Fünf gute Gründe, den aktuellen Aktienwerten zu misstrauen

Wall Street / Aktienwerte / Gold / Anleger und Aktionaere / Boerse / Quelle: pxhere: CC0 Public Domain Kostenlos für den persönlichen und kommerziellen Gebrauch; https://pxhere.com/de/photo/767467 Wall Street / Aktienwerte / Gold / Anleger und Aktionaere / Boerse / Quelle: pxhere: CC0 Public Domain Kostenlos für den persönlichen und kommerziellen Gebrauch; https://pxhere.com/de/photo/767467

Wall Street-Strategen und Analysten sind mal wieder geradezu euphorisch. Dabei blenden sie die Realität aus. Es gibt fünf gute Gründe, den aktuellen Aktienwerten zu misstrauen.

Alle Aktienbaissen werden von mehr oder weniger großen Aufwärtswellen unterbrochen. Unter solchen sogenannten Bearmarketrallys versteht man eine vorübergehende Phase steigender Kurse im Rahmen eines vorherrschenden Abwärtstrends. Gewöhnlich dauern diese Phasen mehrere Wochen. Ihre Länge variiert jedoch ebenso stark wie das Ausmaß des Kursanstiegs.

In der Baisse der Jahre 2000 bis 2003 fiel der DAX um 73 Prozent. Dieser lange Weg nach unten wurde von neun Bearmarketrallys unterbrochen. Diese dauerten zwischen 3 und 16 Wochen und brachten Kursgewinne zwischen 10 Prozent und 51 Prozent.

Die Wall Street blendet die Realität aus

Alle diese Rallys hatten eine Gemeinsamkeit: Sie wurden von zahlreichen Wall Street-Strategen und Analysten immer als der Beginn einer neuen Hausse bezeichnet.

Gemessen am S&P 500 hat die aktuelle Baisse vor gut einem Jahr, im Januar 2022 begonnen. Bis Oktober 2022 war der Index um 27 Prozent gefallen, unterbrochen von zwei Bearmarketrallys von zwölf Prozent bzw. 19 Prozent. Dann begann eine weitere Aufwärtswelle, die mit zunehmender Dauer von immer mehr Wall Street-Strategen als der Beginn der nächsten Hausse angesehen wird.

Fünf Gründe für eine Rezession

Ich hege aus zahlreichen Gründen erhebliche Zweifel an dieser Sichtweise. Lesen Sie hier die fünf wichtigsten:

  • Erstens signalisieren alle historisch treffsicheren Indikatoren eine US-Rezession, und Rezessionen gehen stets mit Aktienbaissen einher.
  • Zweitens ist die US-Börse fundamental extrem überbewertet. Um ein Bewertungsniveau zu erreichen, das bisher noch in jeder Baisse zu beobachten war, müssen die Kurse noch sehr viel stärker fallen.
  • Drittens haben Aktienbaissen in den USA durchschnittlich 19 Monate gedauert. Vom Hoch im Januar 2022 bis zum Oktober-Tief sind jedoch nur knapp 10 Monate vergangen.
  • Viertens zeigt die mittelfristige Markttechnik noch immer erhebliche negative Divergenzen. Am Beginn einer Hausse ist das gewöhnlich nicht der Fall.
  • Fünftens schließlich haben die spekulativen Exzesse schon wieder ein Ausmaß erreicht, das man typischerweise an einem Top erwarten kann.

Verkäufe sind erste Warnsignale

Aus all diesen Gründen handelt es sich bei dem Kursanstieg, der im Oktober vorigen Jahres begonnen hat, mit großer Wahrscheinlichkeit nur um die nunmehr dritte Bearmarketrally dieser Baisse. Weder in Bezug auf seine Dauer noch auf sein Ausmaß fällt dieser Kursanstieg aus dem Rahmen einer typischen Bearmarketrally.  

Wie der folgende Chart des S&P 500 zeigt, ist der Momentum-Indikator im Lauf dieser Aufwärtsbewegung auf einen hohen Wert gestiegen. Jetzt hat er nach unten gedreht und ein Verkaufssignal gegeben. Damit zeigt er das Ende dieser Bearmarketrally an. Wenn der Kursanstieg der vergangenen Wochen tatsächlich eine Bearmarketrally war, dann sollte der Index im Lauf der jetzt begonnenen Abwärtswelle unter sein Oktober 2022-Tief fallen.

Der Momentum-Indikator hat gerade ein Verkaufssignal gegeben. Damit signalisiert er den Beginn einer Abwärtswelle. Quelle: StockCharts.com; krisensicherinvestieren.com

Aktienbaissen folgen in ihrer Entwicklung charakteristischen Mustern. Bisher ist der S&P 500 von diesen historischen Vorgaben nicht abgewichen.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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