Trotz Zinserhöhung keine Rückkehr zur serösen Geldpolitik
Auch wenn der geldpolitische Schlüsselsatz der US-Notenbank um 0,5 Prozentpunkte angehoben wurde, ist eine Rückkehr zur seriösen Geldpolitik nicht zu erwarten.
An den Finanzmärkten ist es wichtig, das große Bild im Auge zu behalten. Es kommt darauf an, die die langfristigen Trends und die Rahmenbedingungen zu beobachten, auf denen sie basieren. Das schützt Anleger davor, dem oft sehr hektischen Tagesgeschehen eine ihm nicht zukommende Bedeutung beizumessen.
Langfristige Charts helfen dabei, die richtige Perspektive einzunehmen. Sie sind ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für jede Analyse.
Goldpreis fast verachtfacht
Der folgende Monatschart des Goldpreises zeigt ein extrem bullishes charttechnisches Bild. Der Kursverlauf seit dem Hoch des Jahres 2011 lässt sich etwas trivial bezeichnet als mächtige „cup with handle“-Formation (Tasse mit Griff) interpretieren. Dabei handelt es sich um eine klassische Konsolidierung im Rahmen eines übergeordneten Aufwärtstrends, der in diesem Fall um die Jahrtausendwende begonnen hat. Das Minimum-Kursziel dieser Formation beträgt übrigens 3.100 Dollar pro Unze.
Im ersten Fall (links unten im Chart) stieg der Goldpreis von einem Tief bei 255 Dollar pro Unze im Jahr 2001 auf 1.924 Dollar im September 2011. Trotz durchgängig niedriger offizieller Inflationsraten hat er sich in diesem ersten Teil der langfristigen Hausse also fast verachtfacht.
Das im Dezember 2015 erreichte Tief der Bodenformation rechts im Chart, die gleichzeitig einen Teil der größeren „cup with handle“-Formation bildet, betrug 1.045 Dollar pro Unze. Bei einem ähnlichen Aufwärtstrend wie in den 2000er Jahren reden wir also über ein Kursziel des Goldpreises von rund 8.000 Dollar.
Keine Rückkehr zur seriösen Geldpolitik
Letztlich hängt die Entwicklung des Goldpreises jedoch von den makroökonomischen Rahmenbedingungen ab, insbesondere von der zukünftigen Geld- und Staatsschuldenpolitik. Die US-Zentralbank hat den Zins zwar um deutliche 0,5 Prozentpunkte erhöht, so massiv wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Allerdings ist die offizielle US-Inflationsrate auch schon auf 8,3 Prozent gestiegen.
Aufgrund der extrem hohen Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Privaten Haushalten ist eine Rückkehr zu einer auch nur halbwegs seriösen Geld- und Staatsschuldenpolitik jedoch auch weiterhin nahezu ausgeschlossen. Es mag zwar ein paar Zinserhöhungen geben. Sie werden aber nicht nur weit hinter der Geldentwertung zurückbleiben, sondern auch schnell wieder rückgängig gemacht, sobald eine Rezession beginnt und die Arbeitslosigkeit steigt oder die Aktienkurse stärker unter Druck geraten.