Edward Windsor – Fast ein König

GEOLITICO ROYAL

Buckingham Palace / Prinz Andrew / Edward Windsor / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: teafarm;https://pixabay.com/de/photos/buckingham-palace-queen-royals-2254111/ Buckingham Palace / Prinz Andrew / Edward Windsor / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: teafarm;https://pixabay.com/de/photos/buckingham-palace-queen-royals-2254111/

Edward Windsor, jüngster Spross der Queen, hat in seinem Leben so einiges ausprobiert. Aber das verrückte Angebot estnischer Royalisten dann doch nicht.

Was macht ein Prinz, der bei seiner Geburt auf Platz drei der Thronfolge steht und im Laufe der Jahrzehnte auf den aussichtslosen Rang 14 abrutscht? Er darf sich ausprobieren, und das hat Edward Windsor, jüngster Spross der Queen in jungen Jahren reichlich getan.

Allerlei Gerüchte und ein Skandal

Er folgte seinen musischen Neigungen und stand auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Sein Faible fürs Theater hat die nicht zimperliche englische Boulevardpresse mit Gerüchten über homosexuelle Neigungen garniert. Ist ja klar: Künstlernatur, muss ja schwul sein. Zumindest hat er eine gewisse Sophie Rhys-Jones geheiratet, mit der er die Kinder James und Louise hat.

Der nach der Hochzeit von seiner Mutter mit dem Titel eines Earl of Wessex beschenkte Edward trieb sich nach den nicht sehr erfolgreichen Bühnengastspielen in der Welt des Films herum. Mit seinem exklusiven Zugang zur Royal Family hatte er besten Stoff für seine Film- und TV-Produktion „Ardent“ – so dachte er es sich zumindest.

Zu einem veritablen Skandal kam es 2001, als unerlaubte Filmaufnahmen von Prinz William als Student in Schottland gemacht wurden. Dabei sollen Kommilitonen des heutigen Dukes of Cambridge gegen Gage aufgefordert worden sein, über das Studentenleben Williams zu berichten. Shocking! Böse Worte sollen gefallen sein: Volltrottel von seinem Vater Prinz Philip. Wollte der eigene Onkel wirklich den Neffen „verkaufen“?

Ein Krisenstab der Queen tagte und bereinigte die Sache rasch: Dementis, Filmmaterial vernichtet – war ja ganz anders gemeint – allgemeine Zerknirschung. Auch seine damals noch im PR-Geschäft umtriebige Frau Sophie musste im Zuge der Mini-Affäre ihre Agentur aufgeben sich ins Königshaus ordentlich einfügen.

Ein aussichtsloses Angebot an Edward

Nach diesem kräftigen Schuss vor den Bug sind aus Edward und Sophie im Laufe der letzten Jahre Vorzeige-Royals geworden. Kein Skandal, nicht mal ein Skandälchen mehr. Sie sind im Auftrag der Queen gern gesehene Repräsentanten des Vereinigten Königreichs auf den Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen der anderen gekrönten Häupter und sind auch im Inland und Commonwealth für die Krone unermüdlich im Einsatz. Sollten durch ein Unglück alle dreizehn vor ihm rangierenden Thronanwärter ins Jenseits befördert werden, dann wäre er heute der ideale König: gereift, diszipliniert, Familienmensch, diskret. Alles, was seine Mutter ausmacht und schätzt.

Aber was trieb eine splittrige Protestpartei aus Estland in den 90er Jahren dazu, dem damaligen Filou auf Identitätssuche ein ungewöhnliches Angebot zu machen? Die „Independent Royalist Party of Estonia“ dürfte an die edle Herkunft, den Beziehungen zu Großbritannien und an das gewisse schauspielerische Talent gedacht zu haben. Damals saß die skurrile Truppe mit acht Abgeordneten im estnischen Parlament und suchte wie viele andere in den post-sowjetischen Staaten nach Antworten auf die eigene Identität. Warum nicht die Monarchie einführen? Die Beispiele im benachbarten Skandinavien und vor allem im Vorbildland England zeigen doch, wie gut eine demokratisch eingehegte Monarchie funktionieren kann. Edward Windsor – König von Estland. Was für ein Angebot.

Der Palast dankte artig

Der Buckingham-Palast staunte nicht schlecht darüber, als die offizielle Anfrage eintrudelte. Was nun? Ganz ernst hat der Hof das Angebot von Anfang an nicht genommen, war doch die Partei zu wenig bedeutend. Eine Mehrheit im estnischen Parlament für die Einführung der Monarchie war in aussichtsloser Ferne, und außerdem sollen in der Kleinstfraktion sich eher skurrile als seriöse Typen getummelt habe.

Der Palast dankte artig für die Ehre, und Edward ließ sich persönlich nicht weiter zu dem Thema verlauten. Die Partei ist inzwischen Geschichte und der Earl of Wessex und seine Gattin schreiben weiter an den kleinen und großen royalen Geschichten für seine Mutter und sicherlich auch für seinen Bruder Charles, wenn er eines Tages dann doch noch den Thron besteigt.

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Schorsch
Schorsch
2 Jahre her

Geoletico sollte am Puls des politischen Geschehens bleiben. Mögen sich grüne Blättchen mit den Familiengeschichten der Vertreter vergangener Zeiten beschäftigen, Es gibt wahrlich große aktuelle Probleme, die zumindest der Diskussion bedürfen.

Lisa Hutchison
Lisa Hutchison
Reply to  Schorsch
2 Jahre her

Warum so ernst? So nette Abweichungen ab und an sind doch recht erfreulich in dieser heutigen Welt. Und koenigliche Haeuser sind doch auch politisch relevant oder nicht? Also ich erfreue mich dieser leicht ironischen Beitraegen – man lacht zu wenig heutzutage. Man muss auch nicht alles lang und breit diskutieren – einfach lesen und laecheln. Life is short, enjoy the moment………

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