Deutsche Verbraucher werden mit steigenden Energiepreisen allein gelassen

Energiepreise / Heizung / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: ri, https://pixabay.com/de/photos/heizk%c3%b6rper-heizung-flachheizk%c3%b6rper-250558/ Energiepreise / Heizung / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: ri, https://pixabay.com/de/photos/heizk%c3%b6rper-heizung-flachheizk%c3%b6rper-250558/

In Frankreich, Spanien und Italien erhalten die Bürger staatliche Hilfen gegen die explodierenden Energiepreise. Deutsche Haushalte werden allein gelassen.

Der kommende Winter wird für die deutschen Haushalte richtig teuer. Die Heiz- und Stromkosten explodieren derzeit. Wegen der restriktiven Förderpolitik der Erdöl exportierenden OPEC-Staaten schnellte der Ölpreis in diesem Jahr um 50 Prozent nach oben. Autofahren spüren die Verknappung des Erdölangebots schon lange im Portemonnaie. Für einen Liter Superbenzin zahlen sie heute 1,57 Euro und damit so viel wie seit acht Jahren nicht mehr. Umgerechnet ergibt das für jeden Haushalt eine finanzielle Mehrbelastung gegenüber dem Vorjahr in Höhe von 26,5 Prozent.

Explodierende Energiepreise plus CO2-Steuer

Auch für Gas werden Rekordpreise verlangt. An den niederländischen Handelspunkten stieg der Gaspreis innerhalb der vergangenen Woche um 29 Prozent. Seit März ist der Gaspreis um 700 Prozent (!) gestiegen.

Wie das Vergleichsportal „Check 24“ berichtet, sollen bereits 59 Gasversorgungsunternehmen höhere Preise von den Verbrauchern verlangen. Demnach beträgt die Mehrbelastung pro Haushalt 179 Euro im Jahr.

Doch damit nicht genug. Auch für Strom müssen die deutschen Verbraucher tief in die Tasche greifen. Im September kostete die Megawattstunde Grundlaststrom erstmals mehr als 100 Euro und damit 60 Euro mehr als im Vorjahr. Damit kommen auf jeden Haushalt Mehrausgaben durch Tarifanhebungen in Höhe von 69 Euro zu.

Freilich leiden nicht nur die Deutschen unter den explodieren Energiepreisen. Aber sie trifft es noch härter als die europäischen Nachbarn, da die Bundesregierung zu Beginn des Jahres die CO2-Steuer auf Benzin, Diesel, Heizöl und Gas eingeführt hat. Laut dem Vergleichsportal „Verivox“ dürften die Ausgaben eines Durchschnittshaushalt für Heizung, Strom und Sprit in diesem Winter um 652 Euro über den Ausgaben des Vorjahres liegen.

Während die Regierungen in Frankreich, Spanien und Italien die soziale Brisanz dieser Preisxplosion für mittlere und niedrige Einkommen erkannt haben, ignorieren deutsche Politiker diese Entwicklung weitgehend. Als einer der ganz wenigen rief der AfD-Sozialpolitiker Jürgen Pohl dazu auf, sich ein Beispiel an den europäischen Nachbarländern zu nehmen.

„Geringverdiener und Kleinstrentner in Geiselhaft“

So müssen die Idee einer Entlastung einkommensschwacher Privathaushalte in Form eines Energieschecks nach französischem Vorbild geprüft werden, verlangte Pohl. Außerdem müsse die „klimatologisch fragwürdige“ CO2-Steuer überdacht werden, die „Millionen Geringverdiener und Kleinstrentner in Geiselhaft nimmt“. Pohl wörtlich:

„Eine warme Wohnung in den Wintermonaten darf keineswegs eine Frage des Geldbeutels, das heißt Heizen kein Luxus sein. Hier muss dringend gehandelt werden. Schließlich steht die Gesundheit von Hundertausenden Menschen auf dem Spiel, wenn galoppierende Energiekosten bedürftige Haushalte immer öfter an das Existenzminimum führen.“ 

