Elizabeth II. – Jahrhundert-Queen der Briten und Königin der Superlative

GEOLITICO ROYAL

Queen Elizabeth II. / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: LucieLucy; https://pixabay.com/de/photos/die-k%c3%b6nigin-elizabeth-ii-london-959472/ Queen Elizabeth II. / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: LucieLucy; https://pixabay.com/de/photos/die-k%c3%b6nigin-elizabeth-ii-london-959472/

70 Jahre Queen Elizabeth II.: Vier Tage Ausnahmezustand in London und die leise Ahnung, dass ein Platin-Thronjubiläum sich vielleicht nie mehr wiederholen wird.

Als Elizabeth Alexandra Mary Windsor im Februar 1952 jung den Thron bestieg, hatte sie selbst und sehr wahrscheinlich auch nicht ihre Zeitgenossen eine Vorstellung davon, was ein Platin-Jubiläum sein könnte. Geschweige denn, dass die frisch ernannte Queen 70 lange Jahre die Krone des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland sowie ihrer anderen Reiche trüge. Viel hat sich seitdem ereignet, noch mehr hat ihre britannische Majestät gesehen, und noch mehr verändert sich rasant im Winter ihrer Herrschaft.

Pomp and Circumstances

Bei der Ankunft des skandalgeplagten Premierministers Boris Johnson vor der Kathedrale von St. Paul im Herzen Londons zum Dankgottesdienst am Donnerstag gab es laut und vernehmlich Buhrufe. Seine Exzellenz erfreut sich im Gegensatz zur Jubilarin derzeit alles andere als großer Beliebtheit. Wie anders die Queen: Sieben Jahrzehnte trotzt sie allen Stürmen einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft, führt eine Monarchie, die mit „Dianagate“ am Abgrund stand, wieder zu großem Ansehen gelang und steht der bekanntesten Familie der Welt vor, die so schillernd wie abgründig ist.

Wie die Menge vor dem Buckingham Palast nach der Militär-Parade Trouping the Colour jubelte, als die Queen auf einen eleganten Gehstock gestützt zuerst allein auf den berühmtesten Balkon der Welt trat. Da stand sie, 96-jährig, unverwüstlich und schaute wachen Blickes auf eine riesige Menge an Menschen, auf ein Fahnenmeer aus Union Jacks und Pappmasken mit ihrem Konterfei. Immer wieder sangen mehr oder weniger begabte Kehlen begeistert God save the Queen.

Elizabeth II. hat mit den Feierlichkeiten ihres 70. Jubiläums auf dem in seiner öffentlichen Wahrnehmung bedeutendsten Thron der Welt den Höhepunkt ihrer Herrschaft erreicht. Kein englischer respektive britischer Monarch zuvor hatte so lange das Zepter in der Hand. Ihre Urur-Großmutter Königin Victoria brachte es auf 63 Jahre Regnum, und dann müssen wir bereits ins Mittelalter zu Edward III. mit gut 50 Jahren Throndienst zurückgehen.

Briefmarken mit Queen Elizabeth II. / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: pasja1000; https://pixabay.com/de/photos/queensize-bett-elizabeth-ii-englisch-3084166/

Ihre Herrschaft ist reich an weiteren Superlativen: Staatsoberhaupt in 15 Ländern, 14 britische Premierminister, sieben Päpste, neun Bundeskanzler, 14 US-Präsidenten, fünf KP-Generalsekretäre der Sowjetunion, etliche abgesetzte Monarchen wie der Schah von Persien, unzählige Regierungschef des Commonwealth of Nations und last but not least Prinz Charles als dienstältester Thronfolger der Geschichte – all das hat sie erlebt und manchmal auch erlitten. Und was sagt das „einfache Volk“ dazu?

Royalisten, Schaulustige aller Couleur in London antworten auf Fragen von Journalisten immer wieder das Gleiche, warum sie die Festivitäten sehen wollen: She’s amazing. Sie ist wunderbar. Begriffe wie magisch, phantastisch oder einzigartig fallen, wenn es um die Queen und all das typisch royale Pomp and Circumstances geht. Als Britannien noch zur EU gehörte und es zu Zeiten Toni Blairs ganz gut mit dem Kontinent lief, gab es sogar die Forderung, dass bei einer vertieften politischen Einheit der EU es ein eigenes Staatsoberhaupt geben sollte – natürlich die Queen: als Kaiserin Europas. Dazu wird es nicht mehr kommen. How sad!

Elizabeth die Große

Elizabeth Regina ist auf nun auf der Zielgeraden ihrer Herrschaft. Allein durch die Dauer ist sie zur lebenden Legende geworden. Darüber hinaus hat ihre Stellung als Oberhaupt einer europäischen Kulturnation mit einer weltweiten Ausstrahlung auf kulturellem und politischem Gebiet eine herausragende Bedeutung unter allen Monarchen. Eine Bedeutung die ihre Nachfolger so nicht mehr erleben dürften.

Sie ist für viele Briten die Arche in stürmischen Zeiten. Eine Frau, die sich selbst nicht so wichtig nimmt, ihr Amt mit seinen Aufgaben dafür umso mehr. Sie rannte nie dem Zeitgeist hinterher, aber sie hat gleichwohl erkannt, dass die Monarchie mit der Zeit gehen muss, um zu überleben. Jedoch darf sie sich nicht anbiedern an kurzlebige gesellschaftliche Moden, wie das Prinz Harry mit seiner woken US-Gattin zu tun pflegt. Beide sind Gäste der Queen bei den Feierlichkeiten samt der beiden Kinder. Es ist für die betagte Patriarchin zu hoffen, dass es zu einer Entente cordiale kommt, einem herzlichen Einvernehmen im Familienkreis.

Queen Elizabeth II. / Harry und Meghan / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: MonicaVolpin;https://pixabay.com/de/photos/k%c3%b6nigin-elizabeth-ii-polo-tasse-1203465/
Queen Elizabeth II. / Harry und Meghan / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: MonicaVolpin;https://pixabay.com/de/photos/k%c3%b6nigin-elizabeth-ii-polo-tasse-1203465/

Bereits beim Platinum Jubilee weist der Blick in die Zukunft. Das 75. Thronjubiläum scheint fest eingeplant. Es soll analog zum 60. ein Diamantenes sein. Den Zeremonienmeistern scheinen die Edelsteine bzw. vornehmen Metalle auszugehen für noch großartigere Anlässe. Zum 75. Thronjubiläum wäre die Queen 101 Jahre alt: So alt wie ihre Mutter, die nicht minder legendäre Queen Mum, als sie den Gang alles Irdischen ging. Wir drücken die Daumen, dass sie es bei möglichst guter Gesundheit erlebt und sich Boris Johnsons Ehrentitel, den er ihr kurz vor den Feierlichkeiten verliehen hat, in die Geschichte einschreibt: Elizabeth die Große. May she reign forever!

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