Handwerk hat zu wenig Meister – Meisterbonus zieht nicht
Obwohl das Handwerk seit Jahren voll ausgelastet ist, fehlt es offenbar an finanziellen Anreizen für die Ausbildung zum Meister. Scheitert der Meisterbonus?
Sachsen gewährt seit 2016 für erfolgreich abgelegte Meisterprüfungen eine Zuwendung in Höhe von 1.000 Euro pro Absolvent. Gefördert werden die Absolventen von Aufstiegsfortbildungen im gewerblich-technischen sowie im land-, forst- und hauswirtschaftlichen Bereich sowie – seit 2019 – im gewerblich-verwaltungstechnischen Bereich, die erfolgreich eine Fortbildung als Handwerksmeister, Industriemeister oder Fachmeister abschließen.
Ziel bei Einführung des Meisterbonus war es, die Zahl der Meisterabsolventen in gewerblich-technischen Fortbildungsberufen zu erhöhen. Es sollten Anreize für eine erfolgreiche Weiterbildung zum Meister gesetzt werden, ferner Arbeits- und Ausbildungsplätze erhalten und gesichert und die duale Ausbildung gestärkt werden. Als Verfahren zur Erfolgskontrolle sollte ermittelt werden, ob sich die Anzahl der erfolgreichen Absolventen in den gewerblich-technischen Fortbildungsberufen in den kommenden Jahren durch die Förderung erhöht hatten.
Konflikt um Erhöhung des Meisterbonus
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Das sächsische Wirtschaftsministerium musste jedoch bald feststellen, dass sich die Anzahl der erfolgreichen Absolventen in den gewerblich-technischen Fortbildungsberufen seit Einführung des Bonus durch die Förderung nicht erhöht hatte. Daten des Statistischen Landesamtes belegten, dass die Absolventenzahl über den Zeitraum der Förderung hinweg sogar leicht rückläufig war.
Eine anvisierte Erhöhung des Meisterbonus, um den ausgezeichneten Ruf und die Qualität der handwerklich-technischen Berufe des Bundeslandes zu erhalten, wurde bisher nach Angaben des Ministeriums aufgrund unvorhersehbarer Kosten für die Folgenbeseitigung der Corona-Politik noch nicht umgesetzt. Angeblich würde selbst eine Erhöhung des Meisterbonus auf 2.500 Euro vermutlich nicht dazu führen, die Absolventenzahlen, insbesondere im Handwerk zu erhöhen. Dazu sei eine Prämie in dieser Größenordnung im Vergleich zu den deutlich höheren Kosten einer Meisterfortbildung sowie dem großen zeitlichen Aufwand, der mit einer Meisterqualifizierung einhergeht, eher nicht geeignet. Die große Wertschätzung gegenüber den Meisterabsolventen könne jedoch durch einen höheren Bonus sehr wohl zum Ausdruck gebracht werden.
Kritik des Landesrechnungshofes
Der Landesrechnungshof hat die Zahlung des Meisterbonus kritisiert. Die Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigten, dass die Einführung des Meisterbonus nicht zur Erhöhung der Anzahl der erfolgreichen Absolventen in den gewerblich-technischen Fortbildungsberufen geführt habe. Dieses Förderziel sei somit nicht erreicht worden. Unter Beachtung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit sollte der weitere Einsatz des Instruments überdacht werden.
Das Wirtschaftsministerium hat bestätigt, dass eine Erhöhung der Zahl der erfolgreichen Meisterabsolventen nicht erreicht werden konnte. Damit sei jedoch nur eines der Förderziele nachweislich nicht erreicht worden. Die Benachteiligung der beruflichen Bildungswege im Vergleich zu hochschulischen Bildungsgängen in Bezug auf die öffentliche Förderung der jeweiligen Gesamtkosten sei jedoch etwas abgebaut worden. Im Übrigen sei das Instrument Meisterbonus politisch gewollt und in den Koalitionsverträgen für die letzten Jahre verankert gewesen.
Sparsamkeit zahlt sich nicht immer aus
Alle Bundesländer gewähren eine Meisterprämie/ einen Meisterbonus oder fördern durch eine Meistergründungsprämie. Dies zeigt, dass die Bedeutung von Handwerk und Technik von der Politik zunehmend erkannt wird. Angesichts der relativ kleinen Beträge, um die es geht, sollte man den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit hier nicht überstrapazieren. Entscheidend ist die durch den Bonus zum Ausdruck kommende Wertschätzung der Meisterabsolventen und deren Qualifizierungsbestrebungen. Schließlich gewährt der Staat ja auch in anderen Zusammenhängen kleinere Prämien.
Unnoetiger Artikel, davon abgesehen kennt man Herrn Castorp mittlerweile. Statt Unnoetiges abzuschaffen will er mehr davon.