Westen wieder von Öl-Produzenten erpressbar

Benzin und Diesel: Abhaengigkeit vom Oel / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: plante_fox; https://pixabay.com/de/photos/tanken-benzin-kraftstoff-tankstelle-4978821/ Benzin und Diesel: Abhaengigkeit vom Oel / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: plante_fox; https://pixabay.com/de/photos/tanken-benzin-kraftstoff-tankstelle-4978821/

Durch die Klimapolitik kommt es zu einem gefährlichen Machtzuwachs der Öl produzierenden OPEC-Länder. Der Westen wird wieder zunehmend abhängig und erpressbar.

Der Öl- und Erdgassektor spielt in der Weltwirtschaft weiterhin eine bedeutende Rolle und wird das auch in den kommenden Jahrzehnten tun. Daran gibt es trotz der vor allem in Deutschland lautstark in Szene gesetzten Klimaschutzpolitik keinen Zweifel. Alles andere würde zu dramatischen Wohlstandseinbußen bis hin zu weltweiten Hungersnöten führen.

Im Unterschied zu den sehr beliebten Unternehmen aus dem Bereich der alternativen Energien und dem neuerdings offiziell als „grün und nachhaltig“ klassifizierten Uransektor ist der klassische Energiesektor nicht nur bei den meisten Börsianern extrem unpopulär, sondern weit darüber hinaus. In Teilen der Bevölkerung der von Erdöl abhängigen Industrieländer und ihrer politischen Vertreter wird er mit Hinweis auf den Klimawandel geradezu gehasst.

Öl bleibt Voraussetzung des Wohlstands

In diesem hochemotionalen Umfeld ist das Führen eines rationalen Diskurses kaum möglich. Deshalb gilt der Energiesektor im Moment sogar bei zahlreichen (westlichen) institutionellen Anlegern als nicht investierbar – obwohl auch deren Kunden weder im Kalten oder Heißen sitzen, noch auf Mobilität oder Elektrizität verzichten möchten.

Doch darüber spricht man lieber nicht. Stattdessen werden „grüne“ Finanzprodukte angeboten, mit denen naive Anleger ihr Gewissen beruhigen können – solange sie nicht allzu sehr über den tatsächlichen Inhalt dieser Produkte und die Voraussetzungen ihres Wohlstands nachdenken.

Diesem vom Zeitgeist getriebenen Trend habe ich mich bereits Ende 2020 klar entgegengestellt. Und tatsächlich glänzte dieser Sektor in 2021 mit stattlichen Kursgewinnen. Meiner Ansicht nach ist dieser Kursanstieg mit großer Wahrscheinlichkeit erst der Beginn einer langanhaltenden Hausse.

Als Reaktion auf die radikale Corona-Politik und den von ihr ausgelösten Absturz des Ölpreises hat die Ölindustrie ihre Investitionen im Jahr 2020 drastisch zurückgefahren. Seither verharren sie trotz der inzwischen stark gestiegenen Energiepreise auf einem sehr niedrigen Niveau. Diese völlig außergewöhnliche Entwicklung kann vor allem auf die Klimapolitik zurückgeführt werden, die für extreme Planungs- und Rechtsunsicherheit der Unternehmen des klassischen Energiesektors sorgt.

Situation wie in den 1970er jahren

Derart geringe Investitionen bewirken eine schnelle Abnahme der Ölreserven und einen Rückgang der Produktion. Dieser Effekt führt zu hohen und weiter steigenden Energiepreisen – ein zusätzliches Argument für anhaltend hohe Inflationsraten. Auf diese Weise werden die längst wieder sprudelnden Gewinne der Ölmultis trotz sinkender Produktion weiter steigen.

Der Ölpreis hat seinen langfristigen, 2008 begonnenen Abwärtstrend beendet. Stellen Sie sich auf weiter steigende Öl- und Energiepreise ein / Quelle: StockCharts.com, Claus Vogt

Darüber hinaus kommt es zu einem gefährlichen Machtzuwachs der OPEC+ Länder, die dem Westen und seinen freiheitlichen Werten nicht unbedingt wohlgesonnen sind. Wie einst in den Ölkrisen der 1970er Jahre wird der Westen wieder zunehmend abhängig und erpressbar von der OPEC. Auch das spricht für einen anhaltenden Anstieg des Ölpreises.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Janus
Janus
2 Jahre her

Sinkt die Nachfrage, sinken doch auch die Preise, meine ich mal gelernt zu haben. Nur gilt das natürlich nicht, wenn die Produzenten am längeren Hebel sitzen und Umsatzseinbußen ausgleichen können.Denn es gibt Länder, die nicht über Deutschlands großzügige Steuermittel verfügen, um den Klimaschutz voranzutreiben. Dazu wird es noch ienige Jahre dauern, bis man schadensfrei das Oel aufgeben lann. Wenn ich den Verfasser also richtig verstanden habe, könnten die OPEC Länder Lücken und Defizte nutzen, um ihre Forderungen durchzusetzen.

Skyjumper
Skyjumper
2 Jahre her

„der Westen“ ist etwas zu unspezifisch wenn man über möglichen Erpressungspotentiale der OPEC+ spekulieren möchte. Zum Westen gehören so zum Beispiel vermutlich auch Norwegen und die USA, sowie Kanada. Alle 3 mit eigenen Erdölvorkommen gesegnet, welche sich je nach Preisniveau auch zum Export in andere westliche Länder eignen. Generell gesehen ist es doch so, dass die großen westeuropäischen Staaten, Grossbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland über quasi keine eigenen Vorkommen an fossilen (Kohle aussen vor) Energiequellen (mehr) verfügen. Solange wir fossile Energieträger brauchen, und das wird noch sehr lange so sein, werden wir also auf Importe angewisen sein, und damit auch… Read more »

fufu
fufu
2 Jahre her

Oder sind es Spekulanten, wie Herr Vogt im Kleinen, die Freunde im Westen und eigene Dummheit ?

fufu
fufu
2 Jahre her

Man sollte sich doch nicht mit Oel die Finger schmutzig machen, ein Auslaufmodell. Derweilen investiert Exxon in Windparks, natuerlich nicht wegen gruener Ideologie sondern damit das Energiemonopol in den richtigen Haenden bleibt. Irgendwie erinnert mich die story von Herrn Vogt an die von vaxx gegen novaxx.

Es geht doch nichts ueber bleibende Werte. Bill Gates hat sich jetzt zwei alterehrwuerdige Luxushotels in Rom und Venedig gekauft, was soll man denn sonst mit dem ganzen Spielgeld?

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