Die Medien lassen Habeck fallen

Die Gruenen / Robert Habeck / Heizung / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Weldert; https://pixabay.com/de/photos/robert-habeck-politiker-mann-6554694/ Die Gruenen / Robert Habeck / Heizung / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Weldert; https://pixabay.com/de/photos/robert-habeck-politiker-mann-6554694/

Viele Journalisten erkannten in Robert Habeck einen Gleichgesinnten und schrieben ihn hoch. Jetzt lassen ihn dieselben Medien fallen. Wie glaubwürdig sind sie?

Kommentar

Für Robert Habeck kommt es jetzt ganz dicke. Gestern war er noch der Liebling der Berliner Hauptstadtpresse, heute ist er der Buhmann der Nation. Seit er in einer Talkshow über das Bäckerhandwerk in Krisenzeiten philosophierte und damit einen Shitstorm in den sozialen Medien auslöste, haben sich auch die Journalisten blitzschnell von ihm abgewandt.

Über Monate hinweg lag ihm die Hauptstadtpresse zu Füßen, weil er angeblich so viel besser oder doch zumindest anders kommuniziert als der Bundeskanzler. Korrespondenten und Reporter fanden in Habeck mehr als nur ihren Kleidungsstil und ihre politischen Haltung bestätigt, sie fanden in ihm einen Gleichgesinnten, der es bis zum Superminister der Ampel geracht hatte. Also feierten sie ihn in Reportagen und Kommentaren und schufen so den populärsten Politiker der Republik.

„Habeck der schlechteste Wirtschaftsminister aller Zeiten“.

Jetzt zahlt Habeck den Preis einer solchen Popularität. Von der „Bild“-Zeitung, die eine Kampagne gegen ihn fährt, bis hin zur FAZ stürzen die einstigen Bewunderer den Superminister vom Gipfel. „Strauchelnder Liebling“ und „Habeck setzt die falschen Prioritäten“, titelt die FAZ. Und „Bild“ sagt’s wie immer ganz unmissverständlich: „Habeck der schlechteste Wirtschaftsminister aller Zeiten“.

Von der einstigen Lichtgestalt lassen die einstigen Hofberichterstatter nichts mehr übrig. „Habeck muss Lösungen präsentieren, um die deutsche Wirtschaft vor einer tiefen Rezession zu schützen“, schreibt die FAZ, die ihn in den Wochen zuvor hätschelte. Und weiter: „Ob das möglich sein wird, ist ungewiss. Man kann aber feststellen, dass er dazu bisher nicht viel vorgelegt hat.“

Politik gegen die Interessen Deutschlands

Stimmt. Wer wollte dem widersprechen? Plötzlich hadern sie alle mit Habecks Gasumlage, mit seiner Atomenergie-Politik und seiner offenkundigen Planlosigkeit angesichts der Rezessionsgefahren für die deutsche Wirtschaft.

Aber jetzt ist es zu spät, werte Hauptstadtjournalisten. Jetzt ist Deutschland von sicheren Gaslieferungen abgekoppelt, der Wirtschaft droht nach Corona ein noch härterer Rückschlag, Millionen Menschen wissen nicht mehr, wie sie finanziell über die Runden kommen sollen. Monatelang wurde nach allen Regeln der Kunst Politik gegen die Interessen Deutschlands gemacht – mit tatkräftiger Unterstützung der Medien. Darum muss ihre heutige Kritik an Habeck in diesem Lichte gesehen werden.

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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fufu
fufu
1 Jahr her

„Aber jetzt ist es zu spät, werte Hauptstadtjournalisten“

Spaet, aber nicht zu spaet. Noetig waere natuerlich ein kompletter U-turn in der Aussenpolitik, den Sanktionen gegen Russland, der Energiepolitik, den Coronamassnahmen, was aber bei dem derzeitigen Personal nicht zu erwarten ist.

Nathan
Nathan
1 Jahr her

Die Gallionsfigur soll fallen (damit sich das Volk beruhigt), aber das System bleibt.
Doch damit befassen sich die öffentlichen Medien natürlich nicht!
Wenn dagegen die Baerböckin und v.d.Leyen als repräsentierende Spitzen des Systems fallen würden, ja erst dann sähe es bei uns vielleicht etwas anders aus.

Ketzerlehrling
Ketzerlehrling
1 Jahr her

Die Reue, falls es denn eine ist, kommt zu spät. Deutschland hat fertig.

Lilie58
Lilie58
1 Jahr her

Natürlich könnte man die Situation ändern, dazu müsste man das Steuer radikal rumreißen. Dazu aber ist diese Mannschaft charakterlich zu schwach bzw. schwächlich. Hier ist auch der Wähler schuld 👉 2021 👉 2017! Und DAS nach 2015! Sie wussten es doch alle oder hätten wissen können! Schlimm nur, dass die anderen diesen X mitmachen müssen! Eine ganze klare Politik gegen deutsche Interessen!

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
1 Jahr her

Dass der Mann von Wirtschaft und Technik keine Ahnung hat, dass wussten die Journalisten der Hauptstadtpresse doch auch schon vor einem Jahr.
Zumindest hätte es jeder wissen können, der auch nur etwas recherchiert.

Es war ihnen aber egal, weil sie ja selbst von Wirtschaft und Technik keine Ahnung haben.

fufu
fufu
Reply to  Wolfgang Wirth
1 Jahr her

Es steckt mehr dahinter als Ahnungslosigkeit oder Dummheit… die Schaffung einer komplett abhaengigen Masse durch Zerstoerung der oekonomischen Basis des verbleibenden Mittelstandes… lockdowns, Verteuerung und Vernichtung von Ersparnissen durch Inflation, Firmenpleiten, Umverteilung, Arbeitslosigkeit… So bloed kann man gar nicht sein, es ist ein Plan, ein Gesamtkonzept und es sind ja nicht nur die Gruenen, auch die EU-Kommission mit van der Leyen. Sie alle haben sich ueber die Jahre und Jahrzehnte in eine Situation manoevriert aus der sie ohne Gesichtsverlust nicht herauskommen, ausser man (er)findet einen externen Schuldigen … das Virus, Putin. Aber es werden immer weniger die die Zusammenhaenge nicht… Read more »

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
Reply to  fufu
1 Jahr her

Ja, denke auch, dass es so ist.

Anicea
Anicea
Reply to  fufu
1 Jahr her

So aus alter Verbundenheit schlenderte ich hier mal vorbei und was seh ich? Die treueste Geolitico-Seele von dereinst? Noch dazu .mit einem Kommentar, der in jeder Tageszeitung auf die Titelseite gehörte!
Solches hab ich früher hier rein gepinselt.

Ich kann`s kaum glauben…
Oder haben Sie *fufu* gar vermietet oder verkauft?

fufu
fufu
Reply to  Anicea
1 Jahr her

fufu forever, ein einsamer Fels in der Brandung, und Anicea…?

Peterg441
Peterg441
1 Jahr her

Die Hauptstadtpresse hat noch weitere Blockflöten in der Regierung, die ebenfalls Deutschland schaden!

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