Das Inflationsgespenst ist zurück

 

Die Geldentwertung nimmt zu. In den USA steigt die Inflation von 2,1 auf 2,9 Prozent, in Deutschland auf 2,1 Prozent. Haben die Zentralbanker alles im Griff?

Seit Anfang des Jahres ist die offizielle Inflationsrate in den USA von 2,1 Prozent p. a. auf 2,9 Prozent gestiegen. Damit liegt sie deutlich über der von Zentralbankern als Geldwertstabilität bezeichneten und ausdrücklich angestrebten Geldentwertung von 2 Prozent pro Jahr. Und auch in Deutschland liegt sie im Juni 2018 schon bei 2,1 Prozent.

Bezeichnenderweise wird diese Entwicklung weder in den Medien noch von amtierenden oder ehemaligen Zentralbankern als problematisch angesehen. Stattdessen herrscht die einhellige Meinung vor, die Zentralbanken hätten alles im Griff und könnten die Geldentwertung und die Entwicklung der Volkswirtschaft nach Belieben steuern.

Haltlose Versprechen

Beides ist natürlich absurd. Wie falsch die Zentralbanker mit ihrer Lagebeurteilung liegen können, haben wir zuletzt im Jahr 2007 miterlebt, das heißt am Vorabend der bis dato größten Krise seit den 1930er Jahren. Eine landesweite Immobilienbaisse sei ausgeschlossen, meinte damals Alan Greenspan. Und Ben Bernanke, sein Nachfolger auf dem Chefsessel der Fed, gab noch am Beginn der Krise Entwarnung, indem von sehr begrenzten Auswirkungen auf die Wirtschaft sprach.

Wie wenig die Zentralbankbürokraten letztlich Herr der Lage sind, zeigte sich kurz darauf, als die Krise Fahrt aufnahm. Trotz massiver geldpolitischer Gegenmaßnahmen stürzten die Aktien- und die Immobilienmärkte ab, die Wirtschaft erlebte eine schwere Rezession und das Finanzsystem stand unmittelbar vor dem Zusammenbruch.             

Der Sprengstoff liegt bereit

Die ultra-laxe Geld- und Staatsschuldenpolitik der vergangenen Jahre ist in hohem Maße inflationär. Bisher hat sie aber nur zu neuen Spekulationsblasen an den Aktien- und Immobilienmärkten geführt – mit allen Risiken und Gefahren, die von ihnen auf die Realwirtschaft und die Finanzmärkte ausgehen. Besonders der US-Aktienmarkt bewegt sich auf sehr dünnem Eis.

Jetzt deutet aber alles darauf hin, dass die Folgen dieser inflationären Politik auch in der offiziellen Geldentwertung spürbar werden. Das Pulver zur Zündung der Inflationsrakete wurde längst bereitgestellt.

Erinnerung an die 1960er Jahre

Interessanterweise gleicht die aktuelle Ausgangslage sehr der Situation Ende der 1960er Jahre. Auch damals waren die Weichen längst auf Inflation gestellt, und trotzdem glaubte alle Welt, die Zentralbanker hätten alles im Griff.

An das, was folgte, erinnert sich vielleicht noch der eine oder andere: Die Inflationsraten zogen auf zweistellige Werte an; die Arbeitslosigkeit schnellte nach oben; die Aktienkurse fielen, bis sie Anfang der 1980er Jahre historisch unterbewertet waren; und der Goldpreis ging förmlich durch die Decke.

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Über Claus Vogt

Claus Vogt ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Krisensicher Investieren“. Zusammen mit Roland Leuschel schrieb er die Bücher „Das Greenspan-Dossier“, „Die Inflationsfalle“, „Bitcoin & Co. - Finte“ oder „Neugestaltung des Geldsystems?“. Kontakt: Webseite | Weitere Artikel

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Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
6 Jahre her

. . . Die einfachen Menschen – die damals mit ihrer Arbeit Amerika aufgebaut haben, und die heute Donald Trump wählen – die erinnern sich an die gute alte Zeit, als der Stundenlohn zwei Dollar war, und eine CocaCola 10 Cents kostete. . Wenn man also damals 20 Soft-Drinks für eine Stunde Arbeit bekam – und heute der Mindestlohn zwar stolze 20 Dollar beträgt, aber die Cola nun auch 2 Dollar kostet – dann bekommt der Bürger heute nur noch 10 Getränke für eine Stunde Arbeit, also hat sich sein Wohlstand in den letzten 50 Jahren HALBIERT. . DAS WEISS… Read more »

dragaoNordestino
6 Jahre her

Das Inflationsgespenst ist zurück

So hat jeder sein Säuli, dass er / sie / es durchs Dorf treiben kann… und jeder kann da auch noch gleich aus der Kristalkugel lesen..