Trotz Corona nimmt der Staat mehr Steuern ein

Olaf Scholz (SPD) / Ukraine-Politik / / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: fsHH / https://pixabay.com/de/photos/mann-politiker-olaf-scholz-hamburg-2990405/ Olaf Scholz (SPD) / Ukraine-Politik / / Quelle: Pixabay, lizenzfreie Bilder, open library: fsHH / https://pixabay.com/de/photos/mann-politiker-olaf-scholz-hamburg-2990405/

Obwohl die Wirtschaftsleistung noch weiter hinter dem Vorkrisenniveau zurückbleibt, nimmt der Staat wieder mehr Steuern ein. Ein Grund ist die Inflation.

Die diesjährigen Steuereinnahmen liegen über denen des Vorjahres. Sie beruhen zu nicht geringen Teilen auf staatlichen Krediten. Die Neuverschuldung des Bundes wird in diesem Jahr auf 100 Millarden Euro geschätzt. Ein Teil davon – knapp 50 Prozent – fließt als Steuer bzw. Sozialabgabe zurück. Knapp 10 Prozent der Steuern sind schätzungsweise aus frisch gedrucktem Geld eingenommen worden.

Hier der Vergleich der Hauptpositionen der vergangenen drei Jahre in Milliarden Euro:

Mai 19 Mai 20 Mai 21
Lohnsteuer 16,9 15,1 13,9
Einkommenssteuer 0,3 -1,0 -0,2
Körperschaftssteuer 0,0 -0,2 0,0
Umsatzsteuer 20,9 16,5 22,7
Bundessteuern 9,1 7,2 7,6
Ländersteuern 2,1 2,1 2,4
Insgesamt 52,4 42,0 50,0

Steuer täuscht hohe Wertschöpfung vor

Der starke Rückgang der Lohnsteuer liegt weniger an Kurzarbeit, mehr dagegen an der Erhöhung des Kindergeldes. Die Umsatzsteuer ist durch Inflation gestiegen, Benzin beispielsweise ist im Jahresvergleich um 28,5 Prozent teurer geworden und bringt entsprechend mehr Umsatzsteuer. Die Preise für gewerbliche Güter sind nicht zuletzt durch die Entwicklung der Rohstoffpreise um 7,2 Prozent gestiegen. Nicht durch höhere wirtschaftliche Leistung, sondern durch höhere Preise stieg die Steuer. Die Höhe der 2021er Umsatzsteuer läßt die Wertschöpfung übergroß erscheinen, obwohl sie weiter unter dem Vorkrisenniveau liegt.

Auch die den Ländern zustehende Erbschaftssteuer steigt durch die Inflation. In einigen Landesteilen haben sich die Gebäudewerte in den letzten zehn Jahren verzehnfacht. Ein noch zu DDR-Zeiten gebautes Einfamilienhaus vom Typ EW 65 B, das vor zehn Jahren für 35.000 Euro gekauft wurde, hat gerade für 300.000 Euro den Besitzer gewechselt. Zehn Jahre alte Wohngebäude, die eigentlich zu 25 % abgeschrieben sind, wurden mehrfach zum doppelten Herstellungspreis verkauft. Die Bodenrichtwerte steigen flächendeckend.

Staatsapparat wird aufgebläht

Die Kosten des Bundes und auch die der 16 Bundesländer sind seit 2019 deutlich gestiegen, die Einnahmen sind jedoch trotz exzessiver Schuldenaufnahme gesunken.

Besonders heftig sind die Kosten für staatliche Baumaßnahmen gestiegen, sei es Neubau oder Instandhaltung.  Seit 2016 haben sie sich um rund 20 Prozent erhöht, davon im laufenden Jahr um fast 5 Prozent. Bauen ist besonders energieintensiv. Wenn ständig an den Energiesteuern manipuliert wird, spiegelt sich das in Kosten. Der verwunderte Betrachter kann kein Konzept erkennen, wie die aktuelle oder eine künftige damit umgehen will.

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Über Wolfgang Prabel

Wolfgang Prabel über sich: "Ich sehe die Welt der Nachrichten aus dem Blickwinkel des Ingenieurs und rechne gerne nach, was uns die Medien auftischen. Manchmal mit seltsamen Methoden, sind halt Überschläge... Bin Kommunalpolitiker, Ingenieur, Blogger. Ich bin weder schön noch eitel. Darum gibt es kein Bild." Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Gerolf
Gerolf
2 Jahre her

„Der verwunderte Betrachter kann kein Konzept erkennen, wie die aktuelle oder eine künftige (Regierung) damit umgehen will.“

Wenn man nur auf Sicht fährt, braucht man ja kein Konzept.

Michael Schmutzer
Michael Schmutzer
Reply to  Gerolf
2 Jahre her

Wie geht das? 10 % der Steuern werden aus frisch gedrucktem Geld eingenommen.
Können die so einfach soviel Geld drucken wie sie brauchen und dadurch die Schulden tilgen?

Gerolf
Gerolf
Reply to  Michael Schmutzer
2 Jahre her

Ich kann Ihnen natürlich auch nicht sagen, ob es heute tatsächlich geht. Von 1914 bis 1923 hatte es die dt. Reichsbank probiert, damals ging es nicht gut.

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