Phänomen der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre ist zurück

Weltwirtschaft / Konjunktur / Pulverfass Wirtschaft / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/hafen-kran-hafenkran-umschlagsplatz-3109757/ Weltwirtschaft / Konjunktur / Pulverfass Wirtschaft / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/hafen-kran-hafenkran-umschlagsplatz-3109757/

Das gab es seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre nicht: Rückläufige Geldmengen verstärken die negative Wirkung der Zinserhöhungen auf die Wirtschaft.

Ende Juli dieses Jahres zeigten viele Aktienmarktindikatoren Extremwerte. Einige davon waren sogar höher als im Dezember 2021, als der S&P 500 sein Hoch erreichte, von dem aus es zügig um 25 Prozent nach unten ging. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde im Juli 2023 ein ähnlich bedeutender oberer Wendepunkt an den Aktienmärkten vollzogen wie damals.

Die Aufwärtsbewegung, die im Oktober 2022 begann und jetzt, im Juli, zu Ende ging, halte ich im größeren Bild gesehen ohnehin nur für ein Strohfeuer im Rahmen einer Aktienbaisse, die Ende 2021 ihren Anfang nahm. Die schwache Markttechnik dieses Kursanstiegs stützt diese Interpretation, da Haussen ganz anders beginnen.

Gewinne gehen bereits zurück

Darüber hinaus geben die treffsicheren US-Frühindikatoren sehr klare Rezessionssignale. Da die Unternehmensgewinne in Rezessionen stark rückläufig sind, führen Rezessionen zu fallenden Aktienkursen. Wie die aktuelle Berichtssaison der US-Unternehmen gezeigt hat, sind die Gewinne im Großen und Ganzen bereits zurückgegangen – doch das ist aller Erfahrung nach erst der Anfang eines längeren Trends.

Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang die sehr hohe fundamentale Bewertung der US-Börse. Vom Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis bis zu dem als Buffett-Indikator bezeichneten Verhältnis der Marktkapitalisierung zum Bruttoinlandsprodukt zeigen alle verlässlichen Kennzahlen der Fundamentalanalyse eine sehr starke Überbewertung an. Um diese langfristig bewährten Kennzahlen auf ein Normalmaß zurückzuführen, müssen die Aktienkurse deutlich fallen.

Überbewerte Börse und rezession

Der folgende Chart zeigt den S&P 500 seit 2020. Den gesamten Kursverlauf der vergangenen anderthalb Jahre interpretiere ich als mächtige Topformation, deren Untergrenze bei rund 3.600 Punkten verläuft. Der hier nicht gezeigte DAX bietet ein ähnliches Bild mit einem potenziellen Doppeltop.

Diese mächtigen Formationen deuten auf ein entsprechend großes Abwärtspotenzial hin. Sie passen perfekt zu einer extrem überbewerteten Börse und einer Wirtschaft, die sich am Beginn einer Rezession befindet.

Passend zu der extremen fundamentalen Überbewertung handelt es sich bei dem gesamten Kursverlauf seit Ende 2020 wahrscheinlich um eine mächtige Topformation.  Quelle: StockCharts.com; krisensicherinvestieren.com

Erinnerung an Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre

Man sollte sich nichts vormachen: Das Risiko an den Aktienmärkten ist zurzeit außergewöhnlich groß. Die deutlichen Zinserhöhungen der US-Zentralbank werden auch dieses Mal ihre typische Wirkung auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft entfalten. Das gilt umso mehr, da die kurzfristigen Zinsen erheblich höher sind als die langfristigen, was man als inverse Zinsstruktur bezeichnet.

Ein weiterer negativer Einflussfaktor, der nur selten thematisiert wird, sind die rückläufigen Geldmengen. Sie verstärken die Wirkung der Zinserhöhungen und sind ein Phänomen, das es seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre nicht mehr gegeben hat. Den Aktienmärkten stehen mit großer Wahrscheinlichkeit turbulente Wochen und Monate bevor.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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