Puigdemont nennt Geldgeber nicht

 

Der der katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont will Deutschland am Samstag wieder verlassen und nach Belgien zurückkehren. Wer finanziert ihn?

In den Straßen Barcelonas erinnern dieser Tage nur noch wenige Fahnen mit der Aufschrift „Sí“ an den Kampf um die Unabhängigkeit Kataloniens. Im Herbst vergangenen Jahres wehten sie vor vielen Fenstern und zahlreichen Balkonen. Später zogen hissten die Anhänger des spanischen Nationalstaats die Nationalflaggen. Üppig beflaggte Demonstrationszüge beider Seiten zogen durch die Straßen. Optisch war der Kampf um die Unabhängigkeit Kataloniens auch ein Kampf der Fahnen.

Kopf der Unabhängigkeitsbewegung war der Politiker Carles Puigdemont. Damals war er Präsident der katalanischen Autonomieregierung, heute ist er ein politisch Gestrandeter. Am 27. Oktober 2017 wurden Puigdemont und die von ihm geführte Regierung auf Grundlage von Artikel 155 der spanischen Verfassung des Amtes enthoben und von der spanischen Justiz wegen Rebellion angeklagt.

Hauptquartier in Brüssel

Seither kämpft er nicht nur ums politische Überleben, sondern um seine Existenz. Puigdemont sucht einen Ort, an dem er mit seiner Familie leben kann und die Unterstützung jener Leute, die ihm dieses Leben finanziell ermöglichen, denn die spanische Regierung hat ihm sämtliche Bezüge gestrichen. Glaubt man den beiden spanischen Journalisten Laia Vicens und Xavier Tedó, dann steht hinter Puigdemont ein Netzwerk mit nationalistisch gesinnten Unternehmern und Zehntausenden Freiwilligen. „Diese Community hat das Referendum organisiert und finanziert – so jedenfalls schreiben es die Journalisten in ihrem Buch ,Operació Urnes‘ (Operation Urnen).“[1]

Carles Puigdemont begrüßt vor seiner Pressekonferenz in Berlin Unterstützer und Helfer © GEOLITICO

Carles Puigdemont begrüßt vor seiner Pressekonferenz in Berlin Unterstützer und Helfer © GEOLITICO

Vor der Berliner Bundespressekonferenz verwies Puigdemont heute auf die Frage, von welchen Einnahmen er lebe, tatsächlich auf viele, namentlich aber nicht genannte Unterstützer. Die müssen vermutlich wohl nicht nur ihn und seine Familie über Wasser halten, sondern auch die Autonomiebewegung, die ihr Hauptquartier in Brüssel aufschlägt. Dorthin will auch Puigdemont zurückkehren. Bisher war es ihm nicht möglich gewesen, weil er am 25. März auf der Rückfahrt von einer Skandinavienreise in Schleswig-Holstein nahe der dänischen Grenze wegen eines europäischen Haftbefehls an einer Autobahnraststätte festgenommen worden war und die spanische Justiz von Deutschland die Auslieferung des Autonomiepolitikers gefordert hatte.

Am Samstag also wird Puidgemont seine Koffer packen und zusammen mit seiner Familie Deutschland wieder verlassen. Was genau er von Brüssel aus machen und erreichen will, das wurde aus seinen Ausführungen vor den Berliner Journalisten nicht ganz klar. Er widersprach jedoch heftig Aussagen von Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen, der jüngst auf einem Symposium mit europäischen Gästen behauptet hatte, die katalanische Autonomiebewegung sei „im Bereich von Desinformation und Propaganda“ von Wladimir Putin unterstützt worden mit dem Ziel, den Nato-Staat Spanien zu schwächen. Zwar habe er diese Informationen nicht aus erster Hand, soll Maaßen gesagt haben. Sie klängen aber „sehr plausibel“.

Angeblich Kontakte zu Putin

Puigdemont sprach von „Fake News“, die mit Hilfe von Computerprogrammen, sogenannter Bots, im Internet verbreitet worden seien. Auch die Behauptung, wegen der Autonomiebestrebungen würden Unternehmen aus Katalonien abwandern und die Wirtschaft einbrechen, werde gezielt mit Hilfe solcher Bots über das Internet verbreitet. Im Übrigen sei die Zahl der Auslandsinvestitionen und der Export der katalanischen Wirtschaft gestiegen.

