Ernst August gegen Ernst August: Schlammschlacht bei den Welfen

GEOLITICO ROYAL

Prinz Ernst August / Welfen / Schloss Marienburg / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Karahgo; https://pixabay.com/de/photos/marienburg-burg-schloss-hildesheim-2581129/ Prinz Ernst August / Welfen / Schloss Marienburg / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Karahgo; https://pixabay.com/de/photos/marienburg-burg-schloss-hildesheim-2581129/

Prinz Ernst August hat vor Gericht eine Niederlage eingefahren. Sein Sohn und Erbe sichert das Familienvermögen, und was hat Prinzessin Caroline damit zu tun?

Es ist ja nicht das erste Mal, dass Prinz Ernst August von Hannover in die Schlagzeilen gerät, wir erinnern uns an öffentliche Pinkeleien und mit Regenschirmen verdroschene unbotmäßige Paparazzi – aber dieses Mal hängt der Familienfrieden davon ab.

Vornehmste Familie Europas

Welfen-Oberhaupt zu sein, ist an sich schon eine große Ehre – und zugleich Last auf den Schultern. Sieht sich die Dynastie doch als der ältester Hochadels-Clan Europas mit Wurzeln, die bis ins mythische Troja zurückgehen. Ist Ernst August also sozusagen ein Nachfahre des Paris, Achill oder Hectors?!

Zumindest hat die Familie europäische Geschichte geschrieben: Als einflussreiches mittelalterliches Fürstengeschlecht mit sogar einem deutsch-römischen Kaiser in der Ahnenreihe, und dann noch mit dem unverhofften Erbfall Anfang des 18. Jahrhunderts als Könige von England. Von Braunschweig, Lüneburg und Hannover in die weite Welt. Daher dürfen sich Ernst August und seine Erben auch Prinzen des Vereinigten Königreichs nennen und als His Royal Highness angesprochen werden. Queen Elizabeth bleibt wirklich nichts erspart.

Vater gegen Sohn und Niedersachsen profitiert

Gegenstand der langjährigen gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen Ernst August Senior und seinem gleichnamigen Junior sind mehrere Besitzungen rund um Hannover und Celle, vor allem die Marienburg. Ein neo-gotischer Traum auf einem kleinen Hügel gelegen diente der Herrscherfamilien als beliebter Sitz während der kurzen Lebenszeit des Königreichs Hannover im 19. Jahrhundert. Ernst August Senior hat seinem Junior vor Jahren dieses Schloss und einige andere edle Immobilien als Schenkung übertragen, um lästige Erbschaftssteuern zu vermeiden.

Allerdings sind Schlösser ziemlich teuer in der Unterhaltung, so dass der findige Ernst Junior einen Handel mit dem Land Niedersachsen vereinbarte. Es ging um die Übertragung in eine Stiftung, die die Kosten für die Instandhaltung trägt. Das kulturelle Erbe gilt es schließlich zu erhalten, dem Volk etwas zu bieten bei günstigem Eintritt und dem abgedankten Herrscherhaus zu helfen. Also eine Win-Win-Win-Situation?!

Monaco an der Leine

Wenn da nicht der aufgebrachte Papa wäre! Grober Undank war der zentrale Vorwurf gegenüber dem Filius, der solch eine Übereinkunft mit der niedersächsischen Landesregierung nicht hätte machen dürfen. Vor Gericht ging es jahrelang hin und her. Währenddessen hat Ernst Junior einen leicht tumb wirkenden Auftritt in einem ZDF-Royal über seine meist exaltierten Vorfahren auf dem britischen Thron. Dann seine Hochzeit mit einer vermögenden Russin, auf der der beleidigte Papa mit Abwesenheit glänzte. Dafür aber winkte die strahlende Stiefmutter, Caroline von Monaco, verehelichte Hannover, huldvoll den verzückten Schaulustigen und Kameras zu.

Überhaupt Caroline! Was muss diese Frau alles aushalten: Ernst August war so etwas wie ihre Jugendliebe, in die ihre Eltern Fürst Rainier und Grazia Patrizia von Monaco so viel Hoffnung setzten. Für die ursprünglich aus genuesischem Stadtadel stammende Familie wäre eine Einheirat in die älteste Adelsfamilie Europas ein enormer Prestigegewinn gewesen.

Jedoch wollten es Caroline und das Leben erstmal anders. Doch spätes Glück soll langlebig sein. Nach beidseitigen Irrungen und Wirrungen fanden Ernst August und Caroline doch noch zueinander, und die Ehe wurde mit einer gemeinsamen Tochter gekrönt. Immerhin ein weiteres erbberechtigtes Mitglied im Welfen-Clan. Caroline und Ernst August leben seit Jahren getrennt, aber eine Scheidung scheint nicht geplant zu sein. Wäre ja auch teuer.

Sieg für den Erbprinz

Nun hat also das Zivilgericht Hannover Ernst Augusts Klage auf Rückgabe der Marienburg abgewiesen. Von grobem Undank könne keine Rede sein, was der väterliche Kläger mit der Abwesenheit an seinem Krankenbett durch den Sohn zu begründen versuchte. Bei der leidvollen Krankengeschichte der vergangenen Jahre hätte der Sohn praktisch seinen Lebensmittelpunkt zum Vater verlegen müssen. Gott sei Dank geht es Ernst Senior wieder besser und eine neue Frau an seiner Seite begleitet ihn durch das Dolce Vita.

Zwischenzeitlich hat Ernst Senior seine Klage gegen den Sohn zurückgezogen, und es ging im aktuellen Verfahren nur noch um die Ansprüche einer Salzburger Firma, an die der Welfen-Chef seine Forderungen verkauft hatte. Für das Gericht war dieser Handel jedoch nicht rechtskräftig.

 War es das im Familienstreit? Das werden die kommenden Wochen entscheiden, in den die unterlegene Seite über eine Berufung entscheiden will. Ein Glück für Caroline, dass sie die Posse aus der malerischen Ferne der Côte d’Azur anschauen kann.

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