Arbeitgeber wollen Bau-Mindestlohn auf niedrigem Niveau

Arbeitnehmern drohen Einkommens-Einbußen

 

Die Baubranche boomt weiter. Doch Arbeitgeber und die IG BAU können sich nicht auf einen neuen Mindestlohn für die rund 820.000 Beschäftigten verständigen.

 Schon mehrfach haben die Gewerkschaft IG Bau, der ZDB und der HDB gemeinsam mit den Arbeitgebern über einen Mindestlohn für die Baubranche verhandelt. Auch die jüngsten Verhandlungen blieben bislang ohne Ergebnis. Trotz einer sieben Stunden langen Verhandlungsrunde konnten sich Gewerkschaft und die Vertreter der Arbeitgeber nicht auf eine deutliche Anhebung des Mindestlohns eignen. Von einem höheren Mindestlohn würden bundesweit insgesamt rund 820.000 Beschäftigte profitieren. Stattdessen sprachen sich die Arbeitgeber für eine Light-Variante des Mindestlohns aus.

Tarifstreit landet beim Schlichter

Nachdem sich die Fronten zwischen der Gewerkschaft und den Arbeitgeberverbänden deutlich verhärtet haben, soll nun der Schlichter frischen Wind in die Verhandlungen bringen. Dabei muss eine Lösung her, wie auch Dietmar Schäfers, der Verhandlungsführer der IG BAU im Anschluss an die letzte Sitzung erklärte. Erzielen Gewerkschaft und Arbeitgeberverbände keine Einigung, würde die Baubranche 2020 ohne eigenen Mindestlohn dastehen. Es würde automatisch der vom Gesetzgeber vorgeschriebene allgemeine Mindestlohn von 9,36 Euro gelten.

Der fehlende branchenspezifische Mindestlohn wäre für die gesamte Baubranche fatal, denn damit würde das bisherige Tarifgefüge stark ins Wanken geraten. Darüber hinaus fehlt so der Anreiz für potenzielle neue Beschäftigte. Schon jetzt hat die deutsche Baubranche mit erheblichen Problemen bei der Suche nach Mitarbeitern zu kämpfen.

Anhebung der Mindestlöhne gefordert

Von Seiten der Gewerkschaft IG BAU wird aktuell eine deutliche Anhebung der Mindestlöhne im Baugewerbe verlangt. Derzeit gibt es in der Branche für Bauarbeiten eine Lohnuntergrenze von 12,20 Euro, die für sämtliche Hilfsarbeiten gezahlt wird. Lediglich in den alten Bundesländern sowie Berlin steht mit dem Mindestlohn 2 eine höhere Vergütung für die Mitarbeiter zur Verfügung. Während die Betriebe in Berlin 15,05 Euro zahlen, sind es in den alten Bundesländern 15,50 Euro.

Nach Forderungen der Gewerkschaft soll der Mindestlohn für Hilfsarbeiten ebenso angehoben werden wie der für Facharbeiter, der in Ostdeutschland gezahlt wird.

Rund 36.000 Bauarbeiter allein in Ostdeutschland

Von einem neuen Mindestlohn würden allein in Ostdeutschland nach Angaben der Gewerkschaft 36.000 Mitarbeiter profitieren, die eine entsprechende Qualifizierung vorweisen. Rund 31 Prozent der Angestellten in den neuen Bundesländern wären auf eine Lohnuntergrenze angewiesen. „Auch in den holzverarbeitenden Unternehmen wie Tischlereien und Zimmermannsbetrieben sind die Mitarbeiter von niedrigen Löhnen betroffen. Gerade in Kleinstbetrieben fällt der Stundenlohn häufig niedrig aus“, untermauert Paul Koch von saegebibel.de. Die Arbeitgeber haben vor rund 20 Jahren eine Abschaffung der Lohnuntergrenze erwirkt.

In den aktuellen Verhandlungen verlangen die Arbeitgeberverbände nun einen neuen Standard-Lohnsockel. Dieser Bau-Mindestlohn-light soll nach aktuellen Gesprächen bei 12,40 Euro liegen und bundesweit gelten. Doch dieser Lohnsockel würde für die rund 91.000 Facharbeiter, die derzeit nach dem Mindestlohn 2 bezahlt werden, deutliche Einbußen bedeuten. Die IG BAU hat sich deutlich gegen diese Forderungen ausgesprochen, sie verwies hierbei noch einmal auf den in Deutschland anhaltenden Bauboom sowie den hohen Fachkräftebedarf, den die Betriebe bereits jetzt haben.

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Über Thomas Castorp

Thomas (Hans) Castorp blickt vom Zauberberg herab auf die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Fragenstellungen. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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