Zentralbanken wollen massive Geldentwertung

Digitale Zentralbankwaehrungen / Staatsschuldenkrise droht / Geldentwertung / EZB Frankfurt / Schuldenkrise / Quelle: Pixabay, lizenzfrei Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/frankfurt-ezb-2251537/ Digitale Zentralbankwaehrungen / Staatsschuldenkrise droht / Geldentwertung / EZB Frankfurt / Schuldenkrise / Quelle: Pixabay, lizenzfrei Bilder, open library: https://pixabay.com/de/photos/frankfurt-ezb-2251537/

Die US-Notenbank Fed und die EZB streben eine massive Geldentwertung an. Die US-Inflation beträgt bereits 5,4 Prozent. In diese Richtung zielt auch die EZB.

In den USA ist die offizielle Inflationsrate im Juni auf 5,4 Prozent gestiegen. Das Geld der Amerikaner hat in den vergangenen 12 Monaten also 5,4 Prozent seiner Kaufkraft verloren. Wenn man die bis 1980 gültige Methode zur Inflationsberechnung anwendet, ist die Geldentwertung sogar noch deutlich stärker ausgefallen.

Die Inflation sei nur „vorübergehend“, beteuern die Zentralbanker. Deshalb würden sie nicht einschreiten, sondern ihre ultralaxe Geldpolitik beibehalten. Selbst wenn das so wäre, ändert das nichts daran, dass die Kaufkraft des Dollars deutlich abgenommen hat. Was immer die Zentralbanker mit „vorübergehend“ meinen, es bedeutet nicht, dass dieser Verlust jemals wieder aufgeholt werden wird. Er ist real und dauerhaft – und weitere Geldwertverluste werden hinzukommen.

Die Strategie für die Geldentwertung

Voller Neid scheint Präsidentin Christine Lagarde ihre US-amerikanischen Kollegen zu beobachten. Offenbar will sie es ihnen gleichtun und auch den Euro, entwerten. Das hat sie am Donnerstag, den 8. Juli 2021, deutlich gemacht. An diesem denkwürdigen Tag hat die EZB ihre im Januar begonnene und pompös vermarktete „Strategieüberprüfung“ beendet.

Das anschließend bekannt gegebene Ergebnis wurde im Handelsblatt als „erster Strategiewechsel seit fast 20 Jahren“ bezeichnet. In der Pressemitteilung der EZB heißt es: „Neue Strategie sieht symmetrisches mittelfristiges Inflationsziel von 2 Prozent vor.“ Was genau damit gemeint ist, verdeutlichte Lagarde auf ihrer Pressekonferenz, indem sie sagte: „Die neue Formulierung macht klar, dass zwei Prozent keine Obergrenze sind.“ In der Presseerklärung heißt es: „Dies geht unter Umständen damit einher, dass die Inflation vorübergehend leicht über dem Zielwert liegt.“

So mancher mag sich erinnern: Die ersten und aus heutiger Sicht geradezu bescheidenen Anleihenkäufe der Zentralbanken wurden ausdrücklich als „vorübergehende Notfallmaßnahme“ bezeichnet. Das ist jetzt 13 Jahre her, und weltweit kaufen Zentralbanken auch heute noch Monat für Monat Anleihen in dreistelliger Milliardenhöhe. Der Begriff „vorübergehend“ hat für Zentralbanker offenbar eine andere Bedeutung als im normalen Sprachgebrauch.

Anleihenkäufe werden fortgesetzt

Darüber hinaus ist von „vorübergehend“ inzwischen auch gar keine Rede mehr, im Gegenteil. So heißt es in der aktuellen Pressemeldung der EZB zu diesem Thema: „Ankäufe von Vermögenswerten (…) bleiben fester Bestandteil des Instrumentariums der EZB und werden gegebenenfalls eingesetzt.“

Mit der Akzeptanz einer höheren Geldentwertung wird es nicht anders sein. Das heißt, dass die Inflation auch in Europa nicht nur „vorübergehend leicht über dem Zielwert“ liegen wird.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Gerolf
Gerolf
2 Jahre her

Ist schon klar: Methode „Boiling Frog“.

