William und Kate auf heikler Karibik-Mission

GEOLITICO ROYAL

Jamaica / Willam und Kate / Quelle: Oixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Peggy_Marco;https://pixabay.com/de/photos/strand-urlaub-bar-handtuch-jamaika-1029014/ Jamaica / Willam und Kate / Quelle: Oixabay, lizenzfreie Bilder, open library: Peggy_Marco;https://pixabay.com/de/photos/strand-urlaub-bar-handtuch-jamaika-1029014/

Bricht bald ein weiterer Stein aus der britischen Krone? Nach Protesten auf Jamaika gegen William und Kate, scheint sich die Monarchie-Dämmerung fortzusetzen.

Bei ihrer achttägigen Tour unter karibischer Sonne sollten Prinz William und Herzogin Kate die britische Krone aufpolieren. Anlass war das Platin-Thronjubiläum der Queen, deren Reich auch Länder in Übersee umfasst. Nachdem schon im Dezember 2021 Barbados sich von der Krone lossagte, scheinen nun auch auf Jamaica die Zeichen auf Abschied zu stehen.

Royale Naturschützer unerwünscht

Bereits bei der ersten Station der royalen Reise im mittelamerikanischen Belize kam es zu Missstimmungen. Eigentlich hätten die beiden eine Kakaoplantage besuchen sollen, um sich über die Produktions- und Arbeitsbedingungen ein Bild zu machen. Das gefiel jedoch nicht allen, vor allem nicht der Gemeinschaft in Indian Creek, die im Clinch liegt mit der Organisation Flora und Fauna International.

Deren Schirmherr ist der Prinz, und es geht um einen Landkonflikt zwischen beiden Gruppen. Ganz unverblümt gesagt: Naturschutz tritt auf Arbeitsplatzsicherheit, oder Royals treffen auf die harte soziale Wirklichkeit. Um einen größeren Eklat zu vermeiden, ist eilig ein anderer Schokoladenproduzent zur Besichtigung gefunden worden. Thank Goodness!

Ansonsten verlief der Besuch in der Hauptstadt Belmopan erwartungsgemäß skandalfrei. Sie tauschten artig Höflichkeiten beim gepflegten Plausch mit dem Premierminister und seiner Gattin aus. Die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern wurden hervorgehoben, und man hat sich der gegenseitigen Wertschätzung im Commonwealth of Nations mit der Queen als Staatsoberhaupt versichert. Nochmal mit blauem Auge davongekommen, liebe Royals. Aber auf Jamaika fielen die Temperaturen dann doch wenig karibisch in den fröstelnden Bereich.   

Ein bisschen Glanz und viele böse Erinnerungen

Zu einem atmosphärischen Tiefpunkt für Kate und William geriet der Empfang in Jamaikas Hauptstadt Kingston. Wütende Demonstranten säumten die Straßen und Plätze rund um die Fahrtstrecke der Gäste vom Flughafen zum Regierungssitz. Von Reggae und Ausgelassenheit keine Spur.

Hauptvorwurf sind die Verstrickungen der Monarchie in den Sklavenhandel als Jamaika noch britische Kolonie war. Williams Vorfahren, die Hannoveraner Welfen, machten kräftig Kasse beim Menschenhandel im 18./19. Jahrhundert. Ein Mea Culpa seitens der Queen blieb bislang aus, aber William stellte sich der düsteren Geschichte. Bei seiner Rede nannte der die Sklaverei „abscheulich“ und ein „Fleck auf unserer Geschichte“.

Dieses Bekenntnis dürfte die Regierung Jamaikas und weite Teile der Inselbevölkerung nicht mehr umstimmen: Los von der Krone! Mit Sätzen wie „Wir ziehen weiter“ und dass es der Wille des jamaikanischen Volkes sei, als Republik ein unabhängiges, entwickeltes und wohlhabendes Volk zu werden, machte Premierminister Andrew Holness dem Duke of Cambridge unmissverständlich klar, wohin die Reise geht: Richtung Republik!

Doch allzu unversöhnlich wollten sich die Gastgeber gegenüber den royalen Gästen dann doch nicht zeigen – ein glanzvoller Staatsempfang ließ die Proteste fast vergessen. Wird Jamaika sich als Republik an die glänzenden Zeiten unter Englands Krone gerne zurückerinnern oder vielleicht zurücksehnen?

Was bleibt?

Am Ende der Jubiläums-Reise geht es noch auf die Bahamas, die bislang keine nennenswerten republikanischen Tendenzen erkennen lassen. Aber wenn die Domino-Theorie aus der Epoche des Kalten Krieges stimmt, dann ist mit Barbados als Republik und demnächst auch mit Jamaika ein weiterer Stein auf der britischen Krone herausgebrochen beziehungsweise umgefallen.

Sehr wahrscheinlich gehen den Windsors nach dem Tod der Queen weitere Länder, die den britischen Monarchen als Staatsoberhaupt haben, von der königlichen Standarte. London ist inzwischen mental fern, trotz aller historischen, kulturellen und politischen Verbindungen.

Kanada und Australien als Schwergewichte im Commonwealth leisten sich die Queen noch als Königin. Aber auch dort nimmt die republikanische Sache seit Jahren an Fahrt auf. Ob sich die Krone in Zukunft in weit entlegenen Staaten wird halten können, dürfte sich nach Charles‘ Thronbesteigung zeigen.

Fürs Image der Monarchie sind William und seine Familie sicherlich die besten Botschafter. Ob es reicht? Wir werden es erleben. Vielleicht bleiben den Royals und den Staaten, über die sie jenseits Britanniens herrschten, nur noch nostalgische Erinnerungen.

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Lisa Hutchison
Lisa Hutchison
2 Jahre her

Auch in Kanada liegen starke Tendenzen zur Unabhaengigkeit von der Krone – ganz besonders in Quebec und auch bei den vielen Einwanderer von diversen Commonwealth countries. Nur die festgelegte „constitution“ ist sehr schwierig zu aendern und braucht die Zustimmung aller Provinzen und den Territories – ob das je geschehen wird ist sehr fraglich. Die Geburtskanadier lieben „ihr“ Koenigsreich.

Thomas Bargatzky
Thomas Bargatzky
2 Jahre her

Ein weiteres Zeichen für den Machtverlust von „global Britain“ im Besonderen und der Angloshäre im Allgemeinen. Das sollte nicht unter- aber auch nicht überschätzt werden: Auch im republikanischen Gewand werden die Kräfte des globalen Casino-Kapitals und der transnationalen Kartelle ihren Einfluss weiter ausüben. Aber ein weiterer, wenn auch kleiner Schritt auf dem Weg zu einem Wandel des globalen Machtgefüges – immerhin. Steter Tropfen höhlt den Stein.

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