam mit den radikalen Moslems gegründet..und bis und mi heute geführt… dazu gibt es so einiges an Literatur.

Also wenns geht, könnten wir den Hitler draussen lassen, ist eh nur eine Nebelwand

Last edited 6 Monate her by DragaoNordestino
fufu
fufu
Reply to  DragaoNordestino
6 Monate her

Wie man die Souveranisten in den anti – Islamismus hineinmanipuliert hat kennt man ja. Erinnere an die Horden von Damen fortgeschrittenen Alters hier, die angeblich die Vergewaltigung durch Migranten fuerchteten. Der Verdacht des Staatsterrorismus im Rahmen islamistischer Attentate in Europa konnte auch nie ausgeraeumt werden.

DragaoNordestino
Reply to  fufu
6 Monate her

das Ganze erscheint tasächlich wie eine Art 9/11. Niemand hat was gewusst, niemand hat was erahnt…. obschon in der Gegend dort, normalerweise nicht einmal eine Fliege unerkannt, gefilmt abheben kann.

fufu
fufu
Reply to  DragaoNordestino
6 Monate her

Nach 9/11 kreirte Busch den Begriff der „Achse des Boesen“, Iraq Syrien, Afganistan, in Anspielung an die Achse Berlin, Italien, Japan. Insofern ist der Artikel durchaus als Replik zu sehen. Die direkte Konfrontation mit RU ueber die Ukraine ist wohl gescheitert, dann versucht man es halt von unten. Die story vom islamischen Terrorismus ist ja schon in den Gehirnen etabliert.

Nathan
Nathan
Reply to  fufu
6 Monate her

Daß die Alliierten mit ihren „überall anerkannten und somit nicht zu korrigierenden“ willkürlichen Grenzziehungen im Orient und der willkürlichen Etablierung Israels ein Dauerproblem geschaffen haben, läßt nur noch Änderungen mit Gewalt zu. Man will, siehe Israel, seit 70 Jahren mit Unterstützung des weltweit einflußreichen dominierenden Zionismus das Problem aussitzen. Als internationale Organisation wissen die um ihre Macht! Alle ordnen sich unter. Wer regiert also die Welt?

Carlos
Carlos
Reply to  Nathan
6 Monate her

Wer regiert also die Welt? Der Papst natürlich!

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