Ein peinliches Merkel-Schulz Duett

Das vermeintliche „Duell“ von Schulz und Merkel auf vier Fernsehsendern zeitgleich zu übertragen, war eine Zumutung für jeden Fernsehzuschauer.

Es ist schon erstaunlich, was sich Fernsehzuschauer an einem Sonntagabend bieten lassen. Auf gleich vier Kanälen (sic!) zeitgleich übertrugen die quotenstärksten Sender das „Duell“ Martin Schulz gegen Angela Merkel zur besten Sendezeit! Dafür durfte jeder dieser Sender einen Moderator bzw. eine Moderatorin beisteuern. Wer aber nach einem zumindest etwas Niveau versprechenden Angebot suchte, der sah in die Röhre bzw. schlüpfrige Peinlichkeiten bei „Grill den Henssler“.

Wie der Weihnachtsmann und der Osterhase

In Ländern wie Frankreich oder den USA „grillen“ Top-Journalisten in Fernsehduellen vor Präsidentschaftswahlen die Kandidaten mit Faktenwissen und hartnäckigen Nachfragen, in Deutschland sind sie bestenfalls Stichwortgeber. Zum Glück hatten sich Peter Kloeppel (RTL), Klaus Strunz Pro7/Sat1, Sandra Maischberger (ARD) und Maybritt Illner (ZDF) diese Stichworte bei der AfD und nicht etwa bei Grünen oder Linken besorgt. Über eine Stunde hielten sie Merkel und Schulz all die Fakten zur Immigration vor, die AfD-Politiker derzeit landauf, landab auf Wahlkampfbühnen verkünden. Leider reichte es bei den Journalisten dann aber nicht mehr für kenntnisreiche Nachfragen auf die meist nahezu gleichlautenden Antworten der Befragten.

Tatsächlich waren sich Schulz und Merkel in fast allen Punkten weitgehend einig. Die heute von einigen Journalisten bei Schulz diagnostizierte Angriffslust ist zumindest mir verborgen geblieben. Die SPD und ihr Kanzlerkandidat, die in den vergangenen Jahren die Politik der Kanzlerin in allen Punkten zu 100 Prozent mitgetragen haben, sind als Merkel-Gegner in etwa so glaubwürdig wie der Weihnachtsmann und der Osterhase.

Schlecht inszeniertes Theater

Aber das war ja schon vor diesem vermeintlichen „Duell“ klar. In Wahrheit ging es gestern Abend um nichts anderes als Selbstdarstellung. Ein paar ausgewählte Journalisten durften sich wichtig fühlen und dem vermeintlichen Herausforderer vor der Öffentlichkeit das Gefühl vermitteln, er werde ernst genommen. Dabei hatte Sigmar Gabriel seinen Parteifreund Schulz schon in der vergangenen Woche abgekanzelt. Und Angela Merkel hatte den Sendern ihre Bedingungen diktiert. Sie hat noch nie etwas dem Zufall überlassen.

Was da gestern Abend über die Bildschirme lief, war bestenfalls schlecht inszeniertes Theater. Und es war eine Frechheit, das zeitgleich auf den vier quotenstärksten Sendern zu bringen.

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Über Günther Lachmann

Der Publizist Günther Lachmann befasst sich in seinen Beiträgen unter anderem mit dem Wandel des demokratischen Kapitalismus. Er veröffentlichte mehrere Bücher, darunter gemeinsam mit Ralf Georg Reuth die Biografie über Angela Merkels Zeit in der DDR: "Das erste Leben der Angela M." Kontakt: Webseite | Twitter | Weitere Artikel

11 Comments
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Joachim
Joachim
6 Jahre her

Man kann mich zwar zwingen, GEZ-Gebühren zu zahlen, aber (noch) nicht, mir so ein widerwärtiges Schauspiel anzuschauen.

Karl Bernhard Möllmann
6 Jahre her

. . .
WIE könnte denn auch ein abgekartetes Trauer-Spiel aus der Abteilung FAKE-news – ein echtes „Duell“ sein – wo es sich um eine abgestandene Seifen-Oper zwischen zwei alten Kampf-Kumpanen handelt, die seit Jahren in GEHEIMEN Hinterzimmern gemeinsam Deutschland an die Globalisten-Sekte verscherbelt haben . . . ?

Bernhard
Bernhard
6 Jahre her

Lieber Herr Lachmann,
erst Scheiße ansehen , und sich dann über Scheiße aufregen…..
Das hat Art.
Kein Wunder,dass die AfD den Bach runter geht,bei solchen „Strategen“

hubi Stendahl
hubi Stendahl
Reply to  Bernhard
6 Jahre her

@Bernhard Zitat: „erst Scheiße ansehen , und sich dann über Scheiße aufregen…..“ Zunächst einmal ist es die Pflicht eines Journalisten sich wichtige Sendungen im TV anzusehen. Schließlich muss er up to date sein. Hinzu kommt, dass manchmal in einer solchen Wundertüte auch Sehenswertes steckt, wie beispielsweise die Aussage im TV von Bill Clinton 1998:“I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky.“ An das Gesicht erinnere ich mich noch heute. Die Choreographie und die entgleisten Gesichtszüge kann man später nur beschreiben, wenn man es live gesehen hat. Gestern war es zwar nicht lustig, eher abstoßend, als die dritte… Read more »

Bernhard
Bernhard
Reply to  hubi Stendahl
6 Jahre her

@Hubi Stendal
Frei nach dem Motto:
Kann ja jeder behaupten,dass die beiden nur Scheiße absondern,
oder haben Sie gedacht, die beiden sondern mal Schockolade ab ?
„Man kann sich nicht darauf verlassen, was vor der Wahl gesagt wurde. auch…………………….

Wayne Podolski
6 Jahre her

Herrlich Merkel nach 5:44 „Wir Deutschen …hüstel “

Danach war dann auch Schluss für mich.

https://www.youtube.com/watch?v=_VExII1m1tM&feature=youtu.be&t=5m39s

Zitrone
Zitrone
6 Jahre her

„NWO WELTPOLITIK ★ Wie können wir die Hintergründe HINTER den Hintergründen erkennen?“

https://www.youtube.com/watch?v=TkvZ6P5_2t4&list=PLPsKQnVnJetNUUvl-JTHQnZei8FcXwghK

Ranma
Ranma
6 Jahre her

Ich habe nur nach dem Duett einen Christian Lindner (FDP) bei einer Rede im Fernsehen gesehen. Der kann inzwischen irgendwie besser reden als zu der Zeit als die FDP noch im Bundestag war. Beispiele: »Der Wähler hat endlich jemanden, der mit Leidenschaft einen Haufen Stuß erzählt.« »Endlich wird uns wieder das Blaue vom Himmel versprochen.« »In letzter Zeit kommen mehr und mehr Leute zu mir mit der Bitte: Herr Lindner, bitte helfen sie mir, denn die Frau Nahles will mir helfen!« Hintergrund zu der letzten Aussage: Die Leute mit dieser Bitte sind gutbezahlte IT-Fachkräfte, die gegen ihren Willen zu Scheinselbstständigen… Read more »

hubi Stendahl
hubi Stendahl
Reply to  Ranma
6 Jahre her

@Ranma Zitat: „Der Wahl-o-mat kann helfen, falls man sich nicht alleine entscheiden kann. Der Wahl-o-mat behandelt, zumindest bisher, kleine Parteien fair.“ Die kommende Wahl ist eine historische. Hier wird entschieden, ob die BRD in den nächsten vier Jahren -endgültig- abgerissen wird, oder ob eine Partei, die es im Programm hat, verhindern kann, damit eine 2/3 Mehrheit im Bundestag, die für eine GG Änderung erforderlich ist, verhindert wird. Hier geht es in erster Linie um den Artikel 79-3, 146 als Einsteiger und 23. Alles andere, mit Ausnahme des Werkzeugs Migration, ist ablenkendes Beiwerk. Die Wahl einer chancenlosen Partei verhindert dabei, dass… Read more »

Ranma
Ranma
Reply to  hubi Stendahl
6 Jahre her

Jetzt werd mal nicht albern! Die AfD hat keineswegs mehr Chancen als beispielsweise die Piraten! Wenn man sich niemals außerhalb der eigenen Echokammer bewegt, dann bekommt man das natürlich nicht mit. Tatsächlich hatte ich Zweifel daran, ob ich den Wahl-o-maten überhaupt erwähnen sollte. Den hatte ich früher mal benutzt. Damals war er noch neu, wahrscheinlich besser, aber auch schon nicht perfekt. Wie du selbst hier an Beispielen vorführtest, kann der Wahl-o-mat sehr gut als Einstieg dienen, um einen Überblick über die Positionen der einzelnen Parteien zu erhalten. Dazu muß man halt noch ein paar Links zusätzlich anklicken, anstatt nur die… Read more »

Holger Burkhard
Holger Burkhard
6 Jahre her

Wirklich köstlich, wie der einst erfolglos therapierte Größenwahnsinnige Merkel den Vizekanzlerposten in seinem Kabinett anbietet. Trotz seiner Bösartigkeit ist Chultz eine grandiose Lachnummer.

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