Giorgia Meloni und Andrea Giambruno – ein Paar für die Klatschpresse

BOULEVARD ROYAL

Rom / Georgia Meloni und Andrea Giambruno / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: nimrodins; https://pixabay.com/de/photos/tiberfluss-der-petersdom-vatikan-4529605/ Rom / Georgia Meloni und Andrea Giambruno / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: nimrodins; https://pixabay.com/de/photos/tiberfluss-der-petersdom-vatikan-4529605/

Italiens Klatschpresse diskutiert über den „First Gentleman“ der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Er soll links, wenig konventionell und kein Macho sein.

Giorgia Meloni ist abgetaucht. Erst kurz im Amt als erste Regierungschefin Italiens, macht sich die Wahlsiegerin in der Öffentlichkeit rar. Italienische Medien lieben es zu spekulieren, und die Zeitungen aus Mailand und Rom raunen, dass Meloni sich mit ihren engsten Beratern zurückgezogen habe, um sich strategisch zu sammeln. Ein willkommener Ersatz für die politisch nachrichtenarme Zeit, ist der Mann an ihrer Seite: Andrea Giambruno.

Berlusconi brachte Melonia und Giambruno zusammen

Chi, führendes Promiblättchen, hat Mister Meloni, wie er vom Klatsch öfter genannt wird, kürzlich beim Einkaufen in einem römischen Supermarkt fotografiert – rein zufällig selbstverständlich. Lässig, ohne Einkaufswagen, trägt er ein Sixpack Mineralwasser an zwei Fingern der einen Hand und in der anderen jongliert er virtuos Wurst, Schinken und Käse von der Frischetheke. In enger Jeans, blauer Sportjacke und Sonnenbrille macht er ganz klar: Fare bella figura – eine gute Figur machen, das ist in Italien von jeher wichtig.

Melonis Signore macht eine gute, eine sportliche Figur, die die (bestellten) Paparazzi nur allzu willfährig in Bildern festhalten. Image ist eben in der Politik fast alles, und Meloni will sich in ihrem Amt das Image einer Macherin mit schillerndem Privatleben geben.

„Gib her“, soll der attraktive Journalist die noch recht unbekannten Meloni bei einem TV-Auftritt in einem Berlusconi-Sender hinter den Kulissen angeschnauzt haben. Was sie ihrem künftigen Lebensgefährten, verheiratet sind sie bis heute nicht, geben sollte, war eine Bananenschale. Denn kurz vor der Fortsetzung der Sendung wäre eine Meloni mit einer Bananenschale in der Hand, für das Publikum ziemlich lächerlich erschienen.

In ihrer Autobiographie „Io sono Giorgia“ (Ich bin Giorgia) geht sie auf diese Schlüsselszene ein. Das hat Folgen: Eine Beziehung mit einer Tochter entwickelt sich daraus. Meloni bringt es in ihrem Buch auf den Punkt: „Er ist schön wie die Sonne.“ Für Italiens Presse sind die beiden das neue Glamourpaar, einige sprechen sogar von einer Art Royal-Fieber, das das Land erfasst hat. Das kommt davon, wenn man die echten Royals abschafft!

Kein Sinn für Deutsch

Meloni stammt aus einem römischen Arbeiterviertel, eine raue Kindheit und Jugend ohne Vater sollen sie abgehärtet und in die Politik geführt haben. Ihre Sonne ist studierter Philosoph aus Mailand, hat in seiner Jugend einige Jahre in Frankreich gelebt und ist in seiner Karriere als TV-Journalist den Berlusconi-Sendern fest verbunden. Da kommt zusammen, was zusammen gehört: Man kennt sich.

Meloni war die jüngste Ministerin in einem Kabinett Berlusconis und ist ihrem Lehrmeister nun selbst Lehrmeisterin in der Koalition mit ihm und Lega-Chef Salvini. Die Melonis sollen zuhause regelmäßig Französisch parlieren, angeblich, um es nicht zu verlernen. Sie hat es in der Hotelfachschule geübt, und sie soll sich auf die Begegnungen mit Frankreichs Emmanuel Macron freuen. Daran darf zumindest politisch gezweifelt werden, denn dem Vernehmen nach hält sie die Franzosen für Egoisten und unfair, jedoch schneiden die Deutschen bei ihr noch schlechter ab. Wieso das denn?!

Ein Sprach-Wettbewerb muss her

Im Hause Meloni scheint es grundsätzlich widersprüchlich zuzugehen: Sie ist für die traditionelle Ehe. Er möchte mehr Rechte für Homosexuelle. Sie ist gegen Euthanasie. Er will die Betroffenen selbst entscheiden lassen. Er ist für die Freigabe von Cannabis. Sie will eine rigide Drogenpolitik. Da wäre man beim abendlichen gemütlichen Beisammensein doch gerne mal Mäuschen.

Ist der 41-Jährige ein Linker, wie ihn italienische Medien charakterisieren? Nein, ganz bestimmt nicht. Er arbeitet seit langem bei Berlusconis Mediaset-Imperium und die 45-jährige „Presidente del Consiglio“ hat ihm ihre politischen Anliegen sicherlich nicht verschwiegen. Also, alles nur kleine Boshaftigkeiten zwischen den beiden, wie er gegenüber Journalisten meinte?

Wahrscheinlich gehört es zu Melonis Erzählung von der eisernen Lady Italiens mit einem Schuss Geheimnis und Widerspruch. Das ist auch ihre offizielle Anrede mit Presidente del Consiglio – Präsident des Ministerrates, wie der italienische Regierungschef heißt. Sie lehnt das Gendern ab, wen hätte es überrascht!

Eine First Lady ist er definitiv nicht

Aber wie soll ihr Gefährte denn nun heißen, insbesondere auf internationalem Parkett. Italiens Medien sind uneins: Mister Meloni, Signore Giambruno oder wie?? Italiens Wortschatz fehlt bisher ein eigenständiger Begriff für First Gentleman. Eine First Lady ist er definitiv nicht. Und ihn bei internationalen Anlässen wie G7 oder G20 so zu bezeichnen neben einem Präsidenten des Ministerrats, wie es Meloni möchte, hätte eine unfreiwillige Komik.

Italiens Duden, der Zingarelli, sollte einen Wettbewerb dazu veranstalten: First Gentleman in schönstem Italienisch. Als Preis winkt dem Gewinner ein privates Abendessen mit Georgia und ihrem Herzbuben in ihrer gemeinsamen Wohnung auf dem von Mussolini erbauten EUR-Viertel in Süden Roms. Wie wäre es vorerst mit: Il mio sole – meine Sonne.

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