achim
achim
Reply to  Gerolf
2 Jahre her

Enteignung durch Inflationierung heißt die Agenda

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
2 Jahre her

Die Geldpolitik hat heute ein Level erreicht, dass nicht nur verantwortungslos ist, nicht nur sittenwidrig ist, sondern bereits seit der Abschaffung der Guthabenzinsen den Bereich des Illegalen erreicht hat. (Ich habe es vorsichtig formuliert.) Gewollte Inflation bei gleichzeitig gewolltem Nullzins läuft auf gewollte Enteignung hinaus. Der ehem. Bundesverfassungsrichter Prof. Kirchhoff hat Minuszinsen als verfassungswidrig bezeichnet, weil sie auf Enteignung hinauslaufen (Verstoß gegen die Eigentumsgarantie). Gleich gilt – obwohl er es wohl nicht gesagt hat – natürlich auch für eine gewollte Geldentwertung. – – – Was ist eigentlich der Unterschied zwischen gewollter Enteigung und Diebstahl? Antwort: Bei direktem Diebstahl weiß man… Read more »

dragaoNordestino
2 Jahre her

In den letzten drei Jahrzehnten war die Inflation in der US-Wirtschaft immer so zwischen 2 % bis 4 % pro Jahr. Deshalb ist nicht ganz klar, was der Pseudo-Alarmismus eigentlich soll.

Dass immer mehr Erkenntnisse des MMT auch berücksichtigt werden und dass sich in einem Kreditgeldsystem eben irgendwer verschulden muss, scheint Leuten a la Claus Vogt, zuweilen sauer auf zu stossen.

Eurone
Eurone
Reply to  dragaoNordestino
2 Jahre her

Bei knapp 30 Billionen USD und selbstverständlich (gegen jede freie Währung) insolventen Staatsfinanzen ist euch Kommunisten auch keine dumm-dreiste Geschichte als Ausrede zu deppert.

waltomax
waltomax
2 Jahre her

Solange Geld gedruckt wird und in die Spekulation fließt, geht Papier zu Papier.
Wenn mit dem Spekulationsgewinn in Klogeld Anspruch auf reale Werte erhoben wird, kommt die Inflation. Mit steigenden Immobilienpreisen geht das an. Auslöser ist die steigende Angst, welche die Gier schlussendlich überflügelt. Sobald eine Panik an den Börsen auch nur durchschimmert, suchen sich alle schlagartig in Sachwerte zu retten. Dann kommt die Hyperinflation. Und das sehr schnell.

waltomax
waltomax
2 Jahre her

Jeder merkt doch, dass an den Börsen ob der einbrechenden Realwirtschaft „Reise nach Jerusalem“ gespielt wird. Steigen Sie aus solange sie können….

Wolfgang Wirth
Wolfgang Wirth
Reply to  waltomax
2 Jahre her

@ waltomax Stimme Ihnen grundsätzlich zu. Die heikle Frage ist aber natürlich, wie lange dieses „Spiel“ noch dauern kann. Krall hat zwar mit dem Verweis auf die Seigniorage eine interessante Überlegung abgeliefert, doch bewegt sich das bisher auf rein theoretisch. Warten wir es ab. Außerdem kann man einwenden, dass ein Staat (und auch die ganze EU) dem Bankrott natürlich auch durch eine weitere Flucht nach vorn in Richtung auf sozialistische Plan- und Zwangswirtschaft entfliehen könnte. Anders ausgedrückt: Was scherten Lenin und Stalin die Schulden des Zarenreichs … ?! Kralls Überlegungen setzen immer noch ein irgendwie geartetes Fortbestehen grundlegender marktwirtschaftlicher Regeln… Read more »

dragaoNordestino
Reply to  Wolfgang Wirth
2 Jahre her

@Wolfgang Wirth ….. Dragao Nordestino wird das dann wahrscheinlich immer noch als kreative und sinnvolle MMT verteidigen …

Solange das neu erschaffene Geld von der wirtschaftlichen Produktion aufgesogen wird, ist die Staatsverschuldung tatsächlichkein Problem. Vielleiht könnte man diese empirische Erkenntniss einfach einmal wahrnehmen.

Ein Problem entsteht nur bei überflüssigem Geld…. und das ist, was wir da heute haben, eine Guthabenkrise ,,,, ich weise da nochmals auf folgenden Link:

http://www.dragaonordestino.net/Drachenwut_Blog_DragaoNordestino/Freies-Konsensforum/Kreditgeldsystem_ist_kein_Spargeldsystem.php

Last edited 2 Jahre her by dragaoNordestino
Nathan
Nathan
2 Jahre her

Da ich mich weder mit der EU noch mit dem Euro identifiziere, kann ich diesem künstlichen System schon mal gar nichts abgewinnen, sondern nur als Machenschaft verachten. Das System hat doch nur die Aufgabe zu herrschen und die Untertanen so zu nivellieren, indem die starken Länder (ja, es gibt uns noch, die Länder) die schwachen aufpäppeln, indem sie denen etwas abgeben. Sozialistisch eben, der Sinn des EU- und Eurogefängnisses überhaupt. Daß jetzt die Inflation plötzlich ansteigt, ist entgegen dem Artikel, nicht gewollt, sondern eine Folge der Pandemie, wo viele, die es können, bemüht sind, durch Preissteigerungen ihre Verluste der letzten… Read more »

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