Darum ist Europas Super League gescheitert

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Nicht nur Fußballfans gingen gegen die Pläne großer europäischer Vereine für eine Super League auf die Barrikaden. Und was wird jetzt aus der Champions League?

Einige Tage lang wackelte die Fußballwelt. Die Pläne von zwölf europäischen Spitzenclubs, oder genauer gesagt, von deren Besitzern oder Management, eine eigene, in sich geschlossene europäische Super League zu gründen, brachte vor allem in Großbritannien die Fans des Sports auf die Palme. Die warfen den Clubs Geldgier und eine Abkehr von jeglichen sportlichen Idealen vor.

Zwei Tage später kam die Kehrtwende, und das Aus der Idee von der UEFA-Konkurrenz. Aus Deutschland und Frankreich hatte sich kein Verein dem geplanten Projekt angeschlossen. Dafür waren allein aus England sechs Spitzenclubs aus der Premier League dabei, nämlich der amtierende Meister FC Liverpool, der FC Chelsea, FC Liverpool, Manchester City und Manchester United sowie Tottenham. In Italien hatten sich der AC Milan, Inter Milan und Juventus Turin, in Spanien die legendären Vereine Real Madrid und Barcelona sowie Atletico Madrid den kurzlebigen Plänen verschrieben.

Fußballfans in ganz Europa von Super League schockiert

Die europäische Super League sollte den bisherigen Ligen der UEFA direkte Konkurrenz machen und von einer US-Bank finanziert werden. Vorbild war die in sich geschlossene National Football League in den USA. Damit wären die Qualifikationen wie in der Champions League und der neuen Europa-League weggefallen. Der Wettbewerb zwischen den Vereinen, der sich bisher auch deutlich bei den Sportwetten zeigt und das Spiel für die meisten Fans selbst dann spannend erhält, wenn der eigene Club gerade mal nicht in Spitzenform ist, wäre damit weggefallen.

Überall in Europa waren Fußballfans schockiert von dem Gedanken. Das bekamen die abtrünnigen britischen Vereine deutlich zu spüren, als etwa beim FC Chelsea rund 1000 Fans vor dem Anpfiff des Spiels gegen Brighton gegen die Teilnahme ihres Clubs an der Super League protestierten.

Die UEFA hatte ebenfalls klar gemacht, dass das Projekt Konsequenzen haben würde. Sie hatte den Ausschluss der zwölf Vereine aus der noch laufenden Europapokal-Saison sowie eine Sperre der beteiligten Profis für die Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft angedroht.

Reform der Champions League

Obwohl angesichts der gewaltigen Protestwelle rasch die Kehrtwende kam, ist das gescheiterte Projekt nicht ohne Folgen geblieben. Der an den Super-League-Diskussionen direkt beteiligte Ed Woodward, Vize-Chef von Manchester United, kündigte seinen Rücktritt für Ende 2021 an. Die Leitung von Arsenal entschuldigte sich in einem offenen Brief bei ihren Fans, und der Tottenham-Vorsitzende Daniel Levy entschuldigte sich im Namen seines Clubs für die Angst und Aufregung, die die Fans durchgemacht hätten.

Seitens der Spieler waren die Pläne ebenfalls nicht auf allzuviel Gegenliebe gestoßen. Liverpools Kapitän Jordan Henderson sagte in den sozialen Medien, dass der gesamte Kader die Super League nicht wolle. Seitens der UEFA sind nach dem Aus für die neue Liga versöhnliche Töne angeschlagen worden.

Vor allem die italienischen und spanische Eigner sind dennoch der Ansicht, dass es Zeit für den europäischen Fußball ist, sich grundlegend zu ändern. Ein umstrittener Punkt ist dabei die Neufassung der Champions League, die ab 2024 gelten soll. Die Reform sieht eine Erweiterung der bisherigen 32 Mannschaften auf 36 Teams vor. Die bisherigen Gruppenrunden fallen weg, statt dessen spielen alle Clubs in einer Tabelle.

Pro Team soll es statt der bisherigen mindestens sechs Spiele pro Mannschaft mindestens acht oder zehn Begegnungen geben. Die besten acht Clubs sind automatisch im Achtelfinale, und um die weiteren acht Plätze würden die Vereine auf den Tabellenplätzen neun bis 24 in Play-Offs spielen. Der Weg ins Finale bleibt wie gehabt.

Die vier neu geschaffenen Plätze sollen durch eine Fünf-Jahres-Wertung für die Clubs bestimmt werden, in denen jeder in europäischen Wettbewerben spielende Verein Punkte sammelt. Das bedeutet, dass eine Mannschaft es auch dann in die Königsklasse schaffen kann, wenn sie normalerweise zu den Leistungsträgern zählt, aber eine Saison lang schwächelt.

Dieses Fünf-Jahres-Konzept war der größte Streitpunkt bei der Reform. Vor allem die weniger erfolgreichen Länder wünschten sich stattdessen, dass die jeweiligen Meister einen direkten Startplatz hätten. Obwohl die Fußballriesen wie England, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland sich keine Sorgen darum machen müssen, aus der Champions League herauszufallen, sieht es für Länder wie Österreich, Schottland, die Türkei, Dänemark oder Tschechien ganz anders aus.

Am Anfang stand der Europapokal der Landesmeister

Ebenfalls neu hinzu kommt mit der Europa Conference League als dritte Liga ein weiterer Wettbewerb. Hierbei spielen 141 Vereine um 32 Startplätze in der Gruppenphase.

Die1954 im Zuge der Weltmeisterschaft in der Schweiz gegründete UEFA fing mit 31 Nationen als Mitgliedern an. Heute sind es 55 Vollmitglieder. Dabei haben UEFA-Mitglieder in 21 Weltmeisterschaften insgesamt zwölf Titel geholt. Auf das Konto von Deutschland und Italien gehen dabei jeweils vier Weltmeistertitel.

Die Champions League wird unter dieser Bezeichnung seit der Saison 1992/1993 unter den europäischen Männer-Fußballteams ausgetragen. Bis dahin verlief die Veranstaltung als Europapokal der Landesmeister. Rekordhalter mit 13 Siegen ist Real Madrid mit 13 Titeln, vor dem AC Mailand mit zwölf Siegen. Den dritten Platz teilen sich mit jeweils sechs Champions-League-Titeln der deutsche Rekordmeister Bayern München und der FC Liverpool.

In dieser Saison liegt Bayern derzeit in Gruppe A in Führung. Juventus, Chelsea, Liverpool, Manchester City und Real Madrid sind in ihren jeweligen Gruppen ebenfalls an der Spitze, so dass nach dem Aus für die Super-League-Pläne zumindest in der Champions League alles beim alten bleibt.

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Über Thomas Castorp

Thomas (Hans) Castorp blickt vom Zauberberg herab auf die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Fragenstellungen. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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