Spaniens Royalisten im Zwiespalt der Gefühle: Juan Carlos ante portas!

GEOLITICO ROYAL

Juan Carlos / Koenigspalast Madrid / Quelle: Pixabay. lizenzfreie Bilder, open library: lapping; https://pixabay.com/de/photos/palacio-real-madrid-spanien-palast-2002977/ Juan Carlos / Koenigspalast Madrid / Quelle: Pixabay. lizenzfreie Bilder, open library: lapping; https://pixabay.com/de/photos/palacio-real-madrid-spanien-palast-2002977/

Spaniens Justiz hat die Ermittlungen gegen Juan Carlos eingestellt. Kehrt er nun aus dem Luxus-Exil in Abu Dhabi zurück? Die Monarchie hängt am seidenen Faden.

Für Spaniens Monarchisten war die Thronbesteigung von Juan Carlos Alfonso Víctor María de Todos los Santos de Borbón y Dos-Sicilias im November 1975 eine große Erleichterung. Endlich ging die königslose Zeit seit dem Ende der Monarchie 1931 durch die Abdankung seines ketterauchenden Dandy-Großvaters Alfonso XIII., dem Spanischen Bürgerkrieg und der stieken-muffigen Franco-Diktatur zu Ende.

Nach Ansicht vieler Konservativer, vor allem aber der Francisten, der Militärs sowie der katholischen Kirche sollte der junge König Francos Erbe fortsetzen. Für die linken und liberalen republikanischen Kreise galt er als Marionette der Post-Francisten. Sie prophezeiten ihm eine kurze Amtszeit schmähten ihn mit dem spöttischen Beinamen, el Breve – der Kurze(zeitige). Beide Seiten sollten sich irren: Juan Carlos blieb knapp vierzig Jahre im Amt! Über weite Strecken verlieh er dem Land durchaus eine gewisse Stabilität und neuen Glanz. Allerdings hatte er auch noch eine andere Seite, die den Spanier einiges abverlangte.

Heia Safari, ein Immobilienkollaps und ein Sturz im Dunkeln

Davon zeugt etwa ein erschossener Elefant, der ausgerechnet von einem prominenten Mitglied des World Wildlife Fund (WWF) zur Strecke gebracht wurde. Das allein ist schon schändlich. Wirklich skandalös aber wurde die Sache, weil dieser prominente WWF-Vertreter kein Geringerer als der spanische Monarch höchstpersönlich war!

Noch dazu wurde alles in Bildern dokumentiert, die prompt einen weiteren Skandal offenbarten, nämlich eine unbekannte blonde Begleiterin an seiner Seite. Das Elend des Chef-Bourbonen nahm bei dieser unseligen Elefantenjagd in Botswana 2012 seinen Lauf. Das für die Spanier ikonografische Bild eines altersgeilen, luxurierenden Jet-Set-Monarchen, der weder sich noch die unbekannte Blondine an seiner Seite im Griff zu haben schien, hat die Monarchie schwer beschädigt.

Bei der Schönheit handelte es sich die gebürtige Frankfurterin Corinna Larsen, die in zweiter Ehe Johann Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Sayn ehelichte. Damit stand ihr der Zugang zu der Welt des weitverzweigten Alt- und Hochadels offen, der sie durch geschäftliche Kontakte in Juan Carlos‘ Umgebung brachte. Sie verbandelte sich immer mehr mit dem notorischen Schürzenjäger und war schließlich das, was die Spanier eine Intima amiga, eine innige Freundin nennen.

Die Beziehung sollte sich für die zwischenzeitlich geschiedene Prinzessin als äußerst lukrativ entpuppen. Der Jagdausflug endete mit einem Sturz des Königs – Hüftbruch! –, der allmählich zu seinem eigenen Sturz als Monarch führen sollte. Während so mancher Spanier angesichts der heftigen Wirtschaftskrise, die das Land damals in der Folge der schweren Verwerfungen auf dem internationalen Finanz- und Immobilienmarkt schüttelte, Haus und Hof verlor, war die spanische Presse voll mit Bildern dieser pikanten Safari. Der Skandal war perfekt: Amour fou, luxuriöse Jagdausflüge, Ehebruch, Korruption! Bestechung? Und das im Umfeld des Königshauses??

Dunkle Geschäfte und eine besondere Liebesgabe

Corinna soll nach eigenen Aussagen vertrauliche Missionen für die spanische Regierung oder genauer gesagt für Juan Carlos übernommen haben. Ziele dieser Aufträge waren vorbereitende Treffen und Gespräche für Geschäftsabschlüsse spanischer Unternehmen in Russland und Saudi-Arabien. Öl-Konzerne wie das russische Lukoil sollen im Spiel gewesen sein. Schließlich endete die Geschäftemacherei in dem spanisch-saudischen Treuhandfonds Peregrine, der an dubiosen Offshore-Konstrukten beteiligt gewesen sein soll.

Höhepunkte der lukrativen Beziehung Corinnas waren die Überweisung von 65 Millionen Euro durch den König an seine Geliebte, vermutlich Donationen für für die Vermittlung eines großen Geschäfts für spanische Unternehmen in Saudi-Arabien. Es soll sich bei dem Millionengeschenk um eine Anerkennung für Corinnas Beistand bei einer Erkrankung des Monarchen gehandelt haben.

Teure, treue Freundin. Nach Meinung des Königs sollte sie das nicht mehr bleiben, sondern seine Frau werden. Die ohnehin in Scherben liegende Ehe mit Gattin Sofia hätte damit ein formales Ende gefunden. Aber das bei einem streng katholischen Herrscherhaus und einer Frau mit Vergangenheit?!

Nunca! Jamàs! Nie! Juan Carlos steckte 2013/14 in einem solch tiefen Skandalsumpf, dass sich die spanische Regierung aufgefordert sah, inoffizielle Missionen einer Corinna Larsen für die Regierung zu dementieren. Außerdem wuchs der Druck seitens der eigenen Familie und der Öffentlichkeit so sehr, dass er den Rückzug antrat. Zuerst vom geliebten Thron 2014, auf dem er in den Übergangsjahren zwischen Diktatur und Demokratie Gutes für Spanien leistete – und dann von der Familie und dem Land. Exil!

Spaniens Zukunft ohne Krone?

Überstürzt setzte sich der Ex-Monarch 2020 in die Emirate ab, um offiziell seinem Sohn und Nachfolger Felipe VI. die Ausübung der Amtsgeschäfte zu erleichtern. Das mag eine noble Geste gewesen sein, um das Ansehen der Monarchie nicht vollends zu ruinieren. Jedoch ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Veruntreuung und der Bestechlichkeit. Felipe und seine Familie mühen sich bis heute redlich die Skandale des Vaters und anderer Familienmitglieder durch Fleiß und Disziplin vergessen zu machen. Das gelingt ihnen einigermaßen, aber die Monarchie steht vor allem bei jungen Spaniern nicht sehr hoch im Kurs. Daher ist es nicht sicher, ob nach Felipe dessen älteste Tochter Leonor dereinst als erste Königin den Thron besteigt.

Inzwischen hat die spanische Justiz die Ermittlungen gegen den Alt-König abgeschlossen: Mangel an Beweisen, Verjährung und Immunität aus seiner Zeit als amtierender Monarch. Juan Carlos ließ aus dem Wüsten-Exil verlauten, dass er vorerst nicht völlig nach Spanien zurückkehren werde, aber Familie und Freunde in der alten Heimat wieder öfter besuchen möchte.

Sein Sohn wird es mit einer Mischung aus Beruhigung über das abgeschlossene Verfahren, die väterliche Zurückhaltung und einer gewissen Sorge um die Reaktionen der Spanier sehen. Wie hat ihm sein Vater, als Felipe noch ein junger Prinz war, so schön eingeschärft: „Hier musst Du Dir den Thron immer aufs Neue verdienen, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Und wenn Du das Volk gegen Dich hast, kannst Du einpacken.“

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