König Willem-Alexander mottet Prunkkutsche wegen Rassismusdebatte ein

GEOLITICO ROYAL

Europas Koenigshäuser / Koenig Willem-Alexander mit Koenigin Maxima / Quelle: Pixabay, lizenzfrie Bilder, open library:Ö 12019; https://pixabay.com/de/photos/k%c3%b6nig-willem-alexander-queen-maxima-109490/ Europas Koenigshäuser / Koenig Willem-Alexander mit Koenigin Maxima / Quelle: Pixabay, lizenzfrie Bilder, open library:Ö 12019; https://pixabay.com/de/photos/k%c3%b6nig-willem-alexander-queen-maxima-109490/

Die Prunkkutsche des niederländischen Königshauses wird wegen Motiven aus der Kolonialzeit zum Rassismusproblem. König Willem-Alexander mottet das Gefährt ein.

Alles begann mit dem Zwarte Piet. In den Niederlanden begleitet nicht Knecht Ruprecht, sondern der Schwarze Piet den Nikolaus und liest unartigen Kindern die Leviten. Wie der Name schon sagt, ist Piet ein Schwarzer. Bis vor wenigen Jahren war die beliebte Figur im Nachbarland kein Problem, auch nicht, dass sie gewöhnlich von einem schwarz geschminkten weißen (!) Mann (!) gespielt wurde. Aber die Political Correctness macht auch um Polderland keinen Bogen, und schon war der Piet eine rassistische Figur, die völlig aus der Zeit gefallen schien. Oder ist es nicht eher so, dass er dem Zeitgeist nicht mehr gefiel?

Um das Königshaus weht der herrschende Zeitgeist inzwischen kräftig und hat ein weiteres Symbol des Landes erfasst: die Gouden Koets – die goldene Staatskutsche. In ihr fahren alljährlich zum Prinsjesdag, an dem die Parlamentssession eröffnet wird, Willem-Alexander und Gattin Maxima durch Den Haag unter dem Jubel Tausender Schaulustiger. Bislang war die Prunkkarosse aus dem späten 19. Jahrhundert eine geschätzte Tradition bei den Holländern – wie der Zwarte Piet. Bislang! Rassismusvorwürfe gegen das Königshaus sind laut geworden, was dem ohnehin vom Image angeschlagen Willem-Alexander und seiner Maxima gerade noch gefehlt hat. Aber was ist konkret der Stein des Anstoßes?

Nackte Schwarze und die Rassismuskeule

Einige Illustrationen an den Kutschentüren und an den Seiten zeigen Schwarze aus den ehemaligen holländischen Kolonien. So zum Beispiel die Szene „Huldigung der Kolonien“, die eine weiße, thronende Frau zeigt, die von halbnackten, schwarzen Menschen Geschenk dargeboten bekommt. Skandal. Die Frage ist, ob es mehr die freizügige Darstellung ist oder die devoten Indigenen sind, die Anstoß erregen. Heutzutage fallen bereits erotische Anspielungen unter Rassismusverdacht beziehungsweise unter ein #metoo. Was also unternehmen, liebe Oranjes?

Nach den diversen Fettnäpfchen, in die die Oranjes in der letzten Zeit getreten sind (wir erinnern uns an exklusive Griechenlandreisen während der strengen Lockdowns), mussten Zeichen gesetzt werden. Premierminister Rutte machte mit Einwilligung der Königsfamilie den Weg frei für gleichgeschlechtliche König:innen-Paare, GEOLITICO ROYAL berichtete darüber, und Kronprinzessin Amalia meinte flapsig, wegen ihr könne es mit der Monarchie auch zu Ende gehen.

Unreifes Volk trifft auf royalen Philosophen

Um nicht noch mehr royales Porzellan zu zerschlagen, schickte die PR-Abteilung des Hofs den König an die Kutschen-Front. „Wir können die Vergangenheit nicht neu schreiben. Wir können aber gemeinsam versuchen, damit ins Reine zu kommen. Die Goldene Kutsche wird erst dann wieder fahren können, wenn die Niederlande dafür reif sind. Dies ist noch nicht der Fall. Solange in den Niederlanden Menschen leben, die tagtäglich den Schmerz der Diskriminierung spüren, wird die Vergangenheit weiterhin ihre Schatten auf unsere Zeit werfen“, moralinsäuerte der Monarch in einer Videobotschaft zur Verbannung der Staatskutsche.

Ob bei diesen Vorgaben und Auflagen gegenüber der Gesellschaft die Kutsche je wieder ihre Runden drehen wird, steht in den Sternen. Und wer befindet die Holländer für reif, ihre koloniale Geschichte mit ihren Auswirkungen ins Hier und Heute analysiert und angenommen zu haben? Willem-Alexander, die Regierung, Historiker oder gar das Volk in einer Abstimmung? Nicht, dass es den Niederländern am Ende so geht, wie den belgischen Nachbarn mit deren kolonialem Erbe, dem Kongo: reden ist gut, schweigen besser.

Jetzt hilft nur noch Volks-Pädagogik

Seine holländische Majestät hat sich mit dieser Rede an die Nation ganz dem Zeitgeist hingegeben und weit aus dem Fenster gelehnt. Eine klare Antwort, so sie es denn gibt, dürfte lange auf sich warten lassen. Einstweilen steht das kostbare Gefährt nach einer aufwändigen Restaurierung in einer Ausstellung im Amsterdamer Museum für Stadtgeschichte bis Februar dieses Jahres. Vielleicht könnte sie irgendwann doch wieder fahren, wenn unter oder neben den beanstandeten Illustrationen kleine QR-Codes stehen, die Schaulustige mit ihren Smart-Phones abfotografieren können und dann sehr didaktisch über die aus der Zeit gefallenen Szenen aufgeklärt werden. Lang leve de Koning!

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Jürgen Rupp
Jürgen Rupp
2 Jahre her

Hier haben wir wieder ein typisches Beispiel dafür, wie die kulturelle Hegemonie einer linken politischen Korrektheit quasi automatisch dafür sorgt, dass die westliche Geschichte symbolisch entsorgt wird. Einen ernsthaften Widerstand dagegen gibt es kaum noch. Dabei ist gerade die westliche Kolonialgeschichte nicht nur schlecht gewesen. Auf diesen Punkt verweist Bruce Gilley, der in einem wissenschaftlichen Beitrag treffend schreibt: „The notion that colonialism is always and everywhere a bad thing needs to be rethought in light of the grave human toll of a century of anti-colonial regimes and policies. The case for Western colonialism is about rethinking the past as well… Read more »