Szenen einer Ehe: Viktoria und Daniel von Schweden in der Krise
GEOLITICO ROYAL
Kriselt es in der Ehe von Schwedens Kronprinzessin Viktoria mit dem Fitnesstrainer Daniel? Eine Vorzeigefamilie bekommt Kratzer und gefährdet die Monarchie.
Danke, Ihr habt mir meinen Prinzen geschenkt“, so bedankte sich die schwedische Kronprinzessin Viktoria unter großem Jubel ihrer Fans vom Balkon des Stadtschlosses in Stockholm am Tag ihrer Hochzeit im Juni 2010. Der Traumhochzeit zwischen Viktoria Bernadotte und Daniel Westling gingen für die Turteltauben turbulente Jahre voraus.
Dem königlichen Vater Carl XVI. Gustav erschien der langjährige Freund seiner ältesten Tochter nicht ganz standesgemäß. Ein Fitnesstrainer! Aus der tiefsten Provinz! Und noch nicht mal Geldadel!
Letzteres war vielleicht der schwerwiegendste Aspekt, um einer raschen Verlobung seinen väterlichen Segen zu geben. Daniel stammt aus Örebro, einer mittelgroßen Gemeinde in Mittelschweden, in der alles sehr mittelmäßig zugeht und wahrscheinlich der Durchschnittsschwede schlechthin lebt. Alles ist ordentlich, aufgeräumt, sauber, natürlich und sicher. Daniel Westling erscheint mit seinem in den Medien rund um die Verlobung mit der Thronfolgerin skizzierten Charakter als das personifizierte Örebro: sauber, ordentlich, natürlich.
Bürgerliche wie Daniel als Retter der Monarchie?
Sein gutes Aussehen und sein anständiger Charakter dürften die Prinzessin begeistert haben, als sie in einem seiner Fitnessstudios in Schweden von ihm als Personal Trainer in Form gebracht wurde. Daniel hat sich aus dem Kleinbürgertum mit Fleiß und Ausdauer eine kleine Sportstudiokette in der Hauptstadt aufgebaut, was der Palast bei der Bekanntgabe der Verlobung nicht müde wurde zu betonen. Ein echter Unternehmer, ein Self-made Man, ohne Privilegien aufgewachsen, tritt an die Seite der künftigen Königin und verbindet Königshaus mit dem Volk.
Ein Phänomen, das nicht neu ist, wie wir an den Beispielen in Spanien, Kronprinz heiratet TV-Moderation, in Dänemark, Thronfolger ehelicht PR-Managerin oder in den Niederlanden, Kronerbe erwählt Bankkauffrau. Also, was ließ den royalen Vater Viktorias so lange zögern, seine Zustimmung zur Heirat zu geben?
Gerüchteweise sollen die mangelnde Ausbildung Daniels und das ein wenig prollige berufliche Umfeld den Monarchen gestört haben. Er soll dem Schwiegersohn in spe nicht zugetraut haben, den hohen Anforderungen eines Prinzgemahls gerecht zu werden. Psychologisch betrachtet gibt es bei Carl Gustav und der Herkunft seiner Familie weitere Gründe für das jahrelange Warten bis zur Hochzeit.
Der Makel des Bürgerlichen umgab die Königssippe lange, denn sie stammt von Jean Baptiste Bernadotte aus dem südfranzösischen Peau ab. Jener gelangte über Irrwege der Geschichte, Napoleon, Schlachten, politische Großwetterlage, Gunst des Schicksals 1818 auf den schwedischen Thron. Alle seine Nachfolger heirateten in den Hochadel ein, besonders gern in den deutschen, um die bürgerliche Vergangenheit vergessen zu machen.
Ein Unterfangen das recht gut gelang und einen ersten Bruch mit der Eheschließung des aktuellen Königs mit Fräulein Silvia Sommerlath aus Heidelberg erlebte. Sie durfte er nur deswegen heiraten, weil er bereits auf dem Thron saß. Als Kronprinz wäre es ihm bei Verlust seiner Erbansprüche verwehrt geblieben. So ungerecht kann Geschichte sein, besonders wenn sie zurechtgebogen werden soll, um eine Dynastie von Aufsteigern zu legitimieren, zu veredeln.
Nun war der König durch seine eigene bürgerliche Frau in der Zwickmühle. Zwar hatte der schwedische Reichstag die strenge Eheregelung für die Thronanwärter geändert, aber der oberste Bernadotte musste jahrelang überzeugt werden. Letztlich gab er nach, was ihm billig war, sollte der Tochter doch noch recht sein. Aus Daniel Westling wurde Olof Daniel Westling Bernadotte, Prinz von Schweden, Herzog von Västergötland oder aus dem Frosch wurde ein Prinz. Wie im Märchen. Ist es jetzt zu Ende?
Widerwilliger Monarch mit Bilderbuchfamilie
Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche über angebliche Eheprobleme der Kronprinzessinnenfamilie, die der Monarchie zeitgeistige Frische verleiht. Nach der Geburt der Kinder Estelle und Oscar schien die perfekte Vorzeigefamilie für die Zukunft einer Volksmonarchie geschaffen. Das ist in Schweden dringend nötig, da der Sinn der Institution immer wieder infrage gestellt wird, vor allem von jungen Schweden.
Bereits bei der Thronbesteigung Carl Gustavs hat die sozialdemokratische Regierung Olof Palmes ernsthaft über die Abschaffung der Monarchie diskutiert. Warum es nicht zum Äußersten kam, ist bis heute nicht ganz klar. Zumindest hat die Heirat mit der Bürgerlichen Silvia nach einhelliger Meinung von Monarchisten und Republikandern die Krone gerettet.
Mit der Einheirat des Bürgerlichen Daniel Westling, schien sich die Geschichte zu wiederholen. Dass derzeit wilde Spekulationen über ein Ehe-Aus zwischen Viktoria und Daniel in der ansonsten gegenüber dem Königshaus diskreten schwedischen Presse zirkulieren, zeigt dass die Monarchie unter Druck steht. Vor Jahren musste sich der König verschiedener Vorwürfe erwehren, die von diversen Affären bis hin zu dubiosen Kontakten in die Stockholmer Nachtclub-Szene reichten. Daraus und noch mehr saugte der Journalist Thomas Sjöberg Nektar für seinen Bestseller „Der widerwillige Monarch“, der in Schweden für viel Aufsehen sorgte.
Wenn die Ehe der Kronprinzessin scheitern sollte, wäre das ein starker Imageschaden für die Institution, deren Bestand in heutiger Zeit nicht mehr selbstverständlich ist. Daher sah sich der Palast zu einer offiziellen Stellungnahme genötigt, die Gerüchte zu dementieren. Für Anhänger der jungen Familie kein gutes Zeichen – es könnte das Ende einläuten – für die Ehe wie die Monarchie.