Jürgen Pohl (AfD)

In Frankreich hatte Staatspräsident Emmanuel Macron dieser Tage den Gaspreis auf dem Oktober-Niveau eingefroren. Die Deckelung gilt bis zum kommenden April. Knapp sechs Millionen Haushalte mit geringem Einkommen erhalten zudem einen „Energiescheck“ von 100 Euro. Den Strompreis hat Macron bis zum Jahresende blockiert, im neuen Jahr darf der Preis um maximal vier Prozent angehoben werden.

Schon im Juni hatte Spanien reagiert und die Steuer auf Stromerzeugung- und die Mehrwertsteuer gesenkt. In einem zweiten Schritt senkte die Regierung Mitte September unter anderem die Stromsteuer bis Jahresende von 5,1 auf 0,5 Prozent.

Weitere zu erwartende Preissteigerungen

Mit Entschädigungszahlungen in Höhe von drei Milliarden Euro hilft die italienische Expertenregierung von Mario Draghi Familien und kleineren Unternehmen. Zudem hat Draghi die die Mehrwertsteuer für Gas um fünf Prozentpunkte abgesenkt.

In Deutschland zahlen die Bürger und Unternehmen seit langem die höchsten Energiepreise in der gesamten EU. Sie sind eine Folge der unter Kanzlerin Angela Merkel forcierte Energiewende, also den Umstieg auf regenerative Energien. Da diese Politik von den Gewinnern der Bundestagswahl beschleunigt fortgesetzt werden dürfte, gibt der aktuelle Preisanstieg einen Vorgeschmack auf weitere zu erwartende Preissteigerungen in der Zukunft.

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

12 Comments
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Ketzerlehrling
Ketzerlehrling
3 Jahre her

Richtig so. Die Steuererleichterungen und Zuschüsse und Hilfen der Nachbarn muss doch irgendjemand finanzieren. Wer wird das wohl sein?

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
3 Jahre her

Angesichts der Mentalität unseres politischen Personals dürfte es in der Tat demnächst Zuschüsse für Bedürftige geben.

Finanziert wird das dann sowohl durch ein weiteres Abzocken des Mittelstandes (siehe @ Ketzerlehrling !) als auch durch zusätzliche Staatsschulden.

Wenn man diesen Artikel gelesen hat …
https://www.rubikon.news/artikel/die-neue-hyperinflation
… dann erkennt man das Ansteigen der Energiepreise gleichermaßen als weiteren Inflationstreiber wie auch als Inflationsfolge.

Skyjumper
Skyjumper
3 Jahre her

Den ganzen Energiekomplex muss/sollte man etwas differenzierter Betrachten um es richtig einordnen zu können. Zum einen ist es ja politisches Ziel der gesellschaftszersetzenden Politclowns im deutschen Ideologiezirkus das schlicht und ergreifend in allen Belangen weniger Energie verbraucht werden soll. Deshalb erhöht man die Energiekosten ja auch an allen Ecken und Enden. Ein „Energiecheck“ wäre da kontraproduktiv. Zuzutrauen wäre es den Opportunisten jedoch gleichwohl. Zum anderen ist ein erheblicher (überwiegender) Teil der aktuellen Preissteigerungen rein spekulativ. Gazprom liefert seine vertraglich zugesicherten Mengen zu den vertraglich lange fixierten Preisen nach Deutschland. Und das sind weder astronomische 1.200,-, oder gar heutige 1.900,- $… Read more »

Skyjumper
Skyjumper
Reply to  Skyjumper
3 Jahre her

P.S. Und was man vielleicht auch mal tun sollte: Einen Blick auf die Heizkostenrechnungen der Jahre VOR 2016 zu werfen. Bei mir zumindest lässt sich da sehr deutlich ablesen, dass ich selbst nach der gerade vor einer Woche angekündigten Preiserhöhung meines Versorgers immer noch deutlich weniger je KWh bezahle als in den Jahren vor 2016. Das relativiert die derzeitigen Preissteigerungen dann wieder deutlich. Bei Kraftstoffen sieht es vermutlich ähnlich aus. Lediglich bei den Strompreisen haben wir eine konsequente Fortschreibung der steigenden Preisen …. wie schon seid Jahren.

Petersen
Petersen
Reply to  Skyjumper
3 Jahre her

Da haben Sie sich aber einen guten Referenzzeitraum ausgesucht: Die Gaspreise sanken nach 2016. Ab 2020 gehts aufwärts, vom 1.1.2021 mit den CO2-Abgaben deutlich.

Skyjumper
Skyjumper
Reply to  Petersen
3 Jahre her

Guten Abend @Petersen, natürlich hab ich das. Sonst würd er ja nichts taugen für meine Aussage. Tatsächlich hatte ich kürzlich einen Artikel von 2016 ausgebuddelt. Dessen Überschrift lautete: „Gaspreise sinken auf den tiefsten Stand seit 5 Jahren“ (ich meine es war die FAZ). Und wie Sie richtig feststellten: Sie sanken dann noch ein klein wenig weiter. Die Liberalisierungen auf dem Gasmarkt (deren negative Folgen uns jetzt gerade so überaus unangenehm auf die Füsse fallen) haben eben viele viele Jahre lang auch sehr positive Folgen für die Verbraucher gehabt. Nur ist es keine Einbahnstrasse wie wir gerade feststellen müssen. Und korrekterweise… Read more »

Martin1
Martin1
Reply to  Skyjumper
3 Jahre her

Nun, ca. 80 (?) % des Benzinpreises sind Steuern!
Beim Strom sieht es ähnlich aus. 🤮

Martin1
Martin1
Reply to  Martin1
3 Jahre her

Schmeißt endlich die Asylanten raus 😃 – die kosten durch Hartz4 und Krankenkassenbeiträgen etc. viel Steuergeld, geben aber keine Leistung dafür.

Petersen
Petersen
3 Jahre her

„Deutsche Haushalte werden allein gelassen.“ Es ist doch gerade das Ziel von von den Grünen gedrängten höheren CO2-Abgaben und Umweltsteuern, das Kaufverhalten der Bürger zu ändern. Die Energiepreise in Deutschland wären niedriger, wenn es nicht so hohe Abgaben gäbe. Exemplarisch gilt das seit mehr als 15 Jahren für die stets weiter steigenden Stromkosten der Privathaushalte, seit Jahresbeginn kommen die CO2-Abgaben hinzu, welche die Grünen unbedingt erhöht haben will. Die Wähler der Grünen sind im gehobenen Mittelstand angesiedelt. Aus dieser Klasse stammen auch die Politiker_*Innen. Neben dem elterlichen Hintergrund, in dem Geldknappheit und Sorgen um Preise der essentiellen Güter keine Rolle… Read more »

thinkSelf
thinkSelf
3 Jahre her

„Geringverdiener und Kleinstrentner in Geiselhaft.“„Deutsche Haushalte werden allein gelassen.“

Na und? Der Deutsche will das genau so, wie er vor drei Wochen bei der Wahl wieder mal eindrucksvoll bestätigt hat. Da ist jedes Bedauern und gejammere völlig unangebracht. Ganz im Gegenteil. Man sollte da noch mal eine ordentliche Schippe oben drauf legen.

Martin1
Martin1
Reply to  thinkSelf
3 Jahre her

Ich glaube mehr an Wahlmanipulation!

Wohl nur in Berlin ist das öffentlich geworden.

Martin1
Martin1
3 Jahre her

So sieht es aus! :-(((

Selbst in (3.-Welt ?) Ländern wie Thailand und Malaysia gibt es staatl. Hilfen – so sind z. B. Dieselpreise in TH gedeckelt (auf 30 THB/Liter).