In Barcelona und Madrid hat sich der politische Konflikt längst beruhigt. Verantwortlich dafür ist der spanische Regierungswechsel durch das von Mariano Rajoy am 1. Juni verlorene Misstrauensvotum. Sein Nachfolger, der neue sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez, verhandelt bereits mit dem separatistischen Regionalchef Quim Torra. Da heißt allerdings nicht, dass die Autonomiefrage vom Tisch ist. Im Gegenteil, denn Torra bezeichnet Puigdemont weiterhin als „den legitimen“ Regionalpräsidenten und beharrt wie dieser auf das Recht auf Selbstbestimmung. Puigdemont erwartet in den Verhandlungen auch Gespräche über seine Wiedereinsetzung und formulierte in zwei rhetorischen Fragen seine Ansicht über die Handlungsfähigkeit der Regierungen in Madrid: „Ich frage mich: Hat Spanien tatsächlich einen Plan für Katalonien? Hat Spanien eine Idee, wie es mit dem Unabhängigkeitswunsch umgehen will?“ Gewalt könne jedenfalls keine Antwort sein.

 

Anmerkung

[1] Spiegel Online, „Puigdemonts Schatten

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

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Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
6 Jahre her

. . .
ZITAT @ Günther Lachmann:
.
„Der der katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont will Deutschland am Samstag wieder verlassen und nach Belgien zurückkehren. Wer finanziert ihn?“
.
Der spanische STEUER-Zahler – das spanische VOLK – DAS ist übrigens bei ALLEN europäischen Politiker so.
.
Donald Trump ist der einzige Politiker, den ich kenne – der bei seinem Amts-Antritt offiziell auf sein Gehalt als US-Präsident verzichtet hat.

Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
Reply to  Karl Bernhard Möllmann
6 Jahre her

. . . ZITAT @ Günther Lachmann: . „Er (Puigdemont) widersprach jedoch heftig Aussagen von Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen, der jüngst auf einem Symposium mit europäischen Gästen behauptet hatte, die katalanische Autonomiebewegung sei „im Bereich von Desinformation und Propaganda“ von Wladimir Putin unterstützt worden mit dem Ziel, den Nato-Staat Spanien zu schwächen.“ . Jetzt leidet der Chef des deutschen Verfassungsschutzes auch schon an einer Russland-PHOBIE – und wird damit zum echten Sicherheits-RISIKO für Deutschland – nachdem bereits ANGELA MERKEL wegen ihrer Russland-PHOBIE ausdrücklich NICHT zur Fußball-Weltmeisterschaft gereist ist – um die „Mannschaft“ zu unterstützen wie beispielsweise EMMANUEL MACRON. . MIT DIESEM… Read more »

Wayne Podolski
6 Jahre her

Rajoy nach Mißtrauensvotum abgesetzt und sein Nachfolger setzt sich direkt mal mit Soros zusammen – dang! Und nachdem er dessen Leitfaden einschließlich möglicher finanzieller Zuwendungen entgegen genommen hat, mit Chefe Torra. Vermute mal es geht darum, wie man Spanien als Einfallstor für weitere Migrantenströme benutzen will. Ich bin dringend dafür den Stierlauf in Pamplona nur noch mit Politikern durchzuführen. Von oben angucken tut sich den Irrsinn der spanische Mond, hier besungen von Little Feat.

https://www.youtube.com/watch?v=nVJf6LhPB7Q

El Bolo
El Bolo
Reply to  Wayne Podolski
6 Jahre her

Katalonien ist seit 40 Jahren das Haupteinfallstor für muslimische Migranten, seit Ministerpräsident Jordi Pujol.

Horst G Ludwig
Horst G Ludwig
Reply to  El Bolo
6 Jahre her

Was redet er denn da fuer einen Schwachsinn? Mit solchen Luegen erreicht man was?

El Bolo
El Bolo
Reply to  Wayne Podolski
6 Jahre her

Spain
Open Society Initiative for Europe
Barcelona, Spain
+34 93 159 38 38

Offices & Foundations Europe
https://www.opensocietyfoundations.org/about/offices-foundations

fofo
fofo
Reply to  Wayne Podolski
6 Jahre her

Waere doch nett wenn wenigstens einer mal kapieren wuerde, dass Trump und Soros ein und dasselbe sind, eineiige Zwillinge, nur die Doofen nehmen Partei.

fofo
fofo
Reply to  fofo
6 Jahre her

Interessant auch , dass der ehemalige?? Stratege Trumps jetzt in Europa Fuss fassen und die ultrarechten Parteien sammeln will. Was hat der Typ in Europa zu suchen ? Nichts, ausser den Konkurrenten der USA Europa zu spalten und zu zerstoeren.

waltomax
waltomax
6 Jahre her

Anarchie! Nur Idioten setzen Anarchie mit „Chaos“ gleich. In Wirklichkeit ist Anarchie nur ein Grund – Zustand in welchem niemand Macht ausübt. Regulatorische Maßnahmen, wie sie in Netzwerken (Heterarchien) oder Hierarchien ausgeübt werden können, legen sich bei Bedarf über den Grundzustand. Die Anarchie der Katalanen wurde seinerzeit sowohl von Franko, Hitler und Stalin bekämpft. Der Grund ist simpel. Eine Hierarchie ist stets bestrebt, die Ungleichheit durch Kontrolle und Regulation aufrecht zu erhalten. Ständig wird man gemaßregelt und wird daran gehindert, seine Kreativität im „herrschaftsfreien Grundzustand“ auszuleben. Ist es nicht der Normalfall, dass mir als einem freien Wesen zumindest die meiste… Read more »

El Bolo
El Bolo
Reply to  waltomax
6 Jahre her

„Die Anarchie der Katalanen wurde seinerzeit sowohl von Franko, Hitler und Stalin bekämpft.“
———–
Anarchie der Katalanen= Ikke lach m ’n Bruch! Die waren noch nie anarchisch, in keiner Phase ihrer Geschichte, von den Wisigothen angefangen bis zu Putxi. Und, waltomax, Du meintest sicher Franscico Franco, oder?
https://www.schoeningh.de/katalog/titel/978-3-506-76517-8.html

Zariq ben Ziyad hat sie 711 zurechtgestutzt. Den Rest davon findest Du heute, im Nordosten Spaniens und auf einigen qkm Südwestfrankreichs.

waltomax
waltomax
Reply to  El Bolo
6 Jahre her

https://de.wikipedia.org/wiki/Anarchismus_in_Spanien

Ein falsh geschriebener Franco macht Sie nicht zum Experten und mich nicht zum Dummkopf.

Horst G Ludwig
Horst G Ludwig
Reply to  waltomax
6 Jahre her

Erstens hat der Gast sich auf eine Aussage „El Bolo“ bezogen und zweitens reden Sie Unsinn total. Wie kann man sich das Erwehren von besetzten Gebieten als Anarchie bezeichnen?

waltomax
waltomax
Reply to  Horst G Ludwig
6 Jahre her

@Herr Ludwig, auf Totschlagargumente gehe ich nicht ein. Gerne diskutiere ich dezentrale Formen der Organisation in Politik, Verwaltung und Wirtschaft und bringe Strukturbeispiele aus der Natur. Offensichtlich setzen sie auf die Hierarchie und reagieren sehr empfindlich, wenn jeman diese schon strukturell für nachaltige Gemeinwesen als ungeeignet ansieht. Die Katalanen, besonders die Kommume in Barcelona, haben es historisch mit dem politischen Anarchismus versucht. Und wurden plattgemacht. Von unreflektierten Dampfwalzen.

El Bolo
El Bolo
6 Jahre her

Vielleicht mal mit „Katar“ versuchen?
http://eussner.blogspot.com/search?q=puigdemont+katar

Islamisierung Europas von Katalonien aus
http://eussner.blogspot.com/2015/03/islamisierung-europas-von-katalonien-aus.html

vier
vier
6 Jahre her

Gegenfrage: Wo hatte Kohl die Millionen her? Durch sein DICHTHALTEN (klingt wie Mafia) wurde Merkel zur Kanzlerin u. Schäuble „vergisst“ glatt 100.000 von einem „Waffenhändler“? Vorbilder für effektive Lobby? Bezahlung für den heutigen WEG? Druckmittel?

Und KEINER hier weiß was, NIEMAND interessiert es, die Qualitätsmedien schweigen unisono.

Wenn Kohl, Merkel und Schäuble seinerzeit ordnungsgemäß von der NSA abgehört wurden, wissen die bestimmt mehr als KEINER und NIEMAND- ein wirksamer „Antrieb“ für so Manchen?

vier
vier
Reply to  vier
6 Jahre her

……..oder das Ding mit dem Balken im eignen und dem Splitter in des Bruders Auge.

Horst G Ludwig
Horst G Ludwig
6 Jahre her

Weder sind die „si“ Fahnen einfach verschwunden noch sollte man sich erlauben einseitigen Journalismus hervorzufiltern und dem korrupten Spanien beizustehen. Die Si (Ja) Fahnen bezogen sich letztes Jahr auf das Referendum, das Spanien mit Hilfe der Presse kriminalisierte und daraufhin entstand allenorts die gelbe Schleife als Symbol und seit wenigen Monaten gelbe Kreuze, mit denen die katalanischen Buerger ihren Willen ausdruecken. Auch diese werden mittlerweile von Spanien verboten und verfolgt. Das Hinterhergequatsche von rechtsradikalen Journalisten Spaniens bezgl der finanziellen Aspekte Puigdemonts bringt ebenfalls nichts. Da stehen nicht nur ein paar tausende sondern hundert tausende an Katalanen bereit und helfen aus… Read more »

Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
Reply to  Horst G Ludwig
6 Jahre her

. . . ZITAT @ Horst G. Ludwig: . „Wer das gerne objektiv behandeln will: da steht ein extrem korruptes Koenigreich ohne getrennten Justizaparat, schminkt sich als Demokratie und walzt alle Unabhaenigkeitsbewegungen besetzter und gestohlener Gebiete mit Polizeigewalt nieder.“ . DANKE Herr Ludwig – daß Sie die Kirche wieder in’s Dorf zurück gestellt haben – echtes RECHT & echte FREIHEIT & echte DEMOKRATIE sind das LETZTE, was wir von der EU & der westlichen LÜGEN-Presse zu erwarten haben! . Zu IHRER Frage: . „Was muss denn noch passieren, damit diese toxische Berichterstattung oder Fehlanalyse endlich aufhoert?“ . Solange die LÜGEN… Read more »

Stiller Leser
Stiller Leser
6 Jahre her

Es gehört zwar nicht zum Thema. Aber es ist unglaublich:
https://www.journalistenwatch.com/2018/07/27/jetzt-wird-auch-mit-botschaftsterminen-online-gehandelt/
Die Deals mit Asylpapieren und anderen Dokumenten geht viral!

Karl Bernhard Möllmann
Karl Bernhard Möllmann
6 Jahre her

. . . Gehört ebenfalls nicht DIREKT zum Thema „Geldgeber in der spanisch/katalanischen Politik“ – aber es gehört zum Thema „Geldgeber in der US/Deep State Politik“ . Und der WESTEN macht DAS nach – was die USA vormachen – also vielleicht DOCH ein Blick hinter die Kulissen . . . ? . Dr. Paul Craig Roberts schreibt über das größte & mit Abstand KRIMINELLSTE KOMPLOTT in der Geschichte der USA! . Geldgeber: Rußland – EMPFÄNGER: Hillary & Bill CLINTON! . Langsam lichtet sich der NEBEL, und wir beginnen zu erkennen – WARUM die angeblichen „Demokraten“ rund um die kriminelle CLINTON-Stiftung… Read more »

bstw_ler_naw
bstw_ler_naw
6 Jahre her

Der Text von Herrn Lachmann fällt schon deshalb angenehm auf, weil er – entgegen der üblichen geolitico-Stoßrichtung – nicht gleich mit ferigen Meinungen, eindeutigen Urteilen und (persönlichen) Diffamierungen und Ausgrenzungen arbeitet! Stattdessen BESCHREIBT L. die Situation, nennt zahlreiche (widersprüchliche) Interessen und – eine seltene journalistische Tugend in diesen Zeiten – stellt Fragen (nicht nur: „Wer finanziert P.?“)! In augenfälligem Kontrast dazu machen fast alle Foristen, die diesen Artikel kommentieren, das, was sie immer tun: Sie zementieren ihre (Vor-)Urteile, kaschieren ihr Nichtwissen mit apodiktischen statements, und beharren auf einer Meinung, die sie nur in Ausnahmefällen einmal herleiten oder begründen! Das fängt… Read more »