Unschöne Erlebnisse für Impfwillige und Geimpfte in Berlin

Uebersterblichkeit / Imfen / Geimpfte / Impfwillige / Corona / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: KitzD66https://pixabay.com/de/photos/impfen-medizin-impfung-impfstoff-5884514/ Uebersterblichkeit / Imfen / Geimpfte / Impfwillige / Corona / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: KitzD66https://pixabay.com/de/photos/impfen-medizin-impfung-impfstoff-5884514/

Vor dem Impfzentrum im Flughafen Tegel wurden Impfwillige mit gebuchten Terminen wieder nach Hause geschickt. Ein Möbelhaus weist ein geimpftes älteres Paar ab.

Corona ist eine Plage. So oder so. Und da machen in Berlin auch diejenigen unschöne Erfahrungen, die den Aufforderungen von Politik und Wissenschaft zum Impfen und Boostern ohne Murren und schon allein aus Sorge um die eigene Gesundheit nachkommen.  

Seit Anfang Dezember können die Berliner über ein Portal des französischen Technologiekonzerns „doctolib“ Impftermine buchen. Eine andere Möglichkeit, als über das datenschutzrechtlich höchst umstrittene Portal an einen Impftermin zu kommen, gab es übrigens auch schon im Frühjahr in Berlin nicht. So liefert der Berliner Senat einfach mal Tausende Impfwillige der Datengier des französischen Konzerns aus, weil die Verwaltung offenbar selbst nicht in der Lage ist, die Terminfrage zu organisieren. Aber das nur nebenbei.

Impfwillige müssen über „doctolib“ buchen

Wer einen Termin bei „doctolib“ buchen will, muss allerdings Geduld haben. Nicht selten dauert es eine Stunde, bis es endlich klappt. Dennoch sollten die Impfwilligen nicht darauf hoffen, dass ihre Geduld am Ende auch belohnt wird.

In der zweiten Dezemberwoche geschah nämlich Folgendes: Viele Berliner, die einen Termin erhalten hatten, machten sich auf den für nicht wenige weiten Weg zum stillgelegten Flughafen Tegel, wo die Stadt ein Impfzentrum eingerichtet hatte. Alle hatten sich bewusst für Tegel entschieden, weil dort laut „doctolib“ Biontech verimpft werden sollte. So stand es auch auf den Bestätigungsmails.

An der Zufahrt zum Impfzentrum erwartete die Impfwillen dann allerdings eine erste Überraschung. Dort stand ein Schild mit dem Hinweis, dass an diesem Tag nur diejenigen geboostert würden, deren letzte Impfung auf den Tag genau mindestens sechs Monate her war. Davon jedoch war bei der Terminvergabe durch „doctolib“ nicht die Rede gewesen.

Nicht wenige, die zum Boostern nach Tegel rausgefahren waren, hatte sich dafür extra frei genommen. Und nun so etwas!

Unmittelbar vor dem Schild stellten sich städtische Ordnungskräfte den Impfwilligen in den Weg. Sie verlangten Einsicht in die vorhandenen Impfzertifikate, um das Datum der letzten Impfung zu überprüfen. Prompt schickten sie alle mit deutlicher Ansage wieder nach Hause, deren letzte Impfung nicht auf den Tag genau mindestens sechs Monate her war. Es interessierte die Ordnungskräfte dabei nicht im Geringsten, dass alle einen ordnungsgemäß gebuchten Impftermin mit Tag und Uhrzeit vorweisen konnten.

Wer es dennoch ins Impfzentrum schaffte, wurde dort nach fast einstündigem Warten vor der Halle bei 2 Grad im Schneeregen ein zweites Mal überrascht. Nachdem alle Formulare ausgefüllt waren, teilte die zuständige Ärztin mit, dass Moderna statt Biontech verimpft werde.

Wie konnte es trotz Terminvergabe erstens dazu kommen, dass Menschen mit Termin wieder nach Hause geschickt werden? Wie konnte es zweitens trotz Terminvergabe nach Uhrzeit noch zu so langen Wartezeiten kommen? Und warum wurden die Impfwillen nicht per Mail über die Änderung beim Impfstoff informiert? Alle wären viele Unannehmlichkeiten erspart geblieben.

Ikea schickt geimpftes älteres Paar nach Hause

Ärger mit dem Ordnungspersonal gab es auch vor einer Filiale der schwedischen Möbelhauskette Ikea. Dort wartete ein älteres Paar an einem verkaufsoffenen Sonntag zusammen mit vielen anderen bei eisiger Kälte über eine halbe Stunde auf die Öffnung des Möbelhauses. Als sich dann endlich die Pforten aufgingen, holten die beiden ihre gelben Impfpässe heraus.

Ein Mitarbeiter des Ordnungsdienstes, der für die Überprüfung der Impfzertifikate verantwortlich war, bemerkte das und ging auf das Paar zu. „Damit kann ich Sie nicht reinlassen“, herrschte er die beiden an. Die hielten ihm verdutzt ihre Impfbücher hin. „Ich sag‘ doch: Damit kommen Sie hier nicht rein.“ Die beiden Alten schauten erst ungläubig und dann enttäuscht, als sie begriffen, dass es dem Mann ernst war. Sie hakten sich unter und gingen heim.

GEOLITICO fragte bei offiziell bei Ikea an, ob das Ordnungspersonal angewiesen worden sei, nur digitale Impfausweise zu akzeptieren. Folgende Mail schickten wir an deutschland.presse@ingka.ikea.com:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
am vergangenen Wochenende war ich Zeuge, wie einem älteren Ehepaar der Zutritt zu Ihrem Einrichtungshaus in Berlin-Tempelhof verweigert wurde, weil es die Corona-Impfung nur per Impfbuch nachweisen konnte. Das Paar besaß kein Smartphone und folglich auch keine Corona- oder Luka-App.
Meine Fragen an Sie lauten:
1. Gibt es diese Anweisung an Ihr Sicherheitspersonal? 
2. Wenn es dies Anweisung gibt, warum akzeptieren Sie kein Impfbuch in Verbindung mit einem Personalausweis?
3. Was sagen Sie den Menschen, die Ihr Einrichtungshaus nicht betreten dürfen, obwohl sie die rechtlichen Voraussetzungen für den Besuch von Geschäften und Restaurants erfüllen?

Für eine baldige Antwort wäre ich dankbar.“

Das war am 10. Dezember. Eine Antwort von Ikea lag bis zum 17. Dezember nicht vor.

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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kane
kane
2 Jahre her

das Land beginnt im Chaos zu versinken.
Zustände wie in einer Bananenrepublik, wobei ich mich hier ausdrücklich bei den Bananen entschuldige.
Im übrigen gibt es noch immer gut 10% der Leute die KEIN Smartfon besitzen. Werden die jetzt von der Teilnahme am öffentlichen Leben komplett ausgeschlossen?

Robert
Robert
Reply to  kane
2 Jahre her

Der digitale Impfpass reicht als Ausdruck auf Papier, man braucht kein Smartphone.

Janus
Janus
2 Jahre her

Deutschland kann sich Berlin halt leisten. Ist ja auch eine schöne Stadt. Und wenn alles gut läuft, gibt es die Kultur und Ideen aus der „Provinz“ auch weiter. Aber wehe, es läuft nicht gut. Dann dominiert preußischer Geist, der verbunden ist mit verkrampfter Humorlosigkeit und wenig Flexibilität. Der Rheinländer nimmt es mit Humor und freut sich über die Entfernung.

anti-linker
anti-linker
2 Jahre her

Dieses links-grüne ‚Shithole‘ kann mir gestohlen bleiben.

Eurone
Eurone
2 Jahre her

Berlin? Echt jetzt. Hätte ich schon gleich nach der Wiedervereinigung aufgelöst und unter vernünftige Verwaltung gestellt. Nun hat man das RAF-Krebsgeschwür dort komplett übersehen und ins Unfassbare wuchern lassen.

Nathan
Nathan
2 Jahre her

Das Gleiche ist mir bei O2 in München passiert, wo der Türsteher meinen papiernen Impfausweis nicht anerkennen wollte. Bei „Conrad“ wurde mir dann kostenlos „Luca“ auf mein Smartfon geladen. Nun habe ich also meinen „Parteiausweis“ und gehöre dazu. Nur hätte ich lieber einen nationalen und sozialen Führer/Regierung, der Volk und Nation vor der Kriegserklärung des Virus beschützt, als diese Aufgabe den antinationalen Rot/Grünen zu überlassen, die Volk und Nation verkaufen und diesen vor allem in den Medien widerspruchslos den Krieg erklären und die Meinungsfreiheit einschränken und eine nationale Opposition verbieten und vernichten wollen. Das ist für mich ein viel größerer… Read more »

fufu
fufu
Reply to  Nathan
2 Jahre her

So ein Quark. Ich weiss selbst am besten was mich schuetzt, jedenfalls besser als irgend ein Hampelmann egal aus welchem Stall. Wer das immer noch nicht kapiert hat dem ist nicht zu helfen.

Robert
Robert
Reply to  Nathan
2 Jahre her

Es gibt Meinungsfreiheit in diesem Land. Man darf sich nur nicht erwarten, dass andere derselben Meinung sind, denn nur das missverstehen manche als Meinungsfreiheit